Abiona - Das Bündnis (German Edition)
auswirkt und drittens –sollte der Zauber wieder abklingen– werden in einigen Stunden hunderte Dämonen den Tempelbezirk überfluten und alles tun, um euch zu vernichten!«
Sie schloss die Augen und fügte leiser hinzu: »Es könnte aber auch sein, dass meine Mutter abwartet und uns erst einmal nur observiert. Vielleicht traut sie Ju Lissantos Aussage nicht. Oder sie will sehen, ob ich einen Alleingang plane? – Dann bliebe die Möglichkeit, dass Ionason ins Dämonenreich zurückkehrt, und sich wieder mit Abiona verbindet; aber wenn er uns alle nicht sehen will, dann sehe ich keine Chance, ihn dazu zu überreden!«
»Wir müssen es wenigstens versuchen!«, entgegnete Vankoti scharf. »Wir müssen alles versuchen! Gibt es weitere Vorschläge?«
»Ist es nicht einfach möglich, dass ein Mensch durch den Spiegel geht? Jack war doch auch im Unterreich, ohne verwandelt worden zu sein«, brachte sich jetzt Falfarev ein.
»Jack war im Unterreich?«, fragte Selana jetzt völlig perplex. »Was soll das heißen, war? Wo ist er jetzt?«
Tenkaras Gesichtsausdruck wurde noch ernster und sie blickte wieder ins Feuer. »Jack war bei uns, das ist wahr. Doch nicht in seiner körperlichen Gestalt. Deshalb konnte ich seine Präsenz auch erst nach einer Weile wahrnehmen. Vor einigen Tagen erschien er mir, als ich bei Abiona wachte. Wir schmiedeten einen Plan. Ich habe ihn durch den Spiegel geführt und in diese Welt zurückgebracht. Er wollte Eldana informieren, dann seinen zurückgelassenen Körper im Götterfelsen aufsuchen und versuchen, ihn wieder in Besitz zu nehmen. Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen. Ich hatte gehofft, ihn hier zu treffen.«
»Nein, hier ist er nicht angekommen«, sagte die Schamanin misstrauisch.
Tenkara schaute sie alle nacheinander an, doch jeder schüttelte den Kopf. Sie schloss die Augen und als sie sie wieder öffnete, war ihr Blick qualvoll in die Ferne gerichtet. »Ich habe es vermieden, ihn zu observieren, um keine Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Seinen Körper hatte ich durch eine vadoitische Ummantelung aus Vierten vor dem Verfall geschützt. Er hätte es schaffen müssen!«
»Vielleicht ist er ja noch unterwegs«, unterbrach Falfarev sie nachdenklich. »Für einen Menschen im geschwächten Zustand ist der Weg hierher sehr weit. Vielleicht braucht er unsere Hilfe?«
Tenkara starrte ihn mit schreckensweiten Augen an und fasste sich an die Stirn. »Dass ich daran nicht gedacht habe! Ich bin es nicht gewohnt, in menschlichen Dimensionen zu denken. Ich werde mich sofort auf den Weg zu ihm machen.«
Jetzt jedoch war es Selana, die sie abhielt: »Warte, verstehe ich es richtig, dass es keine Möglichkeit gibt, einen Körperlichen aus dem Unterreich auf die Erde zu befördern?«
Tenkara hielt inne und ein mutloser Gesichtsausdruck trat auf ihr schönes Antlitz. »Keine Möglichkeit, die mir bekannt wäre.«
Selana schaute Torfun und Korkoran an, doch auch sie schüttelten den Kopf.
»Also keine«, fasste sie unnötiger Weise zusammen.
Resignation breitete sich in der kleinen Gemeinschaft aus und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Dann richtete sich die Schamanin auf. »Also gut – gehen wir unseren Aufgaben nach. Wann werden Shekowah und Eldana hier sein?«
»Wenn sie sofort aufgebrochen sind, dann frühestens in zwei Stunden«, antwortete Falfarev, der sich noch lebhaft an den dämonischen Ritt mit Torfun erinnerte.
Selana nickte und ihre Stirn fältelte sich in angestrengter Konzentration. »Gut, dann schlage ich folgendes vor: Tenkara, du gehst Jack suchen. Bringe ihn heil und lebendig und in Besitz seines Körpers zu uns zurück.«
Tenkara nickte nervös und bevor Selana noch etwas sagen konnte, hatte sie sich bereits in Rauch aufgelöst und war verschwunden.
»Gut«, murmelte Selana irritiert und wandte sich den anderen zu. »Desweiteren schlage ich vor, dass einer von euch«, sie wies auf Torfun und Korkoran, »noch einmal Kontakt mit Ionason aufnimmt.«
Korkoran antwortete ihr mit seiner krächzenden Stimme. »Das werde ich tun, denn ich war sein Diener…«
»Nein!«, mischte sich jetzt Falfarev ein. »Selana, das können wir nicht verlangen! Ionason könnte ohne weiteres die Schutzummantelung seines ehemaligen Dieners für sich einfordern oder ihn bitten, selbst zur Ummantelung zu werden. Wir machen Korkoran dann zum Opfer und setzen einen Kreislauf in Gang, dessen Folgen wir niemals abschätzen können!«
»Du hast Recht«, brummte Selana sofort und ihren Augen
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