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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Auditor
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heller Stimme. »Ich habe ihn gesehen. Er wacht unten am Fluss und er ruft dich. Wenn du aber zu ihm gehst, wirst du nicht zu uns zurückkehren. Er wird dich mitnehmen in ein anderes Reich. Bleibst du aber, wo du bist, dann wird er einen anderen Weg finden, zu dir zu sprechen. Und du wirst erfahren, was du wissen musst, um deine Aufgabe zu vollenden.«
    Mel blinzelte kurz und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als würde sie aus einer Trance erwachen. Dann rieb sie sich kurz über die Augen und sah ihn wieder freundlich an. »Das habe ich gesehen. Deshalb darfst du nicht über den Fluss. Der Geist will dich haben und er beherrscht den Fluss.«
    Robin schüttelte den Kopf. »Das ist sehr lieb von dir Mel, aber Sylan ist meine Tochter! Wenn weder Eldana noch Jack bei ihr sind, muss ich kommen, um ihr beizustehen! Sie ist sehr krank und wartet sicher schon auf mich!«
    »Ja, Sylan wartet«, stimmte Mel ihm zu. »Aber nicht auf dich.«
    Es herrschte einen Moment Stille, die Robin als drückend empfand. Mels Aussage kam ihm wie ein Todesurteil vor. Er atmete schwer aus und hörte sich mit merkwürdig hohler Stimme fragen: »Wartet sie auf die Todesfeen, Mel? Wird sie sterben?«
    Er glaubte die Antwort bereits zu kennen und wusste nicht, ob er ihr standhalten konnte. Doch Mel schüttelte den blonden Haarschopf und sagte bestimmt: »Nein, das wird sie nicht. Sie wartet auf jemand anderen.«
    Robin sah in die hellblauen Augen des Kindes, die keine Lügen kannten. Langsam beruhigte sich sein klopfendes Herz und sein Magen entkrampfte sich. Dann nickte er langsam. »Gut, das reicht mir. Ich vertraue dir, Mel, so wie ich es immer getan habe. Nie hast du mich falsch beraten. Ich werde hier bleiben und auf die Antworten warten, die der Geist des Framerrors mir übermitteln will, um meine Aufgabe zu vollenden.«
    Das Mädchen schien erfreut und winkte ihm zum Abschied zu. Dann verschwand sie und Kaishos Gesicht erschien noch einmal auf der Wasseroberfläche. »Was meinte sie damit? Wer um alles in der Welt sollte am Fluss auf dich warten?«
    »Ich habe eine blasse Ahnung…«, begann Robin nachdenklich. »Thuris Vater ist damals tödlich verunglückt, als er den Framerror in der Frühjahrsschmelze überquerte. Sein Geist hängt immer noch über dem Gewässer. Mel hat mich wahrscheinlich gerade vor dem gleichen Schicksal bewahrt.“
    »Du solltest ihre Worte beherzigen.«
    »Ja, wenn ich doch nur etwas tun könnte…« Er stemmte sich gegen den Beckenrand und stand auf.
    Kaisho schüttelte traurig den Kopf. »Ich leide mit dir, Robin. Und ich werde heute Nacht kein Auge zutun, sondern mit meinen Gebeten Sylans Seele bewachen.«
    Robin nickte. »Danke, Kaisho. Würdest du Abiona von mir ausrichten, dass ich gerne morgen früh mit ihm reden würde?«
    Die Priesterin nickte zuversichtlich. »Das lässt sich bestimmt einrichten. Versuche jetzt, selbst ein wenig zu schlafen und zu Kräften zu kommen. Wir alle hier sind neugierig auf eure Geschichten und wenn Sylan wieder gesund ist, wird sie dich nicht ruhen lassen, bis sie alles gehört hat.«
    »Ja, das klingt nach Sylan.«
    Kaisho betrachtete ihn besorgt. »Wenn du mit mir reden möchtest... Ich bin hier.«
    Robin nickte erneut und Kaisho führte ihre Hand zum Herzen und sprach die Abschiedsformel.
     
    Robin verharrte noch eine Weile regungslos am Boden. Dann entließ er das Wasser aus dem Becken und ging zum Bauernhaus zurück. Unterwegs holte er Feuerholz aus dem Schuppen, das er emsig klein hackte, um sich von seinen Sorgen abzulenken. Als er dann einige Zeit später die warme Küche betrat, war Thuri bereits wach und versuchte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufzurichten. Robin lächelte schwach, kniete sich zu ihr und schichtete das Holz neben der Feuerstelle auf.
    »Bleib liegen, du weißt doch, was Jack gesagt hat«, hörte er sich gleichmütig sagen und schenkte ihr einen kurzen Blick.
    »Du scheinst ja plötzlich viel auf die Worte deines Bruders zu geben«, entfuhr es Thuri freudlos und sie stemmte sich mit einem Stöhnen in eine sitzende Haltung. »Seit wann bist du da?«
    Robin atmete geräuschvoll aus. »Schon seit einer Stunde. Ich war noch beim Wissenden Auge. Sylan geht es nicht gut.«
    Thuri Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Was ist mit ihr?«
    Robin erzählte ihr kurz von dem Gespräch mit Kaisho und von der Gefahr, in der sich Sylan immer noch befand. Auch von Mels hoffnungsvoller Voraussicht und ihrer Warnung vor dem Framerror berichtete er.
    Thuri

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