Abiona - Das Bündnis (German Edition)
ungebrochene Sehnsucht nach dem Licht, auch wenn sie davon noch abgetrennt sind.
Ihre Hoffnung ist, dass Abiona diese Trennung für sie auflöst. Er soll sie aus der Dunkelheit befreien. Nur deshalb ist er ihnen verpflichtet, verstehst du? Aber er ist kein Gefallener. Er ist eher so etwas wie ihr Retter. Ein hinabgestiegener Retter.« Er lächelte ein wenig und schüttelte in Erinnerung an Abionas leidenschaftliche Rede über die Abs leichthin den Kopf.
Robin jedoch schien wenig beruhigt und griff nach einem weiteren Stein. »Hätten sich diese Abs dafür keinen anderen aussuchen können?«
Jack sah seinem Bruder dabei zu, wie er den Kiesel weit hinaus aufs Meer schleuderte, ganz so, als würde er ihn mit der Kraft seiner aufgestauten Wut speisen.
»Vielleicht. Ich weiß es nicht, denn es gibt Rätsel in dieser Geschichte, für die ich noch keine Antworten habe. Aber ich habe dort unten gelernt, meiner inneren Stimme zu vertrauen, denn mehr hatte ich nicht. –
Diese Stimme sagt mir, dass wir hier weitere Antworten finden werden, wenn wir bereit sind für die Aufgabe, die uns bald gestellt wird.«
»Und was ist das für eine Aufgabe?«
»Anscheinend müssen uns auf den Weg ins Gebirge machen. Monatom sagte mir, dort gäbe es einen heiligen Ort, den sie den Gläsernen Berg nennen. Dort würden wir sehen und verstehen.«
»Klingt sehr nebulös. Was hat das Ganze mit Abiona zu tun?«
»Monatom erklärte mir, sie habe die Hoffnung, dass er der sei, der den Weg bereitet für die, die zur Heimkehr bestimmt sind. – Was sie sagt, stimmt mit den Aussagen der Abs überein, die ihn ebenfalls als Wegbereiter bezeichnen.«
Robin seufzte leise und ließ sich wieder auf den Boden neben seinen Bruder fallen. Dann griff er nach einem dritten Stein und warf ihn so kraftlos von sich, dass er nur wenige Schritt vor ihnen im Sand landete.
»Wie geht es Abiona jetzt?«, fragte er leise.
Jack seufzte. »Das ist eine schwierige Frage. Er ist in eine Art Stasis gefallen. Mein Gefühl sagt mir, wir haben nicht mehr viel Zeit. Durch einen sonderbaren Zufall der Ereignisse wurde Abiona vor einigen Tagen in die menschliche Welt transferiert und dort von Hanrik, der in ihn nur den Dämon sah, mit einer Eiswaffe angegriffen. Seitdem ist er erstarrt. Nicht tot und nicht lebendig. Er ist zwar noch Teil der Unterwelt und wird von den Vadoiten bewacht, aber er scheint auch eine Verwandlung zu durchlaufen. Frag mich nicht wie oder warum. Aber er gleicht einer Raupe, die sich verpuppt hat und nun zu etwas anderem wird.«
Robin schluckte, als in ihm grauenhafte Vorstellungen über Abionas zukünftige Gestalt aufkeimten. Dann fragte er übergangslos: »Und wie bist du hierher gelangt? Wie gelang es dir, aus dieser Unterwelt zu entfliehen?«
Vor Jacks innerem Auge tauchte das Bild von Tenkara auf. Er lächelte schwach und senkte den Kopf. »Mit der Hilfe einer Vadoitin, die zu den Abs gehört. Tenkara ist ihr Name.«
Robin überlegte angestrengt, wo er diesen Namen schon einmal gehört hatte. »Tenkara!«, stieß er dann laut hervor. »Das ist die Dämonin, von der Sylan sprach! Es ist also wahr, dass sie da war, bevor Abiona entführt wurde?«
»Ja, Tenkara hat uns am Abend vor Abionas Entführung besucht. Sie ist in der Lage, eine menschliche Gestalt anzunehmen, was nur wenigen von ihnen gelingt. Sie ist die Tochter der Dunklen Herrscherin und gleichzeitig ihre größte Gegnerin. Denn sie führt die Abs an. Sie war es, die Abiona in die Geheimnisse ihrer Fraktion einweihte.«
Robin sah versonnen zu, wie ein großer gräulicher Vogel in ihrer Nähe landete und seinen gelben Schnabel im Sand versenkte um kurze Zeit später mit seiner Beute, einem grünen Krebs mit vier Scheren, wieder davon zu fliegen.
»Es ist schwer, dies alles zu glauben«, sagte er nach einer Weile. »Wie kannst du nur sicher sein, dass diese Abs glaubwürdig sind? Und auch wenn sie es wären. Warum sollten wir uns für ihre Belange einsetzen? Unser Kampf gilt allen dunklen Mächten. Hast du das bei deinem Aufenthalt da unten vergessen?!«
Jack nickte schwach und seine Augen schimmerten nun ein wenig heller. »Du vergisst, dass auch Abiona jetzt ein Teil dieser Welt und ihrer dunklen Machenschaften ist«, sagte er und nahm nun seinerseits einen flachen Stein in die Hand.
Robin spürte das Gewitter in sich erneut aufwallen. »Wenn Abiona ein Dunkler ist, dann ist er für mich gestorben. Warum sollte ich dem Sohn eines Dämons helfen? Was verbindet mich mit
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