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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Eingang und wies auf das Öffnungsdatum hin.
    »Tja, das ist jetzt leider der Nachteil«, sagte Ralf und stemmte die Hände in die Hüften. »Zwei Tage später und wir hätten hier was trinken und uns ein bisschen aufwärmen können.«
    »Und vor allem mal wieder etwas trocken werden«, fügte Tim hinzu und lehnte sich an die mit kleinen Holzschindeln verzierte Hüttenwand. Das letzte Stück des Weges war ziemlich steil bergauf verlaufen. Er hatte geschwitzt, was sich in Verbindung mit dem Regen und der Kälte sehr unangenehm anfühlte. Wenn er ehrlich war, hatte er überhaupt keine Lust mehr, weiterzugehen. Er sah zu Lena, die ein paar Meter von ihm entfernt gestanden hatte und nun auf ihn zukam.
    »Alles klar bei dir?«, fragte sie.
    »Ja, schon.« Tim senkte den Kopf und betrachtete seine durchnässten, matschigen Schuhe. Auch die Hose war bis zu den Knien verdreckt. »Ich hab nur ehrlich gesagt keine Lust mehr. Es regnet, die Hütte ist geschlossen … Nichts läuft so, wie Ralf das geplant hat. Das Ganze war eine Schnapsidee.«
    »Aber dafür kann Ralf doch nichts.«
    Tim sah zu ihr auf. »Du verteidigst ihn gegen alles und jeden, oder?«
    »Quatsch, ich finde nur, er hat das bisher gut gemacht. Und für das Wetter kann niemand was. Er ist der Einzige, der sich hier auskennt. Ohne ihn hätten wir uns wahrscheinlich schon ein paarmal verlaufen.«
    »Nein, ohne ihn wären wir gar nicht erst hier.«
    Es ärgerte ihn, dass Lena sich so für Ralf ins Zeug legte, und er fragte sich, warum sie das tat. War sie in ihn verknallt? Der Gedanke versetzte Tim wieder einen Stich. Er merkte, dass er wütend auf Ralf wurde. Typen wie ihn kannte er zur Genüge. Wo sie auftauchten, rissen sie gleich die Klappe auf und spielten sich in den Vordergrund. Normale Jungs wie Tim hatten da kaum eine Chance, überhaupt wahrgenommen zu werden. Und leider gab es immer wieder eine Menge Leute, die auf die Ralfs dieser Welt hereinfielen und sie ganz toll fanden. So wie dieser Lucas, der überall wie ein stummer Schatten an Ralf klebte. Auch jetzt stand er wieder direkt neben ihm, die Daumen unter die Trageriemen seines prall gefüllten Rucksacks geklemmt, und stierte stumm in der Gegend herum, als ginge ihn das alles nichts an.
    Sogar Lena ließ sich von Ralf blenden. Tim hatte noch nie verstanden, warum Mädchen nicht merkten, dass Typen wie der nur Luftblasen von sich gaben. Er hatte geglaubt, Lena sei anders, aber sie ließ sich offensichtlich auch von dem Geschwätz blenden. Sollte sie halt.
    Tim sah auf und stellte irritiert fest, dass Lena mittlerweile mit Jenny zusammenstand. Gerade schlenderte Sebastian zu ihnen, sagte etwas zu Lena und alle drei lachten laut auf. Tim war so in Gedanken versunken gewesen, dass er nicht einmal bemerkt hatte, dass sie gegangen war.
    Er betrachtete Sebastian, der ununterbrochen auf Lena einzureden schien. Immer wieder kicherten sie, und als Lena ihm einmal eine Hand auf den Oberarm legte, während sie sich beim Lachen die andere vor den Mund hielt, hatte Tim schon wieder dieses seltsame Gefühl. Am liebsten wäre er zu den dreien gestürmt, um sich zwischen Lena und Sebastian zu stellen. War er etwa … eifersüchtig?
    Es war ausgerechnet Ralf, der ihn aus seinen Gedanken riss, als er mit übertrieben zur Schau gestellter guter Laune sagte: »Also Leute, wenn wir jetzt weitergehen, können wir in etwa eineinhalb Stunden an der Hütte sein, zu der ich euch bringen möchte. Dort gibt es einen Ofen und immer genügend Brennholz. Wir werden ein gemütliches Feuerchen machen und lecker essen und trinken. Apropos trinken …« Er zwinkerte Lucas verschwörerisch zu. »Wir haben noch eine kleine Überraschung für euch, da wird euch schnell wieder warm. Aber die gibt’s erst auf der Hütte. Also? Brechen wir auf?«
    Janik grinste. »Ich kann mir schon denken, was das für eine Überraschung ist. Also los, worauf warten wir? Berg, wir kommen!«
    Es dauerte keine halbe Stunde, bis sie erneut anhalten mussten, und dieses Mal sah es so aus, als sei ihre Tour zu Ende.

7
    Sie hielten sich rechts, überquerten eine schmale Brücke über einem Bach und folgten dem Weg dann ein Stück taleinwärts. Nach einem lang gezogenen Linksbogen erreichten sie schließlich einen etwa hundert Meter hohen Hang. Ralf blieb stehen, stemmte grinsend die Hände in die Seiten und wartete, bis alle bei ihm waren.
    »Unser erster Kletterhügel.«
    Tim betrachtete das felsige, mit Gras und Geröll durchsetzte Gelände, das steil vor

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