Abiona - Das Bündnis (German Edition)
zu. Abiona wollte zurückweichen, doch sein Körper folgte ihm nicht. Er spürte einen stechenden Schmerz in seiner Brust, doch während er versuchte, sich aus ihrem Klammergriff zu befreien, verstärkte die Dunkle den Druck um seinen Hals und ihre Augen starrten ihn unbarmherzig an. Nie waren ihm ihre Absichten klarer gewesen und nie hatte er sie so zornig gesehen!
Er versuchte zu schreien, zu treten, mit den Armen zu rudern, doch alles, was er damit erreichte, war, dass sich ihre Fingernägel tiefer in seinen Hals bohrten. Er spürte, heiße Flüssigkeit seinen Hals hinunterrinnen. War das Blut? Sein Blut?
Irgendetwas in seinem Kopf schrie: Wehr dich! Und doch wusste er nicht wie. Die Dunkle Herrscherin war soviel stärker als er und ihr kalter Blick grub sich böse in seine trüber werdenden Augen.
Dann war es plötzlich vorbei. Sie stieß ihn knurrend von sich und Abiona knallte gegen die aalglatte schwarze Wand, wo er reglos liegen blieb. Er keuchte schmerzerfüllt. Seine Schultern fühlten sich zerschlagen und wund an und die feurige Flüssigkeit, die aus seiner Halsader drang und in der Dunkelheit glühte, verbrannte ihm die Haut. Er hatte gar nicht gewusst, dass Blut so heiß sein konnte!
Stopp die Blutung, schnell!
Da war sie wieder, diese vernünftige Stimme in seinem Kopf, die ihm am Leben erhalten wollte. Instinktiv drückte er seine Hand gegen den Hals und konzentrierte sich darauf, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Die schneidende Stimme der Dunklen Herrin kroch undeutlich zu ihm herüber und die Tatsache, dass sie ihn mit Du ansprach, zeigte ihre ganze Verachtung.
»Aaargh, dieses Menschenblut! Es stinkt wie die ganze Obere Welt! Du hast es immer noch in dir, du Sohn eines Verräters, du Schande unserer Väter, du Narr!«
Sie lachte hysterisch auf und warf ihren Kopf in den Nacken. Dann nahm sie ihn wieder scharf in den Blick und ging langsam auf ihn zu. »Glaubtest du wirklich, du hättest uns besiegen können, Kind einer schwächlichen Närrin? Meinst du, du wärst an uns vorbeigekommen, uns, der Herrscherin über Nacht und Dunkelheit? Wer glaubst du, bist du, schwächliches Halbblut? Ein Thronanwärter, ein Prinz, ein Retter?!« Sie lachte wieder, doch diesmal klang es kalt und nüchtern. »Antworte! Oder sollen wir dir die Wahrheit aus deinen feuchten Adern saugen?!«
Sie hatte sich ihm bis auf einen Schritt genähert und bleckte die Zähne. Abiona nahm sie nur schemenhaft wahr. Seine Pulsader vibrierte und doch spürte er, dass sich die Wunde langsam verschloss. Er versuchte die Augenlider zu heben, die so schwer waren wie Findlinge.
Dann formten seine Lippen Worte, obgleich er nicht wusste, was er sagen wollte. Und doch waren sie plötzlich heraus. Böse Worte, dämonische Worte, ein Funkenschlag aus Krächzlauten und anderen Geräuschen, von denen er nicht gewusst hatte, dass er sie in sich trug. »Achzéj jockvhor sedjess ranamir esentrejmon katurr, Gea Mortan«, spie er seiner Herrin wütend entgegen.
Er kannte die Bedeutung der Worte. Woher, das wusste er nicht, und er war zu schwach, sich darüber zu wundern. Aber er hatte gerade gesagt: Nennt uns nicht Verräter, wenn Ihr zu blind seid, uns zu sehen, Gea Mortan!
Seine Worte zeigten anscheinend Wirkung. Die Dunkle hielt inne, denn der Klang ihres Namens lag noch in der Luft. Sie trat einen Schritt zurück. Abiona spürte verwundert, wie er sich trotz seiner Verletzungen aufrichtete. Seine Hand ließ die Wunde am Hals los. Sie hatte sich ganz von selbst verschlossen. Wie konnte das sein? Er trat einen Schritt auf die Dunkle zu. Dabei wäre er lieber einen Schritt zurückgegangen. Sie musterte ihn argwöhnisch. »Gnes ner thur, ialankolar cher menesserjur?«, zischte sie.
Auch die Bedeutung dieser Worte war Abiona so klar, wie die Luft nach einem erfrischenden Regenschauer. Wer in aller Welt seid Ihr, dass Ihr es wagt, uns so nennen!
Abiona fand, dass dies eine berechtigte Frage war, doch bevor er sich darauf eine Antwort überlegt hatte, sagte sein Mund bereits: »Ihr erkennt uns immer noch nicht, Perle der Schattenwelt?«
Die Dunkle erstarrte beim Klang dieses Namens in ihrer Bewegung und die Fassade gespielter Beherrschung fiel von ihr ab. »Iona Son, este greie do?«, keuchte sie schmerzvoll und griff sich nun selbst an den Hals, während sie einige Schritte zurückstolperte.
Das ging Abiona nun doch zu weit. Obwohl er nickte, kämpfte er die Worte heraus, die ihm auf der Zunge lagen und trotz des brennenden Gefühls in
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