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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Auditor
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Waldrand, wo Torfun stand. Der Dämon wusste, dass der Künstler ihn aus dieser Entfernung nicht erkennen konnte, aber vielleicht fühlte er seine Gegenwart, so wie er die Gegenwart Falfarevs fühlte, in jedem falschen Atemzug, den er dieser Welt abrang.
    Wie konnten die Menschen nur eine solche Welt ertragen, in der es so viel Schönes und Reines gab, das ganz und gar zerbrechlich war, so wie ein Eiskristall überrascht vom ersten morgendlichen Sonnenstrahl. Und genauso vergänglich.
    Torfun spürte die unerträgliche Hitze von seiner Wange hinabgleiten und seine Kehle und Brust durchströmen. Die Imitation des menschlichen Körpers war gut, zu gut. Er hatte lange geübt. Vielleicht hätte er nicht so perfektionistisch sein dürfen...
    Falfarev wandte den Blick wieder ab und rief Selana etwas zu. Es ging um Brennholz. Und Torfun überkam ein anderes, nahezu menschliches Gefühl, einem schlechten Gewissen sehr ähnlich. Er hätte dort sein müssen, um zu helfen. Und doch konnte er nicht in Fals Nähe sein. Zu stark war die Bindung zwischen ihnen. Es war gefährlich. Er musste sich damit begnügen, ihn aus der Ferne zu betrachten und da zu sein, wenn sein Volk angreifen würde.
    Sein Inneres erbebte. Da war noch etwas anderes. Eine Ahnung. Er suchte nach der Ursache. Ja, sein Zeitgespür log nicht. Es war soweit. Abionas Umhüllung würde in wenigen Augenblicken brechen. Nun war es an Estevan zu handeln.
    Kurz spürte Torfun Mitleid in sich aufwallen, doch es erlosch fast augenblicklich wieder. Vielleicht würde Estevan es einfacher haben, als sie alle. Er war nicht hier oben, wo so viel Liebe und Licht war, dass es weh tat. Estevan würde sich auflösen in dem Wissen, dem Licht gedient zu haben, ohne den Schmerz ertragen zu müssen, der sich einstellte, wenn man erfahren hatte, was es heißt, einen Menschen in sich aufzunehmen, was es hieß zu lieben. Estevan würde verschont bleiben von dem inneren Feuer, das die Substanz verbrannte, weil es heißer war als jede Lavadusche.
    Torfun wünschte sich plötzlich mit ihm tauschen zu können. Denn der süße, ihn zerreißende Schmerz, den er nun empfand, da er Falfarevs Wesen erkannt hatte, machte ihn rasend. Gab es keine Lösung dafür?
    Er blickte sich um und starrte den dunklen Waldpfad entlang, der zu Mels Höhle führte. Und plötzlich war die Lösung da. Abiona war nicht der einzige, der auf Hilfe angewiesen war. Auch Ionason brauchte vadoitische Substanz, um hier weiter existieren zu können. Was würde sein ehemaliger König sagen, wenn er sie ihm anböte?
    Torfun spürte ein Ziehen in seiner Substanz, einem raschen Herzklopfen ähnlich. Ja, so könnte es gehen. Ionason würde durch seine Substanz wieder stark und mächtig werden und damit den Lichtarbeitern einen viel größeren Schutz bieten, als es ihm selbst möglich war! Er musste natürlich vorsichtig sein, denn Ionason hatte ihm den klaren Befehl gegeben, nur Eldana dürfe ihn aufsuchen und er wusste nicht, wie er auf sein Angebot reagieren würde. Aber es war einen Versuch wert. Und im Gegenzug zu seiner aufopfernden Handlung würde er Ionason um den Gefallen bitten, Falfarev zu schützen.
    Torfuns trübe Stimmung hob sich. Es war ganz leicht. Ionason war immer noch der Herrscher der Dunkelwelt. Wenn er ihn darum bat, Falfarev zu schonen, würde die Dunkle Herrscherin es schwer haben, an ihm vorbei zu handeln. Außerdem hatte Ionason auf dieser Welt gelebt. Er würde es verstehen! Auch er hatte das Licht gesehen.
    Torfun beschleunigte seine Schritte. Endlich war eine Lösung da! Jetzt kam es nur noch auf seine Überzeugungskraft an. Er fiel in einen leichten Laufschritt und zwang sich, dem angenehmen Brennen auf seiner Wange zu entfliehen, das ihn an Falfarevs Berührung erinnerte.

Perle der Schattenwelt

    »Und deshalb meinen wir, dass Eure ehrwürdige Tochter Euch und unser Volk… nun wie soll ich sagen… schändlich hintergangen hat.«
    Die Dunkle Herrscherin stand sehr aufrecht an dem großen Spiegel Kajaphonas, der trüb und verhangen war und starrte mit leerem Gesichtsausdruck auf die matte Oberfläche. »Das sind schwere Anschuldigungen, Ju Lissanto. Ihr wisst, welche Strafe Euch erwartet, sollten sich diese als falsch erweisen?!«
    »Nun, wir sind uns sicher, dass wir diese Strafe mit Freude tragen würden. Denn nichts ist schmerzlicher, als zu sehen, wie Ten Karan sich auf diese Weise wegwirft!«
    Er machte eine leicht schlenkernde Handbewegung, als ob er eine lästige Mücke vertreiben wollte.

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