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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Auditor
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fragen muss, auch wenn es dir unangenehm ist«, sagte sie leise und rückte den Stuhl noch näher an sein Bett. Der Dämon kniff kurz die Augen zusammen, dann drehte er sich von ihr weg und schaute aus dem Fenster. Selana seufzte erneut und strich ihm über den rauen Kopf. »Warum ich, Korkoran?«, fragte sie nachdenklich und hielt in ihrer Bewegung inne, als sie seine innere Hitze spürte.
    »Weil du mir den Splitter entfernt hast«, antwortete Korkoran mechanisch, wobei er weiter aus dem Fenster sah und dann nacheinander seine vier Zehen verschwinden ließ.
    Selana verzog das Gesicht zu einer missbilligenden Miene und schüttelte den Kopf. »Ich will dir ja nicht zu nahe treten, Korkoran«, begann sie erneut, »aber ehrlich gesagt, glaube ich dir nicht.«
    Korkoran drehte sich zu ihr um und sah sie giftig an. Als er Anstalten machte, den Mund zu öffnen, um ihr zu widersprechen, hob sie die Hand und sprach ruhig weiter: »Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, du verfolgst mit deiner Entscheidung einen ganz bestimmten Plan!«
    Ihre Worte zeigten Wirkung. Der kleine Vadoit schloss den Mund wieder und knirschte unheilvoll mit den Zähnen, doch er antwortete nicht.
    Selana spürte, dass sie einen Treffer gelandet hatte und nickte bedeutungsschwer. »Das dachte ich mir.« Sie schwieg eine Weile und summte vor sich hin, wobei sie auf ihre Hände blickte. Dann wagte sie die nächste Frage. »Kann es sein, dass du gar keine Umwandlung vollziehen willst?«
    »Nein.«
    Selana lachte trocken auf. »Der Punkt geht an dich. Die Frage war dumm gestellt. Aber so schnell gebe ich nicht auf.«
    Korkoran verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Sein Mund sah jetzt so aus, als wäre er zugewachsen. Die alte Schamanin seufzte. »Gut dann anders. Nehmen wir mal an, du willst aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen keine Verwandlung vollziehen. Wie würdest du dann vorgehen? Natürlich könntest du uns darum bitten, dich nicht zu füttern. Aber wir würden es ablehnen und das weißt du. Das wäre keine sehr geschickte Taktik.
    Oder aber, du wählst dir jemanden für die Fütterung aus, der ganz gewiss nicht der Geeignete ist, weil dich nichts mit ihm oder ihr verbindet. Das Experiment schlägt fehl. Du bleibst im Nichts und wir würden denken, es liegt vielleicht daran, dass du ein Dritter warst. Wir würden die Fütterung noch zwei oder dreimal wiederholen und schließlich aufgeben.«
    Sie schwieg eine Weile und beobachtete Korkoran dabei, wie er seine Zehen wieder erscheinen ließ. Sein Mund jedoch blieb weiterhin verschwunden. Dann senkte sie die Stimme vertrauensvoll. »Korkoran, sei ehrlich. Uns beide verbindet nichts. Du hast mich weder observiert, noch habe ich dich hier näher kennenlernen dürfen. Und ich behaupte, dass du mit deinen ständigen Transformationen sogar bewusst verhinderst, dass wir uns näher kennenlernen könnten! Wenn du mir den Grund nennst, warum du dieses neue Leben nicht willst, könnten wir vielleicht eine andere Lösung finden, anstatt uns gegenseitig etwas vorzuspielen.«
    Sie hatte so aufrichtig und ehrlich gesprochen, dass es Korkoran schwer fiel, seine Fassade aufrecht zu halten. Er ließ seine Arme und den Mund wieder auftauchen und zuckte unwillig mit den Schultern. Dann sah er sie gelassen an. »Ich hatte vergessen, wie alt und weise du für einen Menschen bist. In meinen Augen seid ihr alle so jung wie ein Rehkitz im Frühling. Vielleicht hätte ich jemanden wählen sollen, der mich nicht so schnell durchschaut. Aber dazu ist es jetzt wohl zu spät.«
    Er zuckte erneut mit den Schultern, ehe er fortfuhr. »Du hast dir die Antwort eben selbst gegeben. Ich bin ein Dritter. Welche Seinsform erwartet mich in dieser Welt? Die Antwort ist so klar wie einfach und du müsstest es wissen, als Schamanin.«
    Er verwandelte sich rasch in eine Schlange und streckte ihr die züngelnde Zunge entgegen. Selana wich nicht zurück. Als er kurz darauf wieder als Korkoran erschien, hustete er einige Male. Dann sagte er angestrengt: »Ich werde ein Tier werden, irgendein Tier für das meine Substanz gerade noch reicht. Vielleicht nicht einmal ein Wirbeltier, ich weiß es nicht.«
    »Und das möchtest du nicht«, entgegnete Selana sachlich.
    Korkoran schüttelte angewidert den Kopf. »Was für eine Frage! Ich hätte kein Bewusstsein, zumindest keins, das eurem gleicht! Ich wäre… na ja, SIE hätte ihre wahre Freude an mir: ‚Schaut euch an, was aus Korkoran geworden ist. Er ist jetzt ein Karpfen und frisst

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