Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Alles in ihr brannte.
Abiona war in einen unruhigen Dämmerschlaf gefallen. Ein ungwöhnliches Fieber hatte ihn erfasst und er zitterte wie Espenlaub. Immer wieder traten die Bilder der vergangenen Stunden scharf und präzise vor sein inneres Auge. Falfarev wachte bei ihm, doch der Gesichtsausdruck des Künstlers verriet, dass er ebenso litt wie Abiona, wenn auch auf andere Weise.
Sylan zerriss es das Herz. Wie sehr hatte sie ihren Bruder vermisst! Sie ließ sich neben ihm zu Boden fallen und nahm seinen heißen Kopf in ihre kühlen Hände. Mel hingegen trat an die Lichtsäule und setzte sich im Schneidersitz auf das rechtsliegende Mandala. Ihr Blick war nach innen gerichtet und ihre Lippen formten tonlos die Worte eines kraftvollen Gebetes. Eldana bewunderte in diesem Moment die beiden Mädchen, die so selbstverständlich wussten, wie sie sich zu verhalten hatten. Falfarev legte ihr eine Hand auf die Schulter und sie drehte sich um. »Brauchst du mich noch?«, fragte er leise
Eldana schüttelte den Kopf. »Ich denke, wir kommen jetzt allein zurecht. Geh ruhig.«
In Falfarevs Blick lag Dankbarkeit. Er drückte Eldana kurz die Hand und verschwand dann rasch nach draußen.
In der Dunkelheit der Nacht standen Shekowah, Selana, Vankoti, Kaisho, Torfun und Korkoran in einer Reihe nebeneinander und warteten geduldig und gefasst auf das Kommende. Falfarev stellte sich neben Torfun auf, der ihm nur einen flüchtigen Blick zuwarf. »Du hättest nicht kommen sollen!«
Falfarev lächelte schwach. »Du weißt doch, ich leide gern.«
Torfun Blick glitt zu den Sternen. »Davon habe ich noch nichts gemerkt.«
»Reicht es nicht, dich als Freund zu haben?«
Jetzt lächelte auch Torfun. »Nun das klingt überzeugend.«
Die Freunde verstummten. Und als hätten jene, die aus der Unterwelt aufsteigen, darauf gewartet, dass die kleine Versammlung der Lichtarbeiter vollzählig ist, erschienen sie plötzlich und gespenstisch wie aus dem Nichts.
Konfrontation der Welten
Gea Mortan erhob sich aus der Dunkelheit wie eine große, schlanke Säule, umhüllt vom Glanz unterirdischer Schönheit. Ihr Aussehen, ihre Ausstrahlung, der Blick ihrer schönen Augen und die Haltung ihrer Hände waren perfekt einstudiert für den Auftritt in einer Welt, die ihr zu Füßen liegen sollte. Sie strahlte das aus, was unzählige Könige auf der Welt zu erreichen suchten: Grenzenlose Allmacht.
Auch die Lichtarbeiter spürten ihre magische Präsenz in jeder Zelle ihrer schwächlichen Körper. Ihre Energie ergriff den großräumigen Platz und versetzte ihn in Schwingung, und die Luft um sie herum vibrierte, so dass es schwer war, ihre Gestalt im Auge zu behalten. Doch all das war Teil ihrer Inszenierung.
Als Shekowah die Dunkle Herrin so vor sich sah, musste er dem Impuls widerstehen, sich vor ihr in den Staub zu werfen. Ihre majestätische, übermenschliche Erscheinung übermittelte nur eine Botschaft: Ich bin! Und wer sich mir widersetzt, wird nicht mehr sein!
Doch warum überhaupt sollte er sich dieser Inkarnation dunkelgöttlicher Schönheit und Kraft widersetzen? Wer war er, dass er sich mit einer Macht maß, die seine Vorstellungskraft weit übertraf? War es nicht sein einziger Wunsch, ihr dienlich zu sein?
Außerdem war sie nicht allein. Nacheinander erschienen neben der Dunklen Herrin Dämonen unterschiedlicher Ränge und Kategorien. Die Vadoiten dritter Klasse trugen kupferfarbene Helme und hatten ihre Arme und Beine mit rostroten, pechschwarzen und kalkweißen Runen und Symbolen bemalt. Die glitzernden Schuppen, die ihren Rücken zierten, standen im spitzen Winkel von ihren Körpern ab und gaben ihnen ein angriffslustiges Aussehen. In ihren klauenartigen Händen hielten sie glänzende Faustkeile, die aus schwarzem Lavagestein gefertigt worden waren.
Zwischen ihren Reihen erhoben sich die Dämonen zweiter Klasse, menschenähnliche Kreaturen, die zugleich anmutig und erschreckend aussahen. Sie trugen silberne Rüstungen und schwarze Waffen, darunter Schwerter, Dreizacks und sichelartige Dolche, die mit eisblauen, blutroten und smaragdgrünen Edelsteinen besetzt waren. Von ihren Waffen ging ein rötliches Flimmern aus und tauchte Rüstungen und Krieger in ein blutiges Licht.
Shekowah spürte, wie sein Mund trocken wurde. Sie waren also gekommen. Er hatte bis zuletzt nicht wirklich daran geglaubt. Und die knappen Zeitressourcen hatten ihm weder erlaubt, einen Verteidigungsplan zu schmieden, noch die Stadtherren zu informieren. Wie
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