Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgrund: Roman (German Edition)

Abgrund: Roman (German Edition)

Titel: Abgrund: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
Vom Netzwerk:
Kommunikationszentrale erreicht hat. Clarke hört, wie sie eine Reihe von Knöpfen drückt.
    Ballard kehrt in den Aufenthaltsraum zurück. »So. Nun sind wir unsichtbar.«
    Wieder schlägt etwas gegen die Hülle. Und noch ein weiteres Mal.
    »Oder auch nicht«, sagt Clarke.
    Ballard steht im Aufenthaltsraum und lauscht dem Rhythmus des Angriffs. »Auf der Echolotanzeige sind sie nicht zu sehen«, sagt sie beinahe im Flüsterton. »Manchmal, wenn ich sie kommen höre, schalte ich die Anzeige auf Nahbereich um. Aber das Echolot blickt einfach durch sie hindurch.«
    »Ihre Körper besitzen keine gasgefüllten Hohlräume. Nichts, an dem sich ein Echo brechen könnte.«
    »Wir sind auf der Anzeige meist sehr gut zu sehen, wenn wir draußen sind. Aber diese Biester nicht. Man findet sie einfach nicht, ganz egal, wie sehr man das Signal verstärkt. Sie sind wie Gespenster.«
    »Es sind keine Gespenster.« Beinahe unbewusst hat Clarke die Schläge mitgezählt: acht … neun …
    Ballard dreht sich zu ihr um. »Sie haben Piccard geschlossen«, sagt sie mit leiser und angespannter Stimme.
    »Was?«
    »Der NB zufolge handelt es sich nur um irgendein technisches Problem. Aber ich habe einen Bekannten in der Personalabteilung. Ich habe ihn angerufen, während Sie draußen waren. Er sagt, Lana sei im Krankenhaus. Und ich habe das Gefühl …« Ballard schüttelt den Kopf. »Es klang so, als hätte Ken Lubin da unten irgendetwas getan. Ich glaube, er hat sie angegriffen.«
    Drei weitere Schläge von draußen, rasch hintereinander. Clarke spürt Ballards Blick auf sich ruhen. Einen Moment lang herrscht Stille.
    »Oder vielleicht auch nicht«, sagt Ballard. »Schließlich wurden wir all diesen Persönlichkeitstests unterzogen. Wenn er gewalttätig wäre, hätten sie das sicher bemerkt, bevor sie ihn dort runtergeschickt haben.«
    Clarke beobachtet sie und hört zugleich, wie immer wieder eine Faust gegen die Hülle schlägt.
    »Oder womöglich … womöglich hat ihn die Riftzone auch irgendwie verändert. Womöglich haben sie den Druck falsch eingeschätzt, der hier unten auf uns lastet. Im wahrsten Sinne des Wortes.« Ballard gelingt ein schwaches Lächeln. »Nicht so sehr die Gefahr für Leib und Leben, sondern der emotionale Stress, wissen Sie? Alltägliche Dinge. Schon allein dort hinauszugehen, kann einem nach einer Weile zusetzen. Das Meerwasser, das einem durch die Brust strömt. Die Tatsache, dass man stundenlang nicht atmen kann. Das ist … als würde man leben, ohne dass das Herz schlägt.«
    Sie blickt zur Decke hoch; die Geräusche von draußen haben etwas nachgelassen.
    »Draußen zu sein, ist nicht so schlimm«, sagt Clarke. Zumindest kann man dort nicht zerquetscht werden. Man muss sich keine Gedanken darüber machen, dass irgendein Schott nachgibt .
    »Ich glaube nicht, dass man sich plötzlich verändert. Das passiert sicher eher schleichend, Stück für Stück. Und dann wacht man eines Tages auf und hat sich verwandelt, ist irgendwie anders, aber ohne dass man den Übergang bemerkt hat. So wie Ken Lubin.«
    Sie mustert Clarke und senkt ein wenig die Stimme.
    »So wie Sie.«
    »Ich?« Clarke denkt über Ballards Worte nach und wartet darauf, dass irgendwelche Empfindungen in ihr aufsteigen. Doch sie verspürt nur Gleichgültigkeit. »Ich glaube nicht, dass Sie sich Sorgen zu machen brauchen. Ich neige nicht zu gewalttätigen Ausbrüchen.«
    »Ich weiß. Ich fürchte auch nicht um meine eigene Sicherheit, Lenie. Sondern um Ihre.«
    Clarke betrachtet sie aus ihrem sicheren Versteck hinter den undurchdringlichen Linsen, ohne zu antworten.
    »Sie haben sich verändert, seit Sie hier heruntergekommen sind«, sagt Ballard. »Sie ziehen sich vor mir zurück und setzen sich unnötigen Gefahren aus. Ich weiß nicht, was genau mit Ihnen vor sich geht. Es scheint mir fast, als wollten Sie sich umbringen.«
    »Sie irren sich«, sagt Clarke. Sie versucht, das Thema zu wechseln. »Geht es Lana Cheung gut?«
    Ballard mustert sie einen Moment lang. Sie versteht den Hinweis. »Ich weiß nicht. Ich konnte keine Einzelheiten in Erfahrung bringen.«
    Clarke spürt, wie sich etwas in ihr zusammenballt. »Ich frage mich, was sie getan hat, dass er so ausgerastet ist«, murmelt sie.
    Ballard starrt sie mit offenem Mund an. »Was sie getan hat? Ich kann nicht glauben, dass Sie das gerade gesagt haben!«
    »Ich meinte damit nur …«
    »Ich weiß, was Sie gemeint haben.«
    Die Schläge gegen die Außenwand haben aufgehört, doch Ballard

Weitere Kostenlose Bücher