Abiona - Das Bündnis (German Edition)
sah man den Schrecken an, den dieser Gedanke bei ihr auslöste. Doch Korkoran nahm Falfarevs Einwand gefasst auf. »Meine Zeit ist eh bald abgelaufen. Ich bin bereit, mich für meinen Herrn hinzugeben. Dies erscheint mir sinnvoller, als einfach so ins Nichts zu gehen.« Er machte eine Handbewegung und ein Geräusch, wie wenn aus einem Ballon Luft entweicht und gackerte vor sich hin.
Doch Falfarev sprang auf und seine Stimme klang plötzlich scharf: »Keiner von euch wird hier einfach so ins Nichts gehen! Es muss noch einen anderen Weg geben. Einen, den wir jetzt noch nicht sehen können. Von dem ich jedoch weiß, dass er existiert!«
»Dein Vertrauen in die Ungewissheit ist bemerkenswert«, entgegnete Selana trocken und sah ihn ein wenig spöttisch an.
»Es ist mein Vertrauen in das Göttliche!«, konterte Falfarev schneidend. »Und ihr alle solltet euch daran erinnern, dass nicht wir die Götter sind!«
Seine Worte zeigten Wirkung. Torfun erhob sich und seine Augen schimmerten hell, als er sie alle anblickte. »So ist es! Ihr seid keine Götter und somit auch nicht unsterblich und unverletzlich! So ist es nun unsere Aufgabe, hier zu bleiben und euch schützen, falls es wirklich zu Angriffen kommt.«
Selana seufzte. »Dies sind große Worte, Torfun. Große Worte für große Ereignisse. Sollte Tenkara Recht behalten, dann bleiben uns nur noch wenige Stunden bis zum ersten Angriff. Auch wenn ihr uns schützen wollt, müssen wir uns zusätzlich selbst verteidigen.«
Ihr Blick wanderte zu Vankoti. »Ist es dir möglich, noch weitere Eisodome herzustellen?«
Vankoti nickte, doch vermied er es, Torfun oder Korkoran anzuschauen. Es kam ihm irgendwie falsch vor, in einem solchen Moment der Verbundenheit von dämonischen Waffen zu sprechen.
»Ich werde mich sofort in Hanriks Labor begeben. Wenn Sylan mir hilft, müsste es mir möglich sein, zehn weitere Eisodome zu fertigen. Sie gehörten zwar in Hanriks geheimes Forschungsgebiet, aber irgendwie packen wir das!«
Selana nickte und machte eine unbestimmte Handbewegung. »Gut. Habt ihr noch weitere Vorschläge?«
Kaisho merkte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Ja, sie hatte noch einen Vorschlag. Doch war sie sich nicht sicher, ob sie diesen in der Gegenwart der beiden Dämonen erwähnen sollte. Schließlich wusste sie nicht, wie sie darauf reagieren würden. Also schwieg sie und ließ den kritischen Blick von Selana über sich hinweggleiten. Selana klatschte in die Hände. »Dann schlage ich vor, dass ihr beide«, ihr Blick fiel auf Kaisho und Mel, »mir dabei helft, die Zeremonie für Hanrik vorzubereiten. Das wird uns die Angst vor dem Kommenden nehmen und uns mit der lichtvollen, geistigen Welt verbinden. Desweiteren müssen wir Anweisungen geben, den Tempelbezirk zu evakuieren und das Eiserne Tor zu schließen. Auch der Stadtrat muss informiert werden. Das kann Dragon übernehmen. Bevor wir jedoch nicht wirklich wissen, ob diese Dunkle Herrscherin wirklich einen offenen Krieg gegen uns plant, werden wir weiter im Verborgenen arbeiten. Seid ihr damit einverstanden?«
Alle nickten stumm und die Schamanin wandte sich Falfarev zu. »Informiere Dragon und die Diener des Tempels. Anschließend sorgt dafür, dass Hanriks Körper gemäß der Vorschrift der Alten auf dem Vorplatz zur Kathedrale aufgebahrt wird. Vielleicht kann Torfun dir dabei helfen?« Falfarev nickte konzentriert und Torfun deutete eine Verbeugung an.
Selana wandte sich Korkoran zu. »Du mögest tun, was dir beliebt. Vielleicht kannst du uns mitteilen, wenn die Verbindung der Spiegel wieder funktioniert oder es irgendwelche andere Neuigkeiten gibt.« Korkoran murmelte zustimmend und Selana machte eine kurze Pause. Jeder wusste, welche Art von Neuigkeiten sie meinte.
»So hat denn jeder in dieser schweren Stunde eine Aufgabe. Macht euch den Tod zum Freund! Dies ist der einzige Trost, den ich euch jetzt noch geben kann. Und mögen die Lichtgestalten unter euch weilen!« Sie breitete die Arme aus und segnete sie.
Korkoran und Torfun nahmen den Segen mit Erstaunen an und standen noch wie erstarrt da, als die anderen sich bereits zum Gehen wandten.
»Was ist?«, fragte Falfarev besorgt und trat näher an Torfun heran. Dieser schien sich nur langsam aus einer Art Trance lösen zu können. Er schüttelte den Kopf. »Ich habe mich an etwas erinnert. Ein fernes Land…«, stammelte er schwach.
Korkoran nickte zustimmend. »Auch ich habe es gesehen. Es war hell und fruchtbar und da waren…
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