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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Topmanager, die einen Kredit bei der Bank aufnahmen, um Bankaktien zu kaufen, mit einer Hypothek auf den Aktien und einer Versicherung gegen Verluste. Sie waren nur ganz normale Bankangestellte, die sich dienstbeflissen um die Kunden der Bank kümmerten.
    »Und du bist auf den Zug gesprungen?«, fragte Finnur.
    »Ohne zu überlegen«, antwortete Knútur. »Alle verdienen sich hier in Island eine goldene Nase, warum wir nicht auch?«
    »Und Þorfinnur? Ist der auch aufgesprungen?«
    Knútur nickte. »Wir steckten zu viert drin.«
    »Sonst niemand?«
    »Nein.«
    »Was geschah mit Þorfinnur?«
    »Danach musst du Sverrir fragen.«
    »Du weißt es aber auch«, sagte Finnur.
    »Ich weiß nur, dass er … dass er es nachher bereuthat. Er hatte uns gesagt, dass er da nicht länger mitmachen würde.«
    »Und dann habt ihr ihn euch vom Hals geschafft.«
    »Darüber musst du mit Sverrir reden.«
    »War das der Plan, über den Lína gesprochen hat?«
    »Lína?«
    »Sigurlína Þorgrímsdóttir. Sie wurde vor ein paar Tagen ermordet.«
    »Ach ja. Ich weiß nicht, wer das ist. Das habe ich dir auch schon gesagt, ich weiß nichts über diese Lína.«
    »Sie war auf dieser Gletschertour dabei, auf der auch Alain Sörensen mitgefahren ist. Arnar kann sich an sie erinnern. Du hast behauptet, du kennst sie nicht.«
    Knútur schwieg.
    »Sie wusste aber, was ihr da am Laufen hattet«, sagte Sigurður Óli.
    »Rede mit Sverrir. Der weiß das alles. Ich habe meinen Namen nur für den Kredit hergegeben, und ich habe Konten eröffnet. Er weiß alles über Þorfinnur. Ich hätte Þorfinnur niemals etwas antun können. Ganz bestimmt nicht.«
    »Sverrir aber wohl?«, fragte Sigurður Óli. »Hätte er Þorfinnur zum Schweigen bringen können?«
    »Danach musst du ihn selber fragen.«
    »Sind in euren Gesprächen jemals Namen wie Þórarinn oder Hörður gefallen? Der eine ist Lieferwagenfahrer, der andere hat eine Reparaturwerkstatt.«
    »Nein.«
    »Vielleicht kennst du ihre Spitznamen, Toggi und Höddi?«
    »Nein. Ich habe wirklich überhaupt nichts mit der Sache zu tun. Sverrir und Arnar haben alles geregelt.Sie waren überzeugt davon, dass ich schlappmachen würde, deswegen wollten sie mich ins Ausland schicken.«
    »Und du hast schlappgemacht.«
    »Wenn man es schlappmachen nennen kann, die Wahrheit zu sagen.«
    Eine Weile herrschte Schweigen, dann räusperte Knútur sich. Sigurður Óli sah, dass er mit sich kämpfte.
    »Þorfinnur wollte aussteigen, als er erfuhr, woher dieses Geld von Sörensen stammte«, sagte Knútur.
    »Das Geld von Sörensen?«
    »Ja. Alain ist es irgendwie einmal rausgerutscht, als er sich vor uns aufspielen wollte. Er hätte es uns nie sagen dürfen.«
    »Und was war das für Geld?«
    »Þorfinnur ist total ausgerastet.«
    »Was war das für Geld?«
    Knútur zögerte. »Ich … Rede mit Sverrir. Er hat alles entschieden.«

Achtundvierzig
    Im Interesse der Ermittlung hielt man es nicht für ratsam, mit der Festnahme von Sverrir und Arnar bis zum nächsten Morgen zu warten. Die Polizei fuhr gegen Mitternacht mit dem Haftbefehl bei ihnen zu Hause vor, und sie wurden wegen des Verdachts auf groß angelegte Geldwäsche ins Hauptdezernat an der Hverfisgata gebracht. Sigurður Óli war der Meinung, dass es nicht lange dauern würde, bis auch die Mordanklagen wegen Sigurlína und Þorfinnur folgen würden.
    Er selber war bei der Festnahme nicht dabei. Er hatte zwar nie besonderes Mitleid mit Verdächtigen, aber der Besuch bei Knútur, bei dem er mitansehen musste, wie dessen ganze Welt zusammenbrach, hatte ihm gereicht. Die offiziellen Vernehmungen von Sverrir und Arnar würden am nächsten Tag beginnen. Beide hatten die Anwesenheit ihrer Rechtsanwälte verlangt. Den Angaben der Polizisten zufolge, die sie abgeführt hatten, waren beide sehr ruhig, um nicht zu sagen gelassen gewesen. Es hatte beinahe den Anschein gehabt, als hätten sie mit der Polizei gerechnet. Sigurður Óli ging davon aus, dass die Frau von Knútur sie telefonisch informiert hatte, dass es kein Entkommen mehr gab. Die erste Nacht würden sie im Hauptdezernat verbringenund am nächsten Tag in Untersuchungshaft nach Litla-Hraun gebracht werden.
    Er beschloss, auf ihr Eintreffen im Hauptdezernat zu warten, und las unterdessen die schriftlichen Aufzeichnungen der abgehörten Telefongespräche durch, die Höddi in den letzten Wochen geführt hatte. Eine völlig uninteressante Lektüre, und er war kaum imstande, sich darauf zu konzentrieren.
    Er hatte

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