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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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korrekt, dass du seinerzeit mit deinen Kollegen unterwegs warst, als Þorfinnur verunglückte?«
    Arnar hörte auf, in seinem Kalender zu blättern, bedeutete Sigurður Óli, Platz zu nehmen, und setzte sich selber hinter seinen Schreibtisch.
    »Wird etwa noch einmal in dem Fall ermittelt?«
    »Kannst du mir in groben Zügen sagen, was damals passiert ist?«, entgegnete Sigurður Óli, ohne auf die Frage einzugehen.
    Arnar gab sich damit zufrieden und begann, Sigurður Óli zu schildern, was auf dieser Reise passiert war, als sein Kollege Þorfinnur verunglückte. Seine Darstellung stimmte mit dem überein, was sowohl Knútur als auch Sverrir gesagt hatten. Arnar bestätigte, dass Sverrir Þorfinnur als Letzter lebend gesehen hatte.
    »Was für ein Verhältnis hattet ihr zueinander?«, fragte Sigurður Óli. »Wart ihr gut befreundet?«
    »Ich habe wohl das Recht zu wissen, weshalb du diese Fragen stellst.«
    »Deine Freunde haben dir nichts erzählt?«
    »Knútur hat mit mir gesprochen, er hat keine Ahnung, was da im Gange ist.«
    »Nein. Das wird sich noch herausstellen. Wart ihr vier eng befreundet?«
    »Befreundet? Das kann man so nicht sagen. Wir waren nur relativ gut miteinander bekannt.«
    »Ihr habt zusammengearbeitet?«
    »Natürlich haben wir zusammengearbeitet, wir waren ja alle bei derselben Bank. Was genau möchtest du von mir wissen?«
    Sigurður Óli holte ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus der Innentasche seines Mantels.
    »Kannst du mir sagen, was für Leute das sind?«, fragte Sigurður Óli und reichte Arnar die Liste mit den Namen der Leute, die mit auf der Gletschertour waren.
    Arnar nahm die Liste entgegen, ging sie kurz durch und reichte dann Sigurður Óli das Blatt zurück.
    »Nein, nur die Leute, die uns dazu eingeladen haben, die von dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen.«
    »Diese Ausländer kennst du nicht?«
    »Nein«, erklärte Arnar.
    »Du hast auf dieser Reise eine gewisse Sigurlína Þorgrímsdóttir von dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen kennengelernt. Ging diese Bekanntschaft tiefer?«
    »Nein. Sie hat die Fahrt organisiert, nicht wahr?«
    »Das passt. Hat einer von deinen Bankkollegen die Bekanntschaft mit ihr intensiviert?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Keiner?«
    »Nein. Es wäre auch nur Þorfinnur in Frage gekommen«, sagte Arnar und sah sich bemüßigt hinzuzufügen: »Er war nicht verheiratet.«
    »Soweit ich weiß, hat das für sie keine Rolle gespielt«, sagte Sigurður Óli. »Wie gut hat er Sigurlína gekannt?«
    »Ich habe damit nur gemeint, dass sie mit ihm flirtete, ihn anzumachen versuchte und so etwas. Þorfinnur war ziemlich gehemmt, was Frauen betrifft. Er war richtig unbeholfen in weiblicher Gesellschaft. Gibt es sonst noch etwas? Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich bin außerordentlich beschäftigt.«
    »Und, war etwas zwischen ihnen?«
    »Nein«, sagte Arnar, »nicht, dass ich wüsste.«
    »Aber zwischen ihr und Sverrir oder Knútur?«
    »Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.«
    »Sigurlína war so«, entgegnete Sigurður Óli, »wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Danach musst du die beiden schon selber fragen.«
    Bevor er das Bankgebäude verließ, stattete Sigurður noch einmal Sverrir und Knútur einen kurzen Besuch ab, um ihnen die Liste mit den Namen zu zeigen und ihnen dieselbe Frage zu stellen wie Arnar, ob sie die Namen auf der Liste kannten. Er hatte sie ihnen absichtlich nicht gleich beim ersten Besuch gezeigt, um sie zu überrumpeln und konfus zu machen und sie im Ungewissen darüber zu lassen, über welche Informationen er verfügte. Sverrir sah sich das Blatt kaum an, reichte es Sigurður Óli zurück und sagte, dass er keinen von den anderen Teilnehmern gekannt hatte. Knútur nahm sich etwas mehr Zeit, sich die Namen anzusehen. Er wirkte in Sigurður Ólis Nähe unsicherer als die beiden anderen, sagte aber das Gleiche, er habe außer seinen Kollegen niemanden auf dieser Reise gekannt.
    »Ganz sicher?«, fragte Sigurður Óli.
    »Ja, absolut«, antwortete Knútur.
    Er ging zum Ausgang, als jemand seinen Namen rief. Er drehte sich um und sah seine Klassenkameradin Steinunn mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zukommen. Er hatte sie seit dem Klassentreffen nicht mehr gesehen, wo sie ihm über ihre neue Arbeit in der Bank erzählt hatte. Und sie hatte erwähnt, dass er nicht ihr Typ sei.
    »Was machst du denn hier, brauchst du ein Darlehen?«, fragte Steinunn mit den blonden Haaren, den dunklen Augenbrauen und der knallengen

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