Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Vorstellungen jetzt schon quälen.«
Eldana seufzte und umarmte ihn fester. »Gut, aber halte mich fest und sieh mich nicht an, sonst kann ich es nicht sagen.« Er tat es und drückte ihren Kopf zärtlich an sich. So verweilten sie einen kurzen Augenblick schweigend. Dann begann sie zu erzählen:
»Iona Son und Gea Mortan, seine Frau, die du nur unter den Namen Dunkle Herrscherin kennst, versuchten schon sehr lange, uns Lichtarbeiter zu unterwandern. Doch jedes Mal wenn sie einen ihrer Dämonen schickten, um dich oder die anderen Ratsmitglieder zu besetzen, hielt sich der Erfolg in Grenzen. Das ärgerte Iona Son und er arbeitete einen Plan aus: Er wollte uns Lichtarbeiter austricksen. Dazu jedoch brauchte er einen menschlichen Körper. War der erst einmal gestaltet und ihm der Aufenthalt in der Oberen Welt möglich, würde sich alles andere fügen, so dachte er. Dies war Obliegenheit 74, genannt Shekowahs Wahn . –
Doch es kam alles anders. Ihm gelang es zwar durch viele Experimente, Vadoiten für seine Zwecke umzugestalten und einen menschlichen Körper aus ihnen zu formen. Aber nie hätte er gedacht, dass er durch die Annahme einer menschlichen Gestalt und durch das Hineinfallen in unsere Welt, auch Teil dieser Welt werden würde. Er beschrieb mir später, dass ihn der Aufenthalt in der Oberen Welt stündlich veränderte. Er lernte mehr und mehr wie ein Mensch zu denken und erinnerte sich plötzlich an Dinge, die er nicht einordnen konnte.« Sie seufzte verhalten und Shekowah lockerte ein wenig die Umarmung. »Was für Erinnerungen waren das?«
»Ich weiß es nicht. Er sprach nie darüber und ich wagte nicht, danach zu fragen. Aber er sagte immer, er sei eigentlich nicht für die Untere Welt gemacht. Er sei kein Dunkler. Doch zunächst war er genau das. Er war ein Dämon, kalt und unberechenbar. Und auch ein wenig… nun ja…«, sie lachte kurz auf und Shekowah sah sie erstaunt an, »ein wenig tollpatschig«, ergänzte sie lächelnd.
»Es stimmt, was ich geschrieben habe. Er verlor seinen Spiegel. Als ich ihn fand und an mich nahm, ging es mit seiner Obliegenheit bereits den Bach runter. Er wollte nach unten zurückkehren, um neue Kräfte zu tanken, fand aber seinen Spiegel nicht. Er konnte noch nicht einmal Kontakt zu seinem Diener Korkoran aufnehmen und es dauerte Stunden, bis er mich ausfindig gemacht hatte. Als er mich dann schlafend auf dem Dachboden des Alten Museums entdeckte, wollte er den Spiegel zurück haben. Ich wusste zwar nicht genau, wen ich vor mir hatte, aber ich ahnte nichts Gutes. Also lehnte ich ab.«
»Du lehntest ab, ihm den Spiegel zu geben?«
»Ja, ich wollte mir den Spiegel erst einmal näher ansehen.«
Shekowahs Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Warum?«
»Weil ich darin die Präsenz von anderen Wesen wahrgenommen hatte. Das erschien mir suspekt. Also log ich ihm vor, ich hätte den Spiegel nicht.«
»Das glaube ich dir nicht!«, entgegnete der König.
»Du kennst mich doch«, erwiderte Eldana lächelnd.
»Anscheinend nicht gut genug.«
»Also, es geht noch weiter«, nahm Eldana den Faden ihrer Geschichte wieder auf. »Ionason glaubte mir auch nicht und als kleine Demonstration seiner Macht, fügte er mir allein über seinen Blick Schmerzen zu, an die ich nicht erinnert werden möchte. Trotzdem fragte ich selbstbewusst, wer er sei, dass er sich erlaube, mir dies anzutun?
Er lachte nur und forderte erneut den Spiegel zurück. Ich jammerte ihm vor, ich hätte ihn verschenkt und wüsste nicht, wo sich die beschenkte Person momentan aufhielte. Daraufhin setzte er sich in den Schaukelstuhl gegenüber von meinem Bett und sagte galant…« Sie stockte und warf Shekowah einen raschen Blick zu. »Du musst wissen, er konnte recht charmant sein; er sah sehr gut aus und beherrschte die höfische Etikette. Schließlich war er zu seiner Zeit der größte Fürst im Dunkelreich und glanzvoll und ruhmreich in seinen Taten. Er sagte also: ‚Wir werden dich besetzen, Eldana, denn wir sind Iona Son, der größte Dämon des Unterreichs und Herrscher über Marag Thur, der Feste der Vadoitischen Welt. Du wirst bald Dinge tun, die dir und anderen Leid zufügen und wir..., wir werden uns an deinem Schmerz erfreuen.‘ «
Ich entgegnete ihm, ich sei eine Lichtarbeiterin und stark genug, um gegen die Dunkelheit anzukämpfen und er solle ruhig versuchen, mich zu besetzen. Doch das tat er nicht. Stattdessen beschrieb er mir in aller Ruhe, was passieren würde, wenn ich nicht stark genug wäre,
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