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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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das?«, fragte Sverrir.
    Sörensen antwortete mit einem Lächeln.
    »Es geht also um Schwarzgeld?«, fragte Arnar.
    »Ich habe doch gesagt, dass ihr euch keine Gedanken darüber zu machen braucht«, sagte Sörensen. »Ich, beziehungsweise meine Bank, wir leihen euch dieses Geld wie bei einer ganz normalen geschäftlichen Transaktion, was es ja eigentlich auch ist. Wahrscheinlich wäre es sogar am günstigsten, die Euros in Yen umzutauschen, um dadurch die Zinsgewinne zu maximieren.«
    Nach Sushi und Sake waren sie in eine Sportbar nebenan gegangen. An diesem Mittwochabend wurdenSpiele der UEFA Champions-League übertragen. Sörensen setzte sich mit ihnen vor eine Großleinwand, auf der ein Spiel von Arsenal London gezeigt wurde.
    »Das ist eine Menge Geld«, sagte Sverrir.
    »Ich gehe davon aus, dass ihr es auf speziellen Konten deponiert, die ihr für diesen Zweck einrichtet«, sagte Sörensen.
    »Wieso ausgerechnet wir?«, fragte Arnar.
    »Wir blicken in die Zukunft, und da hat Island ausgezeichnetes Potenzial«, erklärte Alain Sörensen. »Wir gehen davon aus, dass die Zinsen noch weiter steigen, sodass wir gute Profite machen können. Im isländischen Hochland gibt es gewaltige Bauprojekte, die Banken expandieren, und die Risikoinvestitionen mit billigen Krediten werden natürlich zusätzlich zu den hohen Zinsen auch Inflation zur Folge haben. Ich habe das mal von der heutigen Situation ausgehend für euch durchgerechnet, die Zahlen sind alles andere als schlecht. In isländischen Kronen. Meine Bank kann Gesellschaften für euch gründen, und sie könnte sich auch um deren Administration kümmern.«
    Er zog ein Blatt Papier aus seiner Brusttasche und reichte es über den Tisch. Sverrir nahm es entgegen, überflog die Zahlen und gab es an Arnar weiter.
    »Ihr verstoßt gegen keine Gesetze«, erklärte Sörensen. »Ihr nehmt bloß einen Kredit von meiner Bank entgegen, investiert mit dem Geld in Island, und die Rendite geht nach Tortola. Das ist alles völlig legal.«
    »Du bist also in erster Linie auf der Suche nach Investitionsmöglichkeiten in Island, und zwar mit Geld, dass du in Umlauf bringen möchtest, und wir kassieren die Rendite?«
    »Genau, eine simple Spekulationsstrategie mit Währungen, Currency-Carry-Trade.«
    »Geht es dabei um Geldwäsche?«, erkundigte sich Arnar, der Sörensen kaum kannte und von Natur aus etwas voreilig war.
    Der Bankmanager aus Luxemburg sah die beiden an.
    »Wenn ihr euch die Sache überlegen wollt, dann ist das ganz in Ordnung«, sagte er. »Und wenn ihr vielleicht noch mit anderen Kollegen in der Bank reden wollt, um den Kredit unter mehr Leute zu streuen, um keine Verdachtsmomente aufkommen zu lassen, dann ist das ebenfalls in Ordnung. Es handelt sich ja schließlich um eine nicht ganz unerhebliche Summe für ganz normale Banker.«
    »Wieso brauchst du uns als Zwischenglied?«, fragte Sverrir. »Warum investierst du nicht einfach selber mit diesem Geld in Island? Machst selber Geschäfte mit der isländischen Krone?«
    »Das könnte ich natürlich, wenn ich daran interessiert wäre«, antwortete Sörensen. »Aber meine Kredite haben, wie soll ich mich ausdrücken, im Augenblick bereits die obere Marge erreicht. Ich bin ja kein richtig großer Investor, sondern nur ein Banker wie ihr. Bis jetzt noch. Was sich aber hoffentlich demnächst ändern wird, und dann hätte ich großes Interesse daran, in Island zu investieren, vermutlich in recycelbare Energie. Soweit ich weiß, gibt es ein hervorragendes Potenzial in Bezug auf Wasserkraft und geothermale Energie, und darauf werden sich in Zukunft auch die Investoren konzentrieren. Ich hoffe darauf, dass ihr mir dabei behilflich sein werdet, wenn es so weit ist.«
    Alain Sörensen lächelte.
    »Dein Interesse richtet sich also darauf, an der isländischen Zinspolitik zu verdienen?«, fragte Sverrir.
    »Nicht nur meins«, entgegnete Sörensen. »Das Wirtschaftswunder bei euch erweckt überall die Aufmerksamkeit von Investoren, die mit den Differenzen im Zinsniveau spekulieren. Eure Glacier Bonds haben sich gut verkauft.«
    »Ja, die sind weggegangen wie warme Semmeln«, sagte Arnar.
    Sörensen warf einen Blick auf seine Armbanduhr und sagte, er müsse sich jetzt leider verabschieden.
    »Ihr signalisiert mir ein Ja oder Nein«, sagte er. »Und falls ihr mehr braucht als fünfundvierzig Millionen – das ließe sich ebenfalls einrichten.«
    »Das ist ein Haufen Geld«, sagte Sverrir.
    »Verteilt es auf drei oder vier Leute, wenn ihr

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