Abiona - Das Bündnis (German Edition)
auf den zylinderförmigen Alkoven und alle falsche Freundlichkeit war plötzlich von ihr gewichen.
»Was sagt Ihr dazu, kleiner Menschendämon? Ja, Ihr wisst es… und wir würden es liebend gern aus Euch herausprügeln, wenn Ihr noch etwas empfinden könntet… Es riecht uns hier allzu sehr nach Verrat, ja Verrat, wie wir es schon damals vermutet haben, bevor Iona Son die verrückte Idee hatte, euch Erdlinge zu uns zu holen, um uns zu retten!« Sie schritt um den Alkoven herum und vertiefte sich weiter in ihr Selbstgespräch. »Ihr müsst wissen, Abi Iona… Verrat, wird in unserer Welt hart bestraft, viel härter noch, als Ihr es Euch mit Euren menschlichen Anteilen je ausmalen könntet. Doch nun seid Ihr stumm. Stumm wie ein Fisch im Meer. So sehr aufs Wasser angewiesen…«
Sie ließ die Hand über den Zylinder schweifen und nahm dann einen kleinen rosafarbenen Ball vom Nebentisch, der sich in ihrer Hand in einen rostroten Nebel verwandelte.
»Doch vielleicht tun wir Euch auch Unrecht.« Sie ließ den Nebel um den Zylinder wabern und erneuerte so die Schutzschicht um Abionas Körper. »Ja, vielleicht irren wir uns. Doch sollten wir weitere Hinweise finden, Hinweise, die sich wie ein Puzzle zusammenfügen, dann werdet Ihr es noch bitter bereuen, die Prüfung bestanden zu haben.« Sie trat zurück und sah zu, wie der Nebel sich verdichtete und den Rand des Zylinders verstärkte.
»Dunkle Hoheit?« Estevan betrat forsch den Raum und die Herrscherin wandte sich so plötzlich zu ihm um, dass er irritiert einen Schritt zurücktrat.
»Este Van«, sagte sie dann mit süßlicher Stimme. »Wir möchten, dass Ihr Abi Iona die nächsten dreizehn Zeiteinheiten bewacht. Sollte er dann immer noch nicht aus seinem unergiebigen Schlaf erwacht sein, löst den Alkoven auf!«
»Herrin!?« Estevan fiel es schwer, die Selbstbeherrschung aufrecht zu halten.
Die Dunkle beobachtete ihn genau. »Habt Ihr uns nicht verstanden?«, fragte sie ruhig.
Estevan neigte kurz den Kopf und erwiderte knapp: »Wir haben verstanden, doch fragen wir uns, wie Ihr diese Entscheidung vor unserem Volk, welches die Rückkehr von Iona Sons Sohn so ausgelassen gefeiert hat, begründen wollt?«
Die Dunkle lachte böse auf. »Kennt Ihr unsere Gesetze nicht? Welche Leistung hat es uns gekostet, Abi Iona hierher zu bringen und wie viel Aufwand bedarf es, ihn in diesem Zustand zu erhalten? Wie viele Vierte und Dritte müssen wir Seinetwegen unentwegt verwandeln? Alles unsere Leistung – unser Einsatz! Und welche Leistung hat er bisher erbracht? Wir fragen Euch, wo war er uns nützlich?!«
Sie machte eine Pause und sah den Dämon herausfordernd an. Er neigte den Kopf und schwieg. Sie lachte spöttisch. »Nein, Este Van. Noch ein, zwei Nächte und unser Volk wird von uns einfordern, dass wir Abi Iona öffentlich ausstellen und dieses Symbol der Schwäche und Trauer endlich beseitigen! Er stellt eine Gefahr für unsere Autorität dar. Sollte er nicht bald aufwachen, werden die Ungeduldigen unseres Volkes die Macht ihrer Herrin in Frage stellen. Und das können wir nicht zulassen! Wir werden Abi Iona nicht weiter als Zeichen unserer Schwachheit ausstellen!«
»Aber zeigt Ihr Stärke, indem Ihr ihn vorsätzlich tötet?«
»Wir zeigen Stärke, indem wir handeln. Wir werden unseren Rachefeldzug weiterführen. Darauf sollten wir unsere Kraft verwenden. Das wird auch unsere Gemeinschaft stärken!«
»Dennoch wäre es sinnvoll, Abi Iona zu erhalten, damit der Rachezug ein Ziel hat.«
»Ein Ziel?«, fragte die Herrscherin nun scharf. »Welches Ziel meint Ihr?«
Estevan versteifte sich und plötzlich klang seine Stimme unsicher. »Das Ziel, ein Heil oder Gegenmittel zu finden, um Abi Ionas Zustand aufzulösen.«
Die Augen der Dunklen verengten sich zu Schlitzen. »Der Plan unserer Tochter. Um ehrlich zu sein: Wir halten nichts davon! Wir werden Abi Iona zwar rächen, aber wir werden uns um Seinetwegen nicht selbst in Gefahr bringen durch Verhandlungen, die müßig und unergiebig sind. Doch… wenn Ihr es in Erwägung zieht, ihn nach Ablauf der dreizehn Zeiteinheiten mit Eurer eigenen Substanz zu ummanteln, um seine Zeit ein wenig zu verlängern, so ist es Euch als Zweiten… gestattet.«
Sie lächelte verächtlich und Estevan zog eine Braue hoch. »Wie Ihr wünscht, Herrin.«
Die Dunkle schritt an ihm vorbei, doch bevor sie den Raum verließ, wandte sie sich noch einmal kurz zu ihm um. »Sollte unsere Tochter jedoch erfolgreich sein, mit dem Auffinden eines
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