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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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draußen auf dem Korridor einen jungen Delinquenten gesehen, einen von diesen Gewalttätern, bei denen es ihn immer danach gelüstete, ihnen zu sagen, was für Armleuchter sie waren. Ihm fiel Pétur ein, dem er ordentlich die Leviten gelesen hatte. Wenig später waren sie sich im Krankenhaus wiederbegegnet. Der junge Mann hatte seine Methode am eigenen Leib zu spüren bekommen, er war ganz in der Nähe des Hauptdezernats brutal zusammengeschlagen worden. Sigurður Óli wusste nicht, ob der-oder diejenigen, die dahintersteckten, gefasst worden waren. Der Fall unterstand Finnur, er selber wusste zu wenig darüber.
    Er überlegte, ob Finnur auch mit dem Fall des Jungen auf dem Korridor befasst war. Er versuchte, sich auf das aufgezeichnete Gewäsch von Höddi zu konzentrieren, gab es aber bald auf und ging hinaus auf den Korridor.
    »Und was ist es jetzt wieder, Kristófer?«, fragte er und setzte sich zu dem jungen Mann mit der Platzwunde an der Stirn.
    »Geht dich nichts an«, sagte Kristófer. Er war zweiundzwanzig Jahre alt und erinnerte in vieler Hinsicht an diesen Pétur, aber er war kräftiger und hatte am ganzen Körper Tätowierungen. Ein Tattoo am Hals reichte bis in den Nacken. Er war bekannt dafür, Leutein Schlägereien zu verwickeln, entweder allein oder mit irgendwelchen Kumpeln. Dabei spielte es keine Rolle, ob er zugedröhnt oder völlig nüchtern war. Meist geschah das im Stadtzentrum, vor allem wenn gegen Morgen etliche Menschen allein unterwegs waren. Er war im Grunde genommen kein draufgängerischer Typ, ebenso wenig wie die anderen, die über nichtsahnende Leute herfielen, die ihnen körperlich unterlegen waren.
    »Hast du wieder jemanden zusammengeschlagen?«, fragte Sigurður Óli.
    »Verpiss dich!«
    »Und was ist jetzt, hat man dich schon verhört und wartest du nur darauf, dass sie dich laufen lassen?«
    »Verpiss dich.«
    »Eigentlich müsstest du dich doch freuen. Unser System ist ja so toll für Armleuchter wie dich.«
    »Ja, super.«
    »Was war los?«
    Kristófer antwortete nicht.
    »Wen hast du zusammengeschlagen?«
    »Der Typ ist auf mich losgegangen.«
    »Immer dieselbe Leier«, sagte Sigurður Óli.
    Kristófer schwieg.
    »Immer fallen andere über dich her. Findest du das nicht komisch?«
    »Ich kann nichts dafür.«
    »Nein, ich weiß. Es ist ja nicht deine Schuld, wie du bist.«
    Kristófer schwieg.
    »Ich sollte mich da eigentlich nicht einmischen«, sagte Sigurður Óli und stand auf.
    »Weshalb machst du es dann?«, entgegnete Kristófer.
    Sigurður Óli überflog den Bericht über die Festnahme von Kristófer vom gleichen Abend. Er war vor einer Disco, wo ältere Schüler zusammen gefeiert hatten, über einen neunzehn Jahre alten Gymnasiasten hergefallen. Der bewusstlose Junge wurde im Krankenwagen zur Unfallambulanz gebracht. Kristófer hatte mehrfach zugetreten, und der Junge hatte schwere Verletzungen davongetragen. Es gab abweichende Zeugenaussagen darüber, wie es zu der Schlägerei gekommen war. Ein Zeuge hatte ausgesagt, dass Kristófer ohne irgendwelchen Anlass auf den Jungen zugegangen und ihm einen heftigen Kopfstoß versetzt hatte.
    »Wieso mach ich mir eigentlich Gedanken wegen dieser Idioten?«, stöhnte Sigurður Óli und legte den Bericht weg. Er versuchte vergeblich, Finnur zu erreichen, vermutlich kümmerte der sich um die Festnahme von Sverrir und Arnar. Schließlich wandte er sich wieder den Aufzeichnungen von Höddis Telefongesprächen zu. Die meisten Telefonate waren kurz, vor allem die mit seiner Frau, die ihn zum Einkaufen schickte oder ihn bat, bei ihrer Mutter vorbeizuschauen oder die Kinder zu irgendwelchen Schulveranstaltungen zu bringen. Sie rief auch häufig kurz vor Arbeitsschluss an, wenn er auf dem Nachhauseweg Hähnchen, Hamburger oder Pizza besorgen sollte. In anderen Telefongesprächen mit Freunden ging es um Erfolge im Fitness-Studio, was er gestemmt hatte, was andere gestemmt hatten, aber auch um Fußball und Motorschlitten, um Reparaturen und fehlende Ersatzteile. Auch Kunden der Werkstatt hatten ihn angerufen. Sigurður Óli gingdie ganzen Aufzeichnungen durch, fand aber kein Gespräch mit Þórarinn, in dem es um Sigurlína gegangen wäre. Er kam zu dem Schluss, dass die beiden sich vermutlich getroffen hatten, wenn es ernsthaftere Angelegenheiten zu besprechen gab.
    Er hörte Schritte auf dem Korridor und stand auf. Die Polizisten brachten Arnar ins Hauptdezernat, und Sigurður Óli sah zu, wie er inhaftiert wurde.
    »War Finnur bei

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