Abiona - Das Bündnis (German Edition)
ist ein wenig kompliziert. Wir denken aber, dass das Zusammenbringen von Stein und Schöpfer nicht ausreicht, um den Lichtkern mit dem Gefallenen zu verbinden« Sie machte eine Pause und überlegte kurz. »Wir haben eine These, die sich schon dreimal bewahrheitet hat. Diese Schöpfer verwandeln sich wohl nur in einen Menschen, wenn ihre dämonische Natur von einem anderen Menschen, zu dem sie anscheinend eine Beziehung aufgebaut haben, mit positiver Kraft gefüttert wurde.«
»Klingt wirklich kompliziert«, kommentierte Robin trocken und fragte sich gleichzeitig, ob Jack wohl derjenige war, der jetzt Tenkaras dämonische Natur füttern musste und ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht. Kaisho blieb jedoch ernst. »Nun so kompliziert ist es nicht. Denn auf diese Weise wurden ja auch Ionason, Torfun und Korkoran verwandelt!«
»Torfun und Korkoran sind jetzt Menschen?« Robin starrte sie einfach nur an und konnte nicht weiter reden. In seinem Gesicht spiegelten sich Verblüffung und Freude. Als Kaisho die Freude in seinen Augen sah, musste auch sie lächeln. »Ja, sie sind Menschen aus Fleisch und Blut. Jetzt schlafen sie und erholen sich von ihrer Transformation.«
»Und wie funktioniert so eine Fütterung?«, fragte Robin jetzt wesentlich interessierter.
»Es würde lange dauern, dir das genau zu erklären«, entgegnete Kaisho mit schwacher Stimme. »Aber wenn man die Regeln einhält, ist es kinderleicht. – Du weißt auch von Ionason? «
»Natürlich. Thuri erzählte es uns. Aber er war nicht mehr da, als wir am Morgen erwachten.«
»Weil Tenkara ihn zur Sicherheit an einen Ort gebracht hat, den die Dunklen mit ihren Spiegeln nicht observieren können. Eldana und Shekowah sind auf dem Weg zu ihm. «
»Eldana?«, entgegnete Robin und sah mit einem Male alarmiert aus. Das Grinsen, das sein Gesicht so freundlich gemacht hatte, verblasste. »Natürlich«, fuhr er verbittert fort und wandte den Blick kurz von Kaisho ab, damit sie seine Enttäuschung über diese Nachricht nicht sehen konnte.
Kaisho schwieg betreten. Dann räusperte sie sich und sagte leise: »Da ist noch etwas anderes, was ich dir sagen muss, Robin, auch wenn ich weiß, dass du in letzter Zeit genug leiden musstest.« Ihre Stimme bebte und nun blickte auch sie zu Boden. »Korkoran wurde mit der Hilfe von Abiona und Sylan verwandelt. Abiona sollte das Ritual ausführen und war von Selana darin eingeführt worden. Doch irgendwie hat sich Sylan unbemerkt zu ihm geschlichen und sich gedanklich mit ihm verbunden. Dabei hat sie ihm ihre Kräfte zur Verfügung gestellt, ohne sich vorher gedanklich aus ihrem Körper zu transferieren. Das hatte einen starken Kraftverlust zur Folge. Es geht ihr immer noch sehr schlecht. Selana und Vankoti sind bei ihr und kümmern sich um sie. Das ist auch der Grund, warum ich die Quelle bewache und nicht Selana …«
Robin sackte in sich zusammen. »Das ist nicht wahr!«
Kaisho nickte betrübt und Robin schloss die Augen und fuhr sich wieder durchs Haar. Wie viele Schicksalsschläge konnte er noch ertragen? Ihm schien dieser Ort, diese Welt und dieses Dasein beinahe verflucht.
»Ist Jack bei ihr?«
»Nein, denn er ist mit der Sonje von Tenkara verschwunden, weil er sie speisen muss. Wir wissen nicht, wohin er gegangen ist und wann er wieder kommt. Aber wir vermuten, dass er, wenn alles gut geht, morgen Abend wieder da ist.«
Robin schüttelte den Kopf und schloss für einen Moment die Augen. »Verdammt, ich habe es schon gespürt, als ich hier ankam und die schwarze Kastanie sah. Ich wusste, dass irgendwas bei euch nicht stimmt! Ich sage nur Thuri Bescheid und mach mich dann sofort auf den Weg.«
»Nein bitte nicht!«
Es war nicht Kaishos Stimme, die da so flehentlich zu ihm herüberwehte. Diese Stimme war jung und zart und gehörte niemand anderem als Mel. Ihr Gesicht erschien jetzt auf der spiegelnden Oberfläche des wassergefüllten Trogs. Kaisho wandte sich dem Mädchen erstaunt zu und tauschte flüsternd einige Worte mit ihr, die Robin nicht verstehen konnte. Schließlich blickte die Priesterin wieder auf und sagte laut: »Sie will mit dir reden, Robin. Ich hoffe, du beherzigst ihren Ratschlag.«
Robin gab keine Antwort. Er musste unwillkürlich an Mels letzte Prophezeiung denken und an die Prophezeiung der Schöpfer. Beide hatten sich bewahrheitet. Er kniff die müden Augen zusammen, bevor er sich dem klaren Blick der Kleinen auslieferte.
»Jemand möchte mit dir sprechen, Robin«, sagte Mel mit
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