Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Schlamm!‘ Nein danke! Darauf kann ich gerne verzichten!«
Selana seufzte. »Ich sehe das anders, Korkoran. Für mich hat auch ein Tier ein Bewusstsein. Es gehört zur Aufgabe einer jeden Seele, die tierische Seinsform anzunehmen, in ihr zu leben und aus den Erfahrungen zu lernen. Aber wenn du nicht bereit bist, dich auf diese Reise einzulassen und uns nicht zutraust, in jeder Erscheinung, die du annimmst, deine Persönlichkeit wieder zu erkennen, dann tust du mir ehrlich gesagt leid. Dann ist es vielleicht wirklich gut, dass du gerade mich ausgewählt hast und nicht Sylan, die dir schon Achtung entgegen gebracht hat, als sie dich nur als Katze kannte!«
»Sylan hasst mich…«
»Aha, so kommen wir der Sache schon näher.«
Korkoran antwortete nicht, sondern drehte sich von ihr weg. »Sie ist es nicht.«
Selana hob die Augenbrauen und sah ihn erstaunt an. »Wer ist es dann, Korkoran? Wer von uns kennt dich sonst so gut, dass…«
Sie hielt inne und ihre Augen weiteten sich vor Erkenntnis. »Es ist Abiona, habe ich Recht? Du hast in ihm den neuen Führer gesehen, ihn bewundert, ihn abgeholt, ihn observiert, erzogen und begleitet. Doch jetzt ist er…«
»Er hat sich von uns Dunklen abgewendet. Er wird weder bereit noch fähig sein, mit mir zu sprechen. Er hat Angst vor dem Scheitern und ich kann es ihm nicht verdenken. Und genau weil ich ihn verstehe, möchte ich ihm diese Aufgabe nicht auferlegen. Wenn es schief gehen sollte, wird er daran zerbrechen! Schau ihn dir an. Er kannte Estevan kaum und dennoch gibt er sich die Schuld für seinen Tod. Und er ist noch so jung…«
Selana sah den kleinen Vadoiten mit großen Augen an. »Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der eine so große Opferbereitschaft in sich trägt wie du, Korkoran. Das bringt dir meine Hochachtung ein. Aber dennoch denke ich, dass du falsch liegst! Ich glaube, dass es genau die Aufgabe und Herausforderung ist, die Abiona jetzt braucht, um sich wieder annehmen zu können. Stell dir vor, es gelingt! Dann hat Abiona einem der Abs das Leben geschenkt! Dann hat er die Aufgabe erfüllt, wegen der ihr ihn zu euch geholt habt! Dann ist er wahrhaftig ein Held!«
»Ich wünschte, dies wäre Estevans Lichtkern«, entgegnete Korkoran düster.
»Es ist aber nicht seiner«, unterbrach ihn Selana scharf. »Und das hat einen Sinn! Ich werde Abiona holen und ihn fragen, ob er die Herausforderung annimmt. Wenn er ‚nein‘ sagt, dann hat das Schicksal entschieden. Aber wenn er es wagen will, dann bist du es ihm schuldig, den Schritt in diese Welt zu wagen, ob als Tier oder sonstwas!«
»Als Mücke. Die leben nicht lange und sind schön lästig!«
Selana lächelte ihn milde an, wurde aber sofort wieder ernst. »Korkoran, wir werden Möglichkeiten finden, mit dir zu kommunizieren und deine Botschaften zu verstehen. Wage es! Dann war auch Estevans Opfer nicht umsonst!«
»Es war sowieso nicht umsonst, denn Abiona lebt.«
»Dann verhelfe ihm zu einem erfüllten Leben. Lass ihn seine Aufgabe als Wegbereiter weiterführen und hole ihn raus aus seiner Lethargie und Traurigkeit! Du hast die Macht dazu!«
»Mmmh«, antwortete Korkoran nachdenklich. »Du bist eine wahrhaft gute Dämonenfütterin. Ich nehme deine Worte als Vorspeise.«
Selana lachte befreit und stand auf. »Ich danke dir und nehme dies als Kompliment gerne an. Aber jetzt haben wir genug Zeit verplaudert. Ich werde Abiona nach seiner Meinung fragen und komme dann wieder zu dir zurück. Ruh dich jetzt ein bisschen aus.«
Korkoran nickte stumm und verwandelte sich in einen Stein, der dem Lichtkern auf dem Nachtisch erstaunlich ähnlich sah. Selana runzelte die Stirn. Er hatte Humor, soviel musste man ihm lassen.
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»Ich muss also nichts weiter tun, als Tenkara zu fragen, was sie von mir verlangt und was sie eigentlich braucht«, fasste Jack konzentriert zusammen und knetete nervös seine Hände. Er saß mit Kaisho und Vankoti im Altarraum der Kathedrale und der schwarze Stein lag auf einer Decke zwischen ihnen. Vankoti hatte seine Geschichte über die nächtlichen Ereignisse beendet und die Priesterin, die vor einigen Minuten zu ihnen gestoßen war, führte Jack nun in das Prinzip der Dämonenspeisung ein.
»Genau«, beruhigte sie ihn und strich sanft über den schwarzen Stein. »Es ist zwar schon einige Stunden her, seit sie sich aufgelöst hat, aber Selana deutete an, dass sie ihre Präsenz immer noch spüren würde. Tenkara ist nun durch ihren Lichtkern an diese Welt
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