Abiona - Das Bündnis (German Edition)
höchsten menschlichen Empfindungen, die über das Irdische hinausweist ins Licht, aber es gibt auch körperliche Vereinigungen voller Schmerz, Demütigung und Gewalt!«
»Auch das weiß ich, denn wir haben damit gespielt. Es war ein wirkungsvolles Druckmittel unserer Herrscherin.«
Jetzt sah Falfarev ihn zum ersten Mal betroffen an. Dann nickte er langsam und senkte den Kopf. »Ich vergaß, dass deine alte Welt ein dunkles Abbild der unseren war, und du sehr viel weiser bist als ich, verzeih.« Er sah wieder auf und zog die Stirn in Falten. »Aber was ich meine, ist, dass sich Licht und Liebe auf so viele Weisen zeigen können: In der Wertschätzung einer Arbeit, in der Vollkommenheit der Natur, in der stillen Versenkung einer Meditation, in den glückstrahlenden Augen eines Menschen und in der Treue und Standhaftigkeit einer Freundschaft!
Liebe ist Ent-Grenzung vom eigenen Selbst und das Wiederfinden des tiefsten Seelenfriedens im Spiegel des anderen. Ich möchte, dass du das weißt und kennen und spüren lernst, damit du dich nicht enttäuscht vom Menschenleben abwendest, weil du an den falschen Orten nach Licht und Liebe gesucht hast.«
Torfun sah ihn lange und schweigend an. Falfarev hatte Sorge, ihn abermals gekränkt zu haben, aber schließlich sagte dieser mit fester Stimme: »Du bist derjenige, der weise ist, Fal. Ich muss noch viel lernen. Du hast Recht. Ich sollte meinen Blick zunächst weiten und vieles kennen und verstehen lernen; auch wenn dieser neue Körper etwas anderes will. Aber womöglich sind meine menschlichen Instinkte so stark, weil ich so lange darauf gewartet habe, mich so spüren zu können wie jetzt. Ich möchte am liebsten alles sofort erfahren! Jetzt gleich und am liebsten mit dir!«
»Torfun«, sagte Falfarev jetzt sichtlich gerührt und mühte sich, Fassung zu bewahren. »Nichts würde mich mehr freuen, als dich auf diesem Weg zu begleiten und dir zu helfen, dich selbst zu finden und Klarheit über deine Gefühle zu bekommen. Und wenn du mir gegenüber weiterhin so offen und ehrlich bist wie bisher, dann haben wir eine Chance. Als Freunde oder auch mehr. Aber gib dir Zeit, diese Welt zu entdecken und zu verstehen. Und gib mir die Zeit, alles richtig zu machen, damit du hier der sein kannst, der du bist.«
Torfun nickte und plötzlich breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Wenn ich also weiter ehrlich sein darf, würde ich jetzt gern etwas in meinen Mund reinschieben.«
Als Falfarev Luft schluckte und unkontrolliert hustete, ergänzte Torfun unsicher: »Ich weiß, es ist mitten in der Nacht, aber ich glaub, ich habe… Hunger!«
Falfarevs Husten verwandelt sich augenblicklich in ein Lachen und er strich dem Freund vertraulich über den Rücken. »Das ist fantastisch, Torfun! Du weißt es vielleicht noch nicht, aber ich bin ein hervorragender Koch und du wirst von meinem Essen begeistert sein! Nun ja, du musst begeistert sein, schließlich hast du noch keine Vergleichsmöglichkeiten. Aber solange Selana nicht da ist, haben wir ihre gut ausgestattete Küche ganz für uns! Von ihrem Kräutervorrat und dem guten Wein ganz zu schweigen!«
Torfun, der sich sofort von Falfarevs Vorfreude anstecken ließ, umfasste die Schultern des Freundes. »Darf ich dir dabei helfen?« Seine Augen leuchteten vor kindlicher Begeisterung und es fiel Falfarev schwer, seinem intensiven Blick zu widerstehen. »Ja!« antwortete er deshalb mit voller Inbrunst. »Nicht, das es einfach wäre, aber …«
»Ich habe euch lange beobachtet!«, unterbrach ihn Torfun mit schelmischem Gesichtsausdruck.
»Ich weiß«, seufzte Falfarev.
Dann hielt er abrupt den Atem an, als sich Torfun ihm bis auf eine Nasenlänge näherte und seine Wange streifte. »Du riechst gut«, sagte Torfun genießerisch und drückte sich an dem Künstler vorbei, um an das Küchenregal zu gelangen. Dort begann er munter, die einzelnen Kräuterbündel zu beschnuppern. »Übrigens, interessiert es dich, was ich eben gefühlt habe? Du könntest mir helfen, es einzuordnen.«
Falfarev, der wie in Trance stehen geblieben war, drehte sich nur langsam zu dem Freund um. »Unwesentlich«, sagte er mit brüchiger Stimme.
Er hörte Torfuns verhaltenes Lachen und sah, wie dieser mit der Hand über die glattpolierte Arbeitsfläche fuhr. »Egal, ich erzähle es dir trotzdem. Also erst einmal war es so, als hätte sich alles in mir angespannt, wie bei einer Armbrust, in die man einen Pfeil einlegt…«
»Mmmh«, antwortete Fal schwach. Das
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