Abiona - Das Bündnis (German Edition)
und überzog die Zinnen der weißen Burg von Lichterstadt mit einem orangefarbenen Streifen.
Hanrik ist tot und wir konnten ihm nicht helfen, sagten seine Gedanken traurig.
Sylan sagte nichts. Sie schloss die Augen. Jetzt war nach ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihrem Onkel auch noch ihr Lehrer ein Opfer der Dunklen geworden. Sie zitterte bei dem Gedanken, wen sich die Dunklen als nächstes holen würden.
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Erst gegen Mitternacht drosselte Korkoran, der die Gestalt der braunen Stute angenommen hatte, sein Tempo und blieb unter einer Eiche stehen. Eldana stieg atemlos ab. Doch ihre steifen Beine gaben unter ihr nach und sie fiel kraftlos auf den feuchten Boden. Die falsche Stute schnaubte und stupste sie mit der Nase an. »Ist ja schon gut«, erwiderte Eldana müde. »Ich brauche nur eine kurze Pause.«
Sie richtete sich ein wenig auf und massierte sich die schmerzenden Beine. Dann hüllte sie sich schützend in ihren Mantel ein und lehnte sich seufzend an den Stamm des Baumes. Sie war müde, so müde. Doch ihr dämonisches Pferd gönnte ihr nur eine halbe Stunde Rast. Dann ging es weiter, bis der Morgen graute und sie in der Ferne die Silhouette von Ranradur sah. Da wusste sie, dass sie bald am Ziel sein musste. Tatsächlich verlangsamte Korkoran sein Tempo und blieb auf einer Waldlichtung stehen, als die Sonne sich am Horizont zeigte.
Eldana stieg erschöpft ab, wusch sich in dem nahen Bachlauf das Gesicht und legte sich auf den Boden. Und diesmal ließ Korkoran sie ruhen und das leise Plätschern des Baches ließ sie bald einen traumlosen Schlaf gleiten...
Eldana erwachte erst, als der Morgen alt war. Erschrocken überlegte sie, warum Korkoran sie nicht früher geweckt hatte. Sie blinzelte und fasste die Stute genauer ins Auge, die angebunden an der Eiche stand und sie teilnahmslos beäugte. Angebunden?
Nicht nur dieser Tatbestand überraschte Eldana, denn sie war sich sicher, Korkoran nicht angebunden zu haben, es war auch der Blick der Stute, der merkwürdig normal, beinahe benebelt schien. Dieses Pferd war nicht der Höllenwind, mit dem sie in der Nacht über die stillen Ebenen gejagt war! Dies hier war eine ganz normale Stute. Doch wie kam sie hierher? Und wo war Korkoran?
Sie seufzte und schüttelte schlaftrunken den Kopf. Dann saß sie auf und lenkte ihr Pferd auf einen Pfad in Richtung Osten. Jetzt musste sie den Eingang zur Blauen Mine ohne fremde Hilfe finden. Sie trabte an und jeder Hufschlag bohrte sich schmerzhaft in ihren Rücken. Sie wechselte in einen schnellen Galopp und versuchte, dem aufkeimenden Unbehagen zu entkommen, das nur bedingt etwas mit der unbequemen Gangart der Stute zu tun hatte. Shekowah – König der Lichtarbeiter. Würde sie vor ihm bestehen können? Jeder andere Mitarbeiter des Rates wäre lieber gewesen. Und das nicht nur aus dem Grund, weil Shekowah der Anführer der Lichtarbeiter war. Es gab etwas, vor dem sie sich mehr fürchtete, als vor der Rolle, die er bekleidete.
Eldana erreichte das geheime Versteck um die Mittagszeit, nachdem sie dem Pfad etwa eine Stunde lang in östlicher Richtung gefolgt war und dann an einer verfallenen Burgruine eine Abzweigung nach Süden genommen hatte, so wie Jack es ihr beschrieben hatte.
Von außen sah die Blaue Mine aus wie eine alte KristallAbbaustätte, die man aus Sicherheitsgründen nicht betreten sollte. Eldana lächelte zufrieden. Sie hatte es geschafft. Sie sprang ab, nahm ihrer behäbigen Stute das Zaumzeug und den Sattel ab und versteckte beides im Wald. Sie wusste, irgendwer würde sich darum kümmern. Dann ließ sie ihr Pferd auf einer nahen Wiese weiden und näherte sich dem Mineneingang zu Fuß.
Nachdem sie ein kurzes Stück in den Stollen hineingegangen war, traf sie auf eine braune, eisenbeschlagene Tür. Sie atmete zweimal tief durch und klopfte an. Drinnen wurde ein Riegel aufgeschoben und kurz darauf öffnete Shekowah die Tür.
»Eldana, dem Lichtreich sei Dank!«, sagte der König der Lichtarbeiter erleichtert, zog sie in die Mine und schloss die Tür hinter ihr.
»Ich muss mich wohl eher beim Dunkelreich bedanken«, antwortete Eldana lächelnd und schenkte ihm einen vorsichtigen Blick. Shekowah erwiderte ihr Lächeln und geleitete sie mit einer einladenden Geste in das Innere der Mine. »Da hast du nicht ganz unrecht. Aber komm erst mal herein.«
Eldana trat in das Innere der Kammer und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Ganz so komfortabel habe ich es mir nicht vorgestellt«, gab sie
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