Abiona - Das Bündnis (German Edition)
du es genau wissen musst, dann werde ich es dir sagen: Ich verlange von dir, dass du mich endlich in Ruhe lässt! Du bist anstrengend und lästig wie ein Kind, das einem hinterherläuft und Aufmerksamkeit will. Bleib mir fern, verstanden?«
Torfuns Gesicht hatte nun die arrogante Fassade eines Menschen angenommen, der von sich überzeugt war, etwas Besseres zu sein und es leid war, sich dessen zu schämen. Mit der Hand machte er eine rasche Bewegung, so als wolle er Falfarev wegwischen wie eine lästige Fliege, die ihn unerwünscht umkreiste.
Falfarev spürte, wie sein Mund trocken wurde. Abweisung. Das war das, wovor er sich am meisten gefürchtet hatte, bei jeder Begegnung, die er mit dem Dämon erlebt hatte und erleben durfte. Zwar hatte ihn Torfun immer auf Abstand gehalten, doch dies war aus anderen Gründen geschehen; die dunkle Materie, mit der Torfun ummantelt gewesen war, hätte ihn verletzen können. Doch war das der wahre Grund gewesen? Oder hatte ihn Torfun schon immer als nervtötend und schwächlich empfunden und sich nur deshalb mit ihm abgegeben, weil er ihn einst gerufen hatte?
Falfarev zwang sich zum Atmen. Doch der Schmerz, der mit dieser Einsicht kam, zerschnitt ihm fast das Herz. »Du verlangst also, dass ich mich von dir fernhalte und dich in Ruhe lasse?«, fragte er mit gespielt fester Stimme.
»Ja, genau. Kapiert? Wie schön!«, gab der blasierte Torfun von sich, wandte sich von dem Künstler ab und schien fortgehen zu wollen.
»Und was brauchst du?«, rief Falfarev ihm verzweifelt hinterher.
Torfun hielt in seiner Bewegung inne und drehte sich nur allmählich wieder zu dem Künstler um. Sein Gesichtsausdruck wirkte verwirrt. »Was meinst du damit?«, fragte er scharf. »Ich habe dir doch schon gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst!«
Falfarev nickte ernst. »Ja, das habe ich verstanden. Aber gibt es auch etwas, was du von mir brauchst? Ich gebe es dir. Du musst mir nur sagen, was es ist. Was ersehnst du von mir mit deinem ganzen Sein?«
Torfun stolperte zurück und sein Gesicht war plötzlich überschattet. »Was ich brauche…«, murmelte er undeutlich. Er verstummte. Auch Falfarev blieb stumm und wartete geduldig. Angst und Wut waren verschwunden. »Torfun, was brauchst du? Bitte...«
Torfuns Gesicht glich plötzlich einer fahlen Totenmaske und ähnelte trotzdem mehr dem Dämon, den Falfarev kennen und lieben gelernt hatte.
»Wenn ich dir das sage, wirst du mich meiden«, entfuhr es Torfun verbittert und er senkte den Blick.
»Das kann ich nicht. Du bist alles, was ich brauche«, entgegnete der Künstler fest.
»Nein, du brauchtest mein Wissen und meine Kontakte zur Unterwelt, doch damit kann ich dir jetzt nicht mehr dienen, vor allem nicht, wenn du mich mit dem nährst, wonach ich mich sehne.«
Falfarev lächelte müde und schüttelte den Kopf. »Ach Torfun, dieses Wissen, von dem du da sprichst, und die Kontakte zur Unterwelt haben mich ehrlich gesagt nie wirklich interessiert. Mein Verlangen galt immer nur dir. Wenn du nicht gemerkt hast, dass deine Worte und Gedanken das waren, was…«
»Ja, aber das ist nicht dasselbe.«
»Dasselbe wie was?«
»Dasselbe wie das, was ich brauche.«
Falfarev schwieg, denn darauf wusste er nichts zu erwidern. Auch vermochte er nicht zu ersinnen, wie er den Dämon dazu bringen konnte, das zu nennen, was er wirklich brauchte. Er senkte den Blick und wandte sich ab, um sich zu sammeln.
Torfun schien jedoch gerade dieses Gebaren zu beunruhigen. »Bitte nicht«, flüsterte er betroffen und verstummte wieder.
»Bitte, was nicht?«, entfuhr es Falfarev irritiert und er hob den Blick.
»Bitte… nicht auf Abstand gehen«, entrann es dem Dämon angstvoll.
Falfarev blinzelte und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. »Du… du brauchst meine Nähe?«
Torfun antwortete nicht. Aber er erinnerte Falfarev plötzlich wieder an den ausgelaugten und unansehnlichen Dämon, den er hier auf der Lichtung in den Armen gehalten hatte. Er schien sich nun verstecken zu wollen, um nicht den Verlust einer Nähe ertragen zu müssen, die ihnen bisher versagt worden war und die es jetzt galt als Nahrung aufzunehmen.
Falfarev spürte eine wohlige Hitze in sich aufsteigen, die ihn von innen heraus erstrahlen ließ. Leise sagte er: »Ich sehne mich ebenso nach dieser Nähe, Torfun und ich habe genug davon. Trink dich satt daran. Es gibt nichts, womit ich dich lieber nähren würde.«
Das Visualisieren fiel ihm leicht. Er war ein Künstler. Schon verließ er seinen
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