Abiona - Das Bündnis (German Edition)
und als sie ihn erkannte, lächelte sie leicht. »Robin, du lebst«, sagte sie sehr leise, verstummte jedoch wieder und ein schmerzhafter Ausdruck zog sich gleichzeitig über ihr Gesicht.
»Ja, und du auch«, flüsterte er erleichtert. »Was tut dir weh?«
»Alles«, gab sie stöhnend zu. »Was ist nur passiert?« Sie versuchte sich aufzurichten, was ihr aber kläglich misslang. Robin zog die Stirn kraus. »Bleib liegen, bis Jack dich untersucht hat. Ich…«
»JACK!«
Sie versuchte sich erneut aufzustemmen, doch Robin drückte sie sanft wieder auf den Boden zurück. »Sei unbesorgt, er lebt. Sein Schnarchen hat mich geweckt.«
Sie nickte beruhigt und schloss die Augen. Stumpfe Erinnerungen brachen über sie hinweg: Bebende Höhlenwände, Jack, der sie über seine Schulter warf, um sie in Sicherheit zu bringen, wilde Schreie hinter ihnen, eine heiße Hand, die sie alle ergriff und schnell wie ein Wurfgeschoss aus der Höhle brachte. Dann Dunkelheit und Stille.
»Wo ist Tenkara? Und Ionason?«, fragte sie matt und öffnete die Augen wieder. Robin kniete immer noch neben ihr, doch sein Blick war in die Ferne gerichtet.
»Ich weiß es nicht. Nicht hier. Oder ich habe sie noch nicht entdeckt. Aber vielleicht weiß mein Bruderherz mehr, warte!« Robin kroch auf Jack zu, der gerade die Augen öffnete, und fragte ihn: »Und, was tut dir weh?«
Jack schien am besten davon gekommen zu sein. Aber er umfasste seinen Kopf und blinzelte missvergnügt. »Hör auf, mein Kopf fühlt sich an, als sei er mit Höllenwasser angefüllt.«
Robin lachte kurz auf. »Das hört sich verlockend an. Du hättest welches mitbringen sollen, damit wir auch mal in den Genuss kommen. Und wo wir gerade von der Hölle reden. Weißt du, wo Tenkara ist?«
Jack richtete sich so schnell auf, dass er sich an Robin festhalten musste, weil ihn ein Schwindel wieder nach unten zog. »Ist sie nicht hier?«
»Leider nicht, und von Ionason und den Sonjen fehlt auch jede Spur.«
»Aber sie war es, die uns aus der Höhle gebracht hat! Sie muss hier irgendwo sein!«
»Ich weiß. Beruhige dich. Vielleicht holt sie Hilfe.«
»Ja, vielleicht.«
Jack starrte ins Leere und Robin klopfte ihm auf die Schulter. »Wir werden sie finden, Jack. Sie wird sich nicht einfach so in Luft aufgelöst haben.«
Jack zog die Stirn in Falten und antwortete nicht. Er wusste, dass sein Bruder ihn trösten wollte. Doch woher sollte er die Gewissheit nehmen, dass unter den Sonjen, die Thuri gerettet hatte, auch die Sonje von Tenkara war?
»Jack, ich weiß, es geht dir im Moment miserabel«, drang Robins Stimme zu ihm vor. »Aber könntest du Thuri untersuchen? Sie kann ihre Schmerzen nicht ganz so gut verbergen, wie sie vielleicht meint.«
Jack schob seine eigenen Ängste und Sorgen beiseite und stand auf. »Ja, natürlich«, sagte er zerstreut und versuchte, das Brummen in seinem Kopf zu ignorieren. Seine einzige Hoffnung war die, daran festzuhalten, dass Tenkara nicht einfach so ins Nichts verschwunden war, nicht ohne sich vorher von ihm zu verabschieden. Oder etwa doch? Um es ihnen beiden leichter zu machen?
Thuri hatte ohne Frage einiges abbekommen. Sie hatte zahlreiche Wunden, ihre Schulter war verrenkt und sie hatte sich ein oder zwei Rippen gebrochen und den Fußknöchel verstaucht.
Jack versorgte sie so gut es ging mit einer energetischen Behandlung, einer provisorischen Beinschiene und einigen wildwachsenden Kräutern, die sie roh zerkauen musste, um die akuten Schmerzen ein wenig zu dämpfen. Außerdem lenkte er sie von ihren Schmerzen ab, indem er sie aufforderte, von Ionason zu erzählen. Was sie allerdings erzählte, verstärkte seine Unruhe und er stand auf und ging nervös umher. Auch Robins Gesichtsausdruck spiegelte teils Bestürzung, teils Missmut wider, besonders als Thuri davon erzählte, wie sie versucht hatte, Ionason zu trösten und zu beruhigen.
»Du hast dich zu ihm gelegt?«, fragte Robin mit wachsendem Unmut. »Weißt du, wie gefährlich das war? Was, wenn er dich…, ah, nicht auszudenken!«
»Er war wie ein neugeborenes Kind!«, entgegnete Thuri aufgebracht. »Er hatte Angst und litt große Qualen! Ich konnte seine Schmerzen durch meine Gegenwart und meine Stimme ein wenig lindern. Ich wusste doch um seine Herkunft und musste helfen!«
»Ja, das dachte Eldana damals auch! Vielleicht wäre es besser gewesen, diese Dämonen ihrem dunklen Schicksal zu überlassen. Das hätte zumindest mir eine Menge Kummer erspart. – Aua!«
Eine Ohrfeige
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