Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Transformation beobachtet haben, …also mir wäre das unangenehm, deshalb dachte ich, hier im Wald ist es eher ein wenig dunkel und abgeschieden und…«
Er zog versuchsweise einen Mundwinkel nach oben und verstummte, als Torfun nähertrat, den Blick nur auf ihn gerichtet. Falfarev schluchzte auf, umfasste den Stein mit seiner Faust und schloss den Freund in die Arme. Torfun erwiderte kraftlos seine Umarmung. Es waren noch so viele Worte in seinem Geist, doch die Substanz war ihm nicht länger dienlich. Er war dazu verdammt, stumm zu bleiben und Falfarevs Schmerz wie den Seinen zu ertragen. Eine kranke Minute lang lagen sich die beiden Freunde stumm in den Armen: Der Mensch, der ein Lichtarbeiter war und der Dämon, dem nur die dunkle Materie Ochnok zur Verfügung stand. Dann spürte Falfarev, wie die dämonische Substanz unter seiner Berührung mehr und mehr dahinschmolz wie zu heiß gewordener Wachs. Er zitterte, als der Widerstand brach und Torfuns Körper sich in eine blasse Rauchwolke auflöste.
»Ich hole dich zurück, Torfun. Egal wie! Ich hole dich zurück!!!«, schluchzte der Künstler und seine eigenen Worte taten ihm weh. Dann spürte er nichts mehr. Er hielt sich selbst im Arm und hatte Torfuns Bild, das noch eben vor seinem geistigen Auge geflackert hatte, endgültig verloren.
Er schrie auf und ließ sich auf die feuchte Erde gleiten. Dort blieb er liegen, bis alle Tränen geweint waren und er zu schwach war, um sich gegen die schläfrige Erschöpfung zu wehren, die ihn in verschwommene Träume geleitete. Er erwachte erst gegen Abend wieder. Und der graue Stein, der ihm im Schlaf aus der Hand geglitten war, lag jetzt achtsam lauernd und wartend neben ihm.
Die Weisheit der Schamanen
Selana betrat ihre Hütte ungewohnt leise. Korkoran war in dem kleinen Nebenzimmer untergebracht, das sie normalerweise für schamanische Behandlungen und Trommelreisen nutzte und wo sie Räucherwerk, Medizinbündel, Trommeln, Schellen und Rasseln lagerte. In dem kleinen Raum gab es auch ein einfaches Bett, das schon so manchem Gast oder Patienten als nächtliches Lager gedient hatte. Jetzt ruhte Korkoran dort, auch wenn es nicht danach aussah. Denn der kleine Vadoit machte sich einen Spaß daraus, sich immer wieder neu zu verwandeln, mal in ein Tier, mal in einen Gegenstand oder in ein Mineral, und Selana jedes Mal aufs Neue mit seinem Formenreichtum und seinen kuriosen Ideen zu beeindrucken.
Die alte Schamanin ließ ihm den Spaß. Seit Eldana ihr eröffnet hatte, dass Korkoran sie ausgewählt hatte, um ihn zu füttern, war sie nachgiebiger geworden. Zwar konnte sie sich nicht erklären, was Korkoran an ihr gefressen hatte, doch sie vermutete, dass es irgendwie mit dem Splitter zusammenhing, den sie ihm entfernt hatte.
Allerdings konnte Selana aus dem Gebaren des kleinen Vadoiten nicht entnehmen, ob er hoffte, seinen Auflöseprozess zu beschleunigen oder ob er einfach nur spielte, um sich zu beschäftigen. So beschloss sie, ihn danach zu fragen. Als sie jedoch die kleine Schlafkammer betrat, hatte Korkoran ganz entgegen seinem üblichen Spiel seine vadoitische Form angenommen und schaute sie mürrisch an.
»Ich dachte, du hättest es dir vielleicht anders überlegt«, grummelte er und sah sie mit gläsernen Augen an. Dann senkte er schnell den Blick und kaute auf seinem Finger herum. Selana rückte sich einen Hocker heran und sah Korkoran auf merkwürdige Art und Weise an.
»Jack ist wieder da«, sagte sie bedacht und beobachtete, wie der kleine Vadoit sich unschlüssig im Zimmer umsah, vielleicht um nach einem neuen Objekt Ausschau zu halten, das sich zur Nachahmung eignete. Als Korkoran nichts erwiderte, fuhr sie fort: »Außerdem mussten wir den Vorplatz aufräumen. Das hat Zeit gekostet. Aber ich soll dich herzlich von all den anderen grüßen. Sie haben nach dir gefragt. Sylan macht sich richtig Sorgen…«
»Mmmh«, machte Korkoran nachdenklich und sie sah, dass er mit den Gedanken ganz woanders war. Sie betrachtete ihn eine Weile, doch er erwiderte ihren Blick nicht. Schließlich seufzte sie verhalten und richtete sich im Sitzen ein wenig auf. »Korkoran, ich muss dich etwas fragen«, begann sie umständlich.
»Mmmh«, war alles, was er herausbrachte, aber er ließ seine beiden Arme verschwinden und machte eine Seitenrolle, so dass er aussah wie ein hässlicher Seehund. Selana schüttelte den Kopf und schaute ihn weiter aufmerksam an, ohne jedoch über seinen Spaß zu lächeln.
»Du weißt, was ich dich
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