Abiona - Das Bündnis (German Edition)
mich gegen ihn zu wehren.«
Shekowah durchzuckte ein kurzer Impuls, Eldana loszulassen, um sich Wein einzugießen. Doch er widerstand der Versuchung und drückte sie noch fester an sich. »Und was war das für ein Plan?«, fragte er leise.
»Es war ein verdammt guter Plan. Ein dämonischer Plan…« Sie stockte und er lockerte seine Umarmung und sah sie an. In ihren Augen glänzten wieder Tränen.
»Ich wusste damals nicht, ob ich stark genug sein würde, ihm zu widerstehen, bitte verzeih mir«, sagte sie dann mit brüchiger Stimme und lehnte sich wieder an seine Brust. »Ionason sagte: ‚Eldana, wir werden dich dazu bringen, zu dem zu gehen, den du wirklich liebst. Und er wird auf deine Verführungskünste hereinfallen, denn darin sind wir geschult; und dann…, dann wirst du ihn töten. Wir wissen zwar noch nicht wie, aber wir sind da sehr fantasievoll; vielleicht eine schmerzvolle Verletzung oder ein langsam wirkendes Gift, eine nie heilende Wunde oder eine qualvolle Krankheit?
Anschließend werden wir dich wieder verlassen, so dass du dich an jede Einzelheit ganz genau erinnern kannst und immer weißt, dass du es warst, die dem König der Lichtarbeiter den Tod gebracht hat.‘ – Das waren Ionasons Worte. Ich erinnere mich ziemlich genau.« Eldana hob den Blick und sah Shekowah ernst an. »Ich konnte dir diese Wahrheit nicht enthüllen. Ich wusste nie, ob ich observiert wurde oder besetzt war. Und vor allem wusste ich nicht, was du für mich empfindest. Es hätte sehr schwierig werden können.«
Sie verfiel in Schweigen und Shekowah erfasste nun selbst ein Zittern, dem er nicht Herr werden konnte. »El..dana…, ich hätte, …wenn ich gewusst hätte…« Weiter kam er nicht, denn sie strich ihm über den zitternden Mund und schüttelte leicht den Kopf. »Es ist lange vorbei, wie du gesagt hast. Ionason hat sich gewandelt. Ich habe keine Angst mehr vor ihm.« Sie schwieg und küsste ihn leicht auf die zitternden Lippen. »Doch damals hatte ich Angst. Also gab ich Ionason den Spiegel zurück und schwieg, wie er es von mir verlangt hatte. Ich hoffte im Geheimen, damit wäre ich ihn los. Doch es kam anders. Er kam bald zu mir zurück, da sein Spiegel nicht mehr funktionierte und rang mir das Versprechen ab, ihm zu helfen, ins Unterreich zurückzukehren.
Meine Angst um dich und meine Familie trieben mich zu äußersten Anstrengungen. Ich glaube, letztendlich hat ihm das imponiert. Er hat nie gewusst, was es heißt, aus Liebe zu handeln. Er erlebte es erst durch mich. Auch wenn meine Liebe zunächst nicht ihm galt, sondern dir und meiner Familie. Erst nach und nach entzündete sich in mir der Wunsch, ihm und der Dunkelwelt zu helfen. Ionason wuchs mir ans Herz wie ein guter Freund. Deshalb nahm ich ihn in mich auf. Aber ich hatte auch Angst. Angst vor der Rache der anderen Dämonen und ich hoffte, Ionason würde mich und vor allem auch dich vor ihnen schützen, wenn ich ihm auf diese Weise half.«
»Wie konnte ich nur so blind gewesen sein«, flüsterte Shekowah nun beinahe ärgerlich und sah Eldana schmerzerfüllt an.
»Du konntest es nicht sehen«, sagte sie liebevoll. »Ich war zu gut.«
Er lächelte traurig und schmiegte sie wieder an sich.
Shekowah hielt Eldana immer noch in den Armen, als sich vor ihren Augen Rauch aus dem Kamin schälte und zu einer Vadoitin dritter Klasse verdichtete. Sie kniff die kleinen Augen zusammen und musterte die beiden eng umschlungenen Menschen argwöhnisch. Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie schien zu versuchen, die beiden Menschen anzulächeln. »Verzeihung, die Störung. Auftrag von Tenkara. Wir…, äh… ich soll euch zurückgeleiten nach Lichterstadt…, sofort!«
Shekowah löste die Arme von Eldana, sichtbar verärgert über die plötzliche Störung. »Warum sofort? Und wer bist du überhaupt?«
»Senja, eine Dritte und Mitglied der Abs im Auftrag der Prinzessin, Herr Shekowah. Wenn ihr euch bitte eilt, denn wir haben wenig Zeit.«
Shekowah wollte gerade zu einer Gegenantwort ausholen, als Eldana ihn zurückhielt. »Wir sollten tun, was sie sagt. Um so eher wir im Tempelbezirk sind, um so eher kann ich mich Ionason stellen.«
Shekowah nickte widerwillig. »Also gut, aber was tun wir mit Torfuns Spiegel?«
Die Vadoitin verzog das Gesicht zu einer unergründbaren Miene. »Tenkara sagt, wir Abs werden nie mehr zurückkehren. Torfun braucht seinen Spiegel nicht mehr. Ihr könnt ihn mitnehmen, wenn ihr wollt.«
»Nein!«, entfuhr es Eldana
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