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Abgrund der Lust

Abgrund der Lust

Titel: Abgrund der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Schone
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die Überraschung nicht verderben.«
    Victorias Wächter entspannte sich ein bisschen.
    Victoria strahlte. »Vielen Dank, Mr. Gaston.«
    »Sie dürfen sich nicht ermüden, Mademoiselle. Bring Mademoiselle zurück in Monsieur Gabriels Suite, Jules.«
    Die Suite .
    Die Tür zur Galerie der transparenten Fenster war in Gabriels Arbeitszimmer.
    Victoria öffnete den Mund, um Gaston und Jules von dem Mann zu erzählen, den sie durch den transparenten Spiegel gesehen hatte.
    Sie schloss den Mund.
    Was hatte sie denn eigentlich gesehen? Nur ein flüchtiges Bild … mit schwarzem Haar.
    Unter geeigneten Umständen wirkte ihr eigenes Haar schwarz.
    Jules hatte gesagt, außer Gaston und Gabriel besäße niemand einen Schlüssel zur Suite. Bei dem Trugbild im Spiegel konnte es sich nur um eine Lichtreflexion gehandelt haben.
    »Vielen Dank, Mr. Gaston. Sie haben völlig Recht.« Victoria brauchte all ihre Kraft für die Nacht. »Ich darf mich nicht zu sehr ermüden.«
    Gaston ging Victoria voraus die Privattreppe hinauf, die zu Gabriels Suite führte. Julien folgte Victoria. Sie ging zwischen zwei fähigen Männern.
    Warum fühlte sie sich trotzdem nicht sicher?
    Oben auf der Treppe holte Gaston einen glänzenden Messingschlüssel heraus und schloss die Tür auf.
    Victoria ging hinein; ihre Füße versanken in dem kastanienbraunen Plüschteppich.
    Gabriels Arbeitszimmer war leer.
    Wie albern von ihr, zu hoffen, dass Gabriel zurückgekommen war.
    Gaston ging an den Schreibtisch mit der schwarzen Marmorplatte und nahm das Silbertablett mit den halb leeren Tellern. Dann blieb er an der Tür stehen, das Tablett gekonnt auf einer Hand balancierend. »Mademoiselle.«
    Victoria wappnete sich. »Ja?«
    Gaston schaute sie nicht an. »Die Pfefferminz wirken am besten, wenn man sie langsam im Mund zergehen lässt und gleichzeitig la bitte eines Mannes kostet. Das gelingt am besten, wenn Sie eine Pastille in die Wange schieben, statt sie auf die Zunge zu legen.«
    Die Tür schloss sich leise.
    Victoria legte die Hände an die Wangen. Die Dose und ihre Hände wurden rasch wärmer; sie kühlten ihr Gesicht nicht.
    »Mademoiselle.«
    Einen Moment dachte Victoria, Gaston habe durch die Tür gerufen.
    Er war es nicht.
    Mit rasendem Herzschlag wirbelte Victoria herum.
    Ein schwarzhaariger Mann stand unmittelbar hinter ihr. Er hielt einen blauen Seidenschal in seinen langen, eleganten Händen.
    »Hallo, Mademoiselle Childers.« Warmer Atem fächerte ihr Gesicht. »Schön, Sie wiederzusehen.«

Kapitel 23
    »Mr. Delaney ist nicht im Haus«, erklärte ein Butler Gabriel mit starrer Miene.
    »Aber Mrs. Thornton sagte mir, er sei hier.« Gabriel lächelte entwaffnend; hinter seinem Charme überlegte er, wie er den Butler am besten entwaffnen konnte. Er war einige Jahre älter alsGabriel und etwas kleiner, aber kräftiger und grobknochiger. Hinter dem Butler sah Gabriel eine Treppe im Foyer; ein Holzgeländer und ein schmaler grüner Läufer kletterten aus dem Blickfeld. Auf der Treppe und in dem von Gas beleuchteten Flur, der das Stadthaus in der Mitte teilte, war niemand. »Ich bin sicher, er würde mich sehen wollen.«
    »Bedaure, Sir.« Der Ton des Butlers zeigte keinerlei Bedauern. »Mr. Delaney ist nicht im Haus.«
    Er konnte die Wahrheit sagen. Oder er konnte lügen.
    Sein Gesicht war stark von Windpockennarben gezeichnet. Viele Häuser würden einen Mann mit einem solchen Gesicht nicht einstellen.
    Ein Butler wie er würde seinem Herrn manche Eigenheiten nachsehen. Vielleicht profitierte er sogar von Delaneys Steckenpferd, verzweifelte Gouvernanten zu jagen.
    Es gab Frauen, sogar Huren, die niemals mit einem entstellten Mann das Bett teilen würden.
    Vielleicht übergab Delaney dem Butler seine abgelegten Gouvernanten.
    Nebel wehte durch die offene Tür.
    »Die Angelegenheit ist dringend«, sagte Gabriel freundlich. Er lehnte sich auf seinen Stock, um ihn gerade zu halten, und schraubte den Silberknauf mit langsamen Drehungen seiner Handfläche ab. »Wenn Sie mir sagen, wo ich Mr. Delaney finden kann, ließen sich manche Ungelegenheiten vermeiden.«
    Es war die einzige Warnung, die Gabriel ihm geben würde.
    »Ich weiß nicht, wo Mr. Delaney ist.« Der Butler spürte die Gefahr nicht. »Wenn Sie mir Ihre Karte hier lassen, gebe ich Sie ihm.«
    Gabriels Lächeln veränderte sich nicht. Er hob die rechte Hand, als wolle er einen Fussel von seinem Mantel entfernen, packte aber die Kehle des Butlers. Gleichzeitig zog er den Kurzdegen aus dem

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