Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Anspannung.
Statt einer Antwort setzte der Dämon Abiona ab und blickte den Künstler eindringlich an. »Bring ihn in die Kathedrale zur Lichtsäule. Dorthinein werden sie sich nicht so schnell wagen. Ich bin bei euch, sobald ich kann!«
Er strich Falfarev kurz über die Wange und ehe der Künstler etwas erwidern konnte, hatte sich der Dämon umgewandt und lief den Weg zurück zum Platz. Falfarev starrte ihm nach, während Abiona versuchte, sich von dem Künstler zu lösen, um Torfun zu folgen. »Wir müssen ihm helfen. Er ist mein Freund.«
Abiona versuchte sich loszureißen, doch Falfarev hielt ihn zurück. »Nein, Abiona. Er ist auch mein Freund. Aber er hat dieses Schicksal gewählt, um dich zu befreien und uns alle zu beschützen. Wir werden tun, was er von uns verlangt! Komm!«
»Aber ich will ihnen helfen!«
Abiona wehrte sich mit Händen und Füßen. Doch Falfarev biss die Zähne zusammen und zog ihn hart hinter sich her. »Du kannst ihnen jetzt nicht mehr helfen. Niemand kann das! Sie haben alle ihr Schicksal besiegelt, indem sie uns ihre Spiegel gaben.«
Abionas Widerstand verebbte langsam. Er hatte kaum noch die Kraft, sich aufrecht zu halten. »Aber warum? Warum müssen sie sterben?«
»Bitte Abiona, ich kann jetzt nicht darüber reden.«
Die Stimme des Künstlers brach und Abiona erkannte, dass er nicht der einzige war, der verzweifelte.
Falfarev öffnete mit zitternder Hand die Tür zur Kathedrale und zwang den Jungen hindurch. Abiona schluchzte auf. Er hatte alles falsch gemacht. Alles. Und er hatte keine Kraft mehr Widerstand zu leisten.
Falfarev führte ihn stumm die schmale Wendeltreppe hinauf und setzte ihn neben die Lichtsäule. Doch Abiona kroch weg von dem ungnädigen Licht und kauerte sich in einer dunklen Ecke zusammen. Der Künstler ließ ihn gewähren. Auch ihm war die Dunkelheit jetzt ein willkommener Freund, der seine Trauer verstand und seine Seele schützend umhüllte.
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Torfun näherte sich dem großen Platz umsichtig. Er konnte ihre Präsenz spüren, auch wenn ihre Erscheinung noch nicht greifbar war. Sie war also gekommen. Gekommen, um mit ihnen abzurechnen.
Eine Katze strich um seine Beine und ihre Berührung ließ ihn zusammenzucken. Korkoran warf ihm einen vielsagenden Blick zu und Torfun machte eine schnelle Kopfbewegung in Richtung der Gärten. Die Katze blinzelte kurz und nickte wissend.
Stumm stellten sie sich vor den immer noch glühenden Scheiterhaufen auf und warteten. Doch sie blieben nicht lang allein. Die Mitglieder des Rates gesellten sich nach und nach zu ihnen.
»Was war das für ein Geräusch?«, fragte der herannahende Shekowah außer Atem.
Torfun wies auf die Gärten. »Wenn wir uns in dieser Welt materialisieren, gibt es einen Überschuss an dunkler Materie, der in Berührung mit Luft zu einem explosiven Gemisch führt. Wer die Technik nicht einwandfrei beherrscht, wird pulverisiert. Dies hört sich dann so an.« Er lächelte schwach. »Wahrscheinlich haben einige meiner Kollegen in letzter Zeit nicht intensiv genug geübt.«
Auch Eldana war nähergetreten und starrte den Zweiten jetzt unverwandt an. »Abiona?«, fragte sie atemlos.
Torfun versuchte zu lächeln. »Er ist wieder hier..., Falfarev ist bei ihm, in der Kathedrale. Es geht ihm... gut.«
Eldana schloss die Augen und Shekowah drückte sie an sich. »Du solltest zu ihm gehen. Und nimm Mel und Sylan mit dir.«
Sie schüttelte unentschlossen den Kopf, hin und her gerissen, zwischen dem Wunsch, Abiona wieder zu sehen und der Pflicht, den anderen Lichtarbeitern in ihrem Kampf beizustehen.
»Es muss sein«, sagte Shekowah und drückte sie erneut an sich. »Er braucht dich jetzt.« Er ließ Eldana los und fing Sylans prüfenden Blick auf. »Und dich auch, Sylan. Ihr solltet jetzt als Familie zusammenhalten.«
Sylan nickte irritiert und wandte sich ihrer Mutter zu, als ein weiterer Knall ertönte.
»Schnell geht«, entfuhr es Shekowah jetzt scharf. »Wenn ihr euch mit der Lichtsäule verbindet, könnt ihr uns mehr helfen, als hier auf dem Platz. Und wir brauchen Heiler, wenn...«
Er sprach nicht zu Ende, was er dachte, sondern wies mit einem ernsten Kopfnicken in Richtung Kathedrale. Eldana zögerte noch kurz. Dann warf sie Sylan einen bittenden Blick zu, während sie Mel an die Hand nahm. Sylan atmete schwer aus, ließ Vankoti los und folgte ihrer Mutter.
Ich liebe dich, Feuerfee!, flammte es in Sylans Gedanken auf, als sie sich entfernte. Sylan antwortete nicht.
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