Abiona - Das Bündnis (German Edition)
mit dem Kochen konnte ja heiter werden.
Ein Platz an ihrer Seite
»Wir haben erschreckende Verluste erlitten…«
Der Blick der Dunklen Herrscherin verweilte auf dem Gewässer, das ihr eigenes Familientotem barg.
Ju Lissanto schwieg. Er wusste, dass es besser war, sie jetzt nicht zu unterbrechen. Mit über hundert Dämonen waren sie aufgebrochen, um sich den Menschen zu stellen. Doch nur achtzig waren zurückgekehrt und stündlich verschwanden weitere Vadoiten ohne ersichtlichen Grund. Gestern hatte sich der alte Diener der Herrscherin, Runhan Jon während einer eifrigen Debatte über die Zukunft des Vadoitischen Volkes einfach in Luft aufgelöst.
»Sie müssen irgendeine Waffe besitzen, mit denen sie unsere Reihen lichten. Habt Ihr die Observation durch die Spiegel untersagt?«
Er nickte geduldig, denn diese Frage hatte sie ihm in den letzten Zeiteinheiten bereits dutzende Male gestellt. Sie glaubte immer noch, dass die Menschen in Besitz einer Waffe waren, die durch die Spiegel wirkte und ihre Reihen dezimierte. Anfangs hatte Ju Lissanto seine Herrin noch darauf aufmerksam gemacht, dass auch nach dem Spiegelverbot noch Vadoiten verschwunden waren, folglich also das Verschwinden nicht mit den Spiegelfunktionen zusammenhängen konnte, aber sie hatte seinen Einwand einfach ignoriert. Stattdessen hatte sie ihm befohlen, die Vadoiten stärker bewachen zu lassen und jede Befehlsverweigerung mit Pulverisierungen zu strafen.
»Ist es denn sinnvoll«, hatte er gefragt, »dass wir unsere eigenen Reihen auf diese Weise noch weiter zu lichten?«
Sie hatte ihn scharf angesehen und geantwortet: »Hätte ich Ten Karan damals auf diese Weise gestraft, wäre sie nicht zur Verräterin ihres Volkes geworden!«
Damit hatte die Dunkle Herrscherin auch seinen wunden Punkt getroffen und er hatte weitere Nachfragen eingestellt.
»Wir sind dabei, einen neuen Plan zu schmieden«, unterbrach Gea Mortan nun seinen Gedankengang.
Auch das war ihm nicht neu. Sie sprach immer nur von ihren wahnwitzigen Plänen, doch diesen folgten keine Handlungen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten sie in jener dunklen Nacht einige Lichtarbeiter besetzten müssen, um diese in den Wahnsinn zu treiben, so wie er es damals mit Hanrik getan hatte. Das wäre eine angemessene Genugtuung gewesen für den Verrat durch die Abs.
»Doch da es zu gefährlich ist, die Spiegel für Observationen zu gebrauchen, werden wir Euch dafür brauchen.«
Ju Lissanto hob die Augenbrauen und sah sie fragend an. Jetzt konnte es interessant werden. Er untermalte seine galante Antwort mit einer geschmeidigen Verbeugung. »Ihr wisst, dass Ihr auf uns zählen könnt, Herrin.«
»Ja, das dachten wir uns. Doch wartet ab, bis Ihr die Gefahren kennt, die diese Aufgabe mit sich bringen. Vielleicht seid Ihr Euch dann nicht mehr so sicher.«
Er lächelte hochmütig und verkniff sich eine Antwort. Sie versuchte wieder und wieder, ihre bröckelnde Macht durch leere Androhungen zu kitten. Er spielte dieses Spiel nicht mehr mit. Ein Fehler ihrerseits und das vadoitische Volk würde sie vom Thron stoßen und einen neuen starken Anführer wählen, der sich durch schwierige Aufgaben seine Position erkämpft hatte. Und dies wäre dann zweifelsohne er, Ju Lissanto, der kühnste Dämon der Dunkelära aus der Dynastie der Vernichter.
Der Blick der Dunklen Herrscherin verharrte einen Moment lang zweifelnd auf ihm, so, als könne sie seine Gedanken lesen, dann wandte sie sich urplötzlich ab und seufzte: »Nun gut, wir müssen alle Opfer bringen, um weiter zu existieren. Wir verlangen von Euch nicht mehr und nicht weniger, als dass Ihr diese Lichtarbeiter observiert. Doch nicht von hier unten aus, sondern indem Ihr Euch verwandelt und Ihre Handlungen beobachtet und die Gespräche belauscht. Nehmt die Gestalt von Tieren an oder verbergt Euch als Mensch vor ihren Augen. Sammelt Informationen, damit wir wissen, was sie vorhaben. Und vor allem: Bringt uns eine Erklärung, warum unser Volk schwindet! Nur, wenn wir uns sicher sind, dass es nicht die Spiegel sind, durch die sie verschwinden, können wir sie wieder aktivieren. Habt Ihr mich soweit verstanden?«
Er nickte. Die Anweisungen waren klar, wenn auch nicht ganz nach seinem Geschmack. Doch zumindest würden sie ihn eine Zeitlang von der trägen Langeweile fern halten, die die ganze Unterwelt erfasst hatte. Denn dadurch, dass ihnen der Blick in die Spiegel versagt blieb, waren ihre Handlungen vollkommen auf die Vadoitische Welt
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