Abiona - Das Bündnis (German Edition)
dafür benutzen lässt, nicht einmal ein degradierter Diener der Dunkelheit… oder sollte ich besser sagen, ein aufstrebender Diener des Lichts?«
Korkoran öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch schloss er ihn wieder. Ein schwaches Lächeln trat auf sein Gesicht. Doch es sah nicht spöttisch oder sarkastisch aus, sondern eher ungläubig.
»Vorausgesetzt er hat nicht geblufft«, erwiderte der Dämon leise und machte eine kleine Verbeugung.
»Vorausgesetzt er hat nicht geblufft«, bestätigte Vankoti und lächelte Korkoran an.
»Mir gefällst du als Katze besser«, murrte Sylan und befreite sich aus Vankotis Umarmung. Auch auf ihrem Gesicht zeichnete sich der Anflug eines Lächelns ab.
Korkoran verzog das Gesicht. »Wäre es dir recht, wenn ich der gefahrvollen Situation entsprechend eine etwas größere Katzenform annehmen würde?«
Vor Sylan innerem Auge erschien ein Löwe, der brüllend vor ihr stand, während eine Horde Dämonen versuchten sie anzugreifen.
»Nein«, sagte sie bestimmt. »Nur eine kleine Katze.« Dabei dachte sie daran, dass es Korkoran wahrscheinlich weniger anstrengen würde, eine kleine Tiergestalt anzunehmen, doch darüber schwieg sie.
Korkoran verdrehte die Augen. »Nicht auszudenken, dass ich die letzten Stunden meines Seins als Schmusekätzchen fristen werde!« Und doch verwandelte er sich fast augenblicklich in die sandfarbene Katze, die ihr schnurrend um die Beine strich.
Sylan wich nicht zurück, doch sie warf Vankoti einen langen Blick zu. »Vertraust du ihm?«, fragte sie mit belegter Stimme.
»Ja«, sagte er bestimmt und drückte sie an sich. »Er wird dich mehr beschützen als diese Waffen.«
Sylan schaute auf die Katze, die jetzt den Blick nach oben wandte und sie anmauzte. »Aber wenn er tatsächlich nicht blufft…« Ihre Stimme wurde dünn und sie vergrub ihr Gesicht an Vankotis Schulter.
»Ja, ich weiß…«
Auch Vankoti verspürte keine Lust weiter zu reden. Der kleine Dämon war ihm ans Herz gewachsen. Er bückte sich, um die Katze aufzuheben und legte sie Sylan in die Arme. Sie war angenehm warm und schnurrte leise.
Dann verließen sie gemeinsam mit der Katze den geheimen Forschungsraum, ohne Hast und ohne dunkle Waffen.
Eine einfache Lösung
Torfun hielt inne und sah zu dem Platz, wo Hanrik aufgebahrt war und emsiges Treiben herrschte. Falfarev legte Brennmaterial und trockene Weidenzweige unter die Holzkonstruktion und Kaisho stand auf einer Leiter und rieb die Stirn des alten Mannes mit einer Salbe ein. Anschließend übergoss sie seinen Körper mit dem Öl, das sie tags zuvor bei einem Olivenbauer erbettelt hatte.
Sylan und Mel zerbröselten derweil getrocknete Thymian, Baldrian und Löwenzahnblätter über einer mit glühenden Kohlen gefüllten Kupferschale. Vankoti stand etwas abseits und zündete die Fackeln an, die kreisförmig um den Einäscherungsplatz im Boden steckten. So erwiesen die Lichtarbeiter einer Seele, die den toten Körper verlassen musste, die letzte Ehre und geleiteten sie mit Gesängen, Rauchwerk und Gebeten zu ihrem kosmischen Bestimmungsort.
Torfun fasste sich gedankenverloren an die Wange. Sie brannte noch von Falfarevs inniger Geste, die sich ihm bis in die tiefsten Schichten seiner Substanz gegraben hatte.
Wäre er ein Mensch, hätte er das, was er nun fühlte, was nun in ihm war und ihn zerriss, vielleicht verstehen können. Doch er war nur ein Dunkler, der das Licht gesehen hatte und diese Schönheit, Zartheit und Seligkeit zerfleischte ihm jetzt das empfindsame Herz.
Noch vor wenigen Stunden hatte er die Entscheidung Tenkaras, nicht mehr in die Unterwelt zurückzukehren, schweren Herzens gebilligt. Jetzt jedoch verstand er ihre wahren Motive. Was würde eine Rückkehr ihnen einbringen, wenn die wahre Heimat hier oben lag? Dann war es einfacher, ins Nichts zu gehen, ins Zwischenreich, wo man nur noch eine blasse Erinnerung war und vorher die zu schützen, die man in sich trug.
Ja, so war es. Es fühlte sich an, als wäre man von einem Menschen besetzt. Falfarev war in ihm. War es das, was die Menschen Liebe nannten?
Torfun seufzte. Nichts konnte die Trauer um den Verlust, den er jetzt empfand, da er so einsam in der nächtlichen Umhüllung des Waldes stand, schmälern. Dennoch war es einfacher, den Schmerz der Trennung zu ertragen, als Falfarevs Schmerz mit anzusehen.
Er ließ seinen Blick über den Platz streifen, der nun von den Fackeln erleuchtet wurde. Jetzt wandte Falfarev sich um und blickte in Richtung
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