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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Auditor
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der die Geheimnisse des anderen Reichs ausspionierte. Er war ein Lichtarbeiter und ein Freund, wie Falfarev es genannt hatte.
    Der Gedanke beflügelte ihn und er steigerte sein Tempo und überflog den Waldrand. Seine scharfen Falkenaugen durchbohrten die Schatten der Normanstannen und plötzlich zögerte er. Dort am Rande einer Waldlichtung stand eine hochgewachsene Gestalt, die ihm wage bekannt vorkam. Auch sie hatte er beizeiten inspizieren müssen. Schnell ließ er sich zu Boden sinken und veränderte seine Gestalt.
     
    Jack blickte auf, als er ein volltönendes Schnauben vernahm. Vor ihm tauchte wie aus dem Nichts ein schwarzes Ross auf, das eine kleine weiße Blesse in Form eines Sterns auf der Stirn trug.
    »Tenkara?«, fragte er ungläubig. Torfun schüttelte ungeduldig den Kopf und stampfte mit den Hufen zweimal auf. Jack verstand. »Tor–fun!« entfuhr es ihm erleichtert. »Dich schickt der Himmel! Wo ist Tenkara? Hat sie die Sonjen? Und wie geht es den anderen?«
    Torfun tänzelte unruhig hin und her und wies mit dem Kopf auf seinen Rücken. Jack, der seine Ungeduld zu bemerken schien, schüttelte dennoch den Kopf. »Ich sehe, du hast es eilig. Doch zuvor müssen wir Thuri holen. Sie ist verletzt und kann nicht alleine laufen.«
    Wieder schüttelte Torfun heftig den Kopf. Dann stieß er Jack mit der Schnauze voran Richtung Hof. Doch Jack drehte sich abrupt wieder um. »Nein, Torfun. Was immer es ist. Es muss warten. Thuri ist verletzt. Das hat Vorrang. Sie liegt am Götterfelsen, nur zwei Stunden von hier entfernt. Wenn du sie sicher zum Bauernhof gebracht hast, wo sie sich ausruhen kann, komme ich mit dir.«
    Torfun tänzelte weiter unruhig auf und ab. Dann schüttelte er schnaubend den Kopf und blieb einen Augenblick lang unschlüssig stehen. Schließlich verwandelte er sich wieder in einen Falken und stob davon, und Jack setzte seinen Weg in Richtung Helfaniohof fort.
     
    Als Torfun fort war, spürte Jack eine dunkle Ahnung in sich aufsteigen. Warum war Torfun gekommen und nicht Tenkara? War sie womöglich verletzt und brauchte jetzt seine Hilfe? War Torfun deshalb so wortkarg und angespannt gewesen?
    Plötzlich umfing ihn eine Unruhe, die selbst der hoffnungsgrüne Wald nicht mildern konnte und er empfand die Wanderung zunehmend beschwerlicher. Irgendwann am späten Vormittag meinte er, einen schwarzen Schatten an sich vorbeisprengen zu sehen, doch wusste er nicht, ob dies nur eine Täuschung seiner müden Augen war oder die Gestalt des Dämons. Als er dann eine gute Stunde später am Helfaniohof ankam, erkannte er, dass er mit seiner wagen Deutung richtig gelegen hatte. Torfun trat eben aus dem Hauptgebäude heraus und schloss gewissenhaft die Tür hinter sich, bevor er sich umsah, Jack erblickte und direkt auf ihn zusteuerte. Er sah blass aus und wirkte transparent wie milchiges Glas. Dennoch blickte er Jack fest in die Augen. »Thuri ist versorgt. Ich habe ein Feuer gemacht und etwas Nahrung an ihr Bett gestellt.«
    Jack nickte und ließ sich nicht anmerken, dass ihn das Aussehen des Dämons beunruhigte. »Ist Robin bei ihr?«, fragte er stattdessen. Torfun schüttelte müde den Kopf.
    »Nein, er ist auf dem Weg. Meine Kraft reichte nicht aus, zwei Menschen zu tragen. Das ist auch der Grund, warum wir uns beeilen müssen. Ich hoffe nur, ich schaffe es noch, dich nach Lichterstadt zu bringen, wo du gebraucht wirst.«
    »Gebraucht? Wofür?«
    »Es ist zu kompliziert, dir das jetzt zu erklären. Die Zeit eilt! Bitte… »
    Torfun verwandelte sich vor seinen Augen wieder in das schwarze Pferd und Jack schwang sich besorgt auf seinen Rücken. Zum Fliegen hatte Torfun keine Kraft mehr, aber er galoppierte mit einer Geschwindigkeit und Geschicklichkeit, die jedes Rennpferd übertraf. Jack vertraute sich seinem Rhythmus an und merkte bald, dass es wesentlich angenehmer war, auf ihm zu reiten, als auf einem normalen Pferd.
    Als die Sonne den Zenit weit überschritten hatte, trafen sie endlich auf den Vorplatz der Kathedrale ein. Der Vorplatz sah aufgeräumt aus. Die Holzscheite und Feuerfackeln waren beseitigt worden und nichts erinnerte noch an Hanriks Bestattung oder an die nächtliche Begegnung mit der Herrscherin des Dunkelreichs und ihrer dämonischen Armee. Jack sprang ab und streckte seine müden Beine. Torfun indes verwandelte sich zurück in seine menschliche Gestalt. Er sah erbärmlich aus. Seine schwarzen Augen lagen in tiefen Höhlen und sein Gesicht wirkte wächsern und dünnhäutig. Auch

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