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Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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Honquarium.«
    »Sie?«
    »Möglicherweise war ich nicht besonders gut dabei. Wie steht es mit Ihnen?«
    »Ich?« Caraco beißt sich auf die Lippe. »Es war eine Art Abkommen. Ein Jahr mit der Möglichkeit auf Verlängerung anstelle eines Strafprozesses.« Einer ihrer Mundwinkel zuckt. »Der Preis der Rache. Es hat sich gelohnt.«
    Brander lehnt sich in seinem Stuhl zurück und blickt an Clarke vorbei. »Und wie ist es mit Ihnen, Ken? Woher kommen Sie…«
    Clarke folgt Branders Blick. Das Sofa ist leer. Den Korridor hinunter hört sie die Tür der Dusche zuschlagen.
    Mist .
    Doch sie wird nicht lange warten müssen. Lubin befindet sich bereits seit vier Stunden im Innern der Station, er wird bald verschwunden sein. Und schließlich mangelt es ihnen nicht an heißem Wasser.
    »Man sollte einfach das ganze verdammte Netz eine Zeitlang abschalten«, sagt Caraco hinter ihr. »Einfach den Stecker ziehen. Ich möchte wetten, dass die Viren das nicht überleben würden.«
    Brander lacht und genießt seine Blindheit. »Wahrscheinlich nicht. Wir allerdings auch nicht.«

Karussell
    Seit zwei Minuten starrt sie nun schon auf den Bildschirm, und sie begreift immer noch nicht, wovon Nakata redet. Gebirgskämme und Felsspalten ziehen sich wie lange grüne Falten über die Anzeige. Der Schlund wirft die üblichen Echos zurück und ballt sich in der Mitte des Bildschirms zusammen – Nakata hat die Anzeige auf größte Reichweite gestellt. Hin und wieder taucht zwischen zwei der großen Leuchtflecken ein kleinerer auf: Lubin, der sich durch eine ereignislose Schicht faulenzt.
    Davon abgesehen ist nichts zu sehen.
    Lenie Clarke beißt sich auf die Unterlippe. »Ich weiß nicht, was …«
    »Warten Sie. Ich bin mir sicher, dass ich etwas gesehen habe.«
    Brander blickt aus dem Aufenthaltsraum herein. »Was haben Sie gesehen?«
    »Alice sagt, sie hätte bei Position drei zwanzig etwas entdeckt.«
    Vielleicht ist es Gerry, grübelt Clarke. Doch deswegen würde Nakata nicht Alarm schlagen.
    »Es war direkt … Hier! « Nakata tippt mit dem Finger triumphierend auf den Bildschirm.
    Etwas schwebt am Rand von Beebes Blickfeld. Durch Entfernung und Brechung ist es nur undeutlich zu erkennen, doch um bei dieser Reichweite ein Signal zu erzeugen, muss es aus einer Menge Metall bestehen. Vor Clarkes Augen verschwindet der Kontakt wieder.
    »Das ist keiner von uns«, sagt Clarke.
    »Es ist ziemlich groß.« Brander schielt auf die Anzeige; seine Augenkappen blitzen weiß zwischen seinen zusammengekniffenen Augenlidern hindurch.
    »Vielleicht ein Schlammwühler?«, vermutet Clarke. »Oder ein U-Boot?«
    Brander gibt ein Knurren von sich.
    »Da ist es wieder«, sagt Nakata.
    »Da sind sie wieder«, berichtigt sie Brander. Am Rand des Bildschirms sind jetzt kaum wahrnehmbar zwei Echos zu sehen. Zwei große, unbekannte Objekte, die mal aus dem Geröll am Meeresboden auftauchen, mal wieder im Hintergrundlärm versinken.
    Und plötzlich sind sie verschwunden.
    »He!«, sagt Clarke und deutet auf den Schirm. Ein Beben verläuft wellenförmig über die seismische Anzeige und löst von Nordwesten kommend einen Sensor nach dem anderen aus. Nakata gibt Befehle ein und lässt die Position des Epizentrums berechnen. Es liegt bei drei zwanzig.
    »Eigentlich dürfte dort draußen nichts sein«, sagt sie.
    »Jedenfalls hat es niemand für nötig gehalten, uns darüber zu informieren.« Clarke reibt sich über den Nasenrücken. »Also, wer kommt mit?«
    Brander nickt. Nakata schüttelt den Kopf. »Ich warte auf Judy.«
    »Ach ja, richtig. Sie will heute den ganzen Weg schwimmen, bis hinauf zur Oberfläche und wieder zurück, nicht wahr?«
    »Ja. In etwa einer Stunde sollte sie wieder hier sein.«
    »Also gut.« Brander steigt bereits die Leiter hinunter. Clarke greift an Nakata vorbei und öffnet einen Kanal nach draußen. »He, Ken. Aufgewacht.«

    Ich rede mir ein, diesen Ort zu kennen, grübelt sie. Ich nenne ihn mein Zuhause .
    Doch in Wahrheit weiß ich nichts darüber.
    Brander schwimmt direkt unter ihr, von einem Meeresboden angestrahlt, der in Flammen steht. Die ganze Welt erstrahlt in einem Meer aus Farben – Blau, Gelb und Grün, so rein, dass es beinahe in den Augen schmerzt, sie zu betrachten. Violette Sterne finden sich zusammen und streichen über den Meeresboden dahin; ein majestätisch leuchtender Garnelenschwarm.
    »Ist irgendjemand schon einmal hier …«, beginnt Clarke, doch sie spürt Staunen und Überraschung von Brander. Es ist

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