Abiona - Das Bündnis (German Edition)
Sylan hatte das Gefühl, dass Korkoran jetzt anders aussah. Seine faltige Haut war blasser und spröder geworden und seine Augen verloren allmählich das Leuchten. Er deutete ihren Blick richtig.
»Es ist nur die Umhüllung«, hustete er. »Diese Körperform verbraucht viel Substanz. Ich werde versuchen, mich kürzer zu fassen, um dann wieder eine andere Gestalt anzunehmen.
Um noch einmal zu Abiona zurückzukehren: Unsere Überführung war erfolgreich. Abiona erreichte unbeschadet das Untere Reich. Er bestand die Prüfung und die Dunkle Herrscherin nahm ihn als den Sohn ihres Mannes an. Tenkara erkannte in ihm ihren Bruder und ich, ich wartete, ob sich Ionason in ihm offenbaren würde.
Er tat es. Abiona wurde selbstbewusster und führungsstärker und schließlich zog es ihn wieder in eure Welt. Und dann geschah das Unbegreifliche! Durch diese Waffen, die Hanrik hier in diesem Raum mit Hilfe von Ju Lissanto erschaffen hatte, wurde Ionason von Abiona abgespalten. Der, der hier nicht existieren kann, blieb oben und Abiona wanderte wieder nach unten, wo er ohne Schutzummantelung langsam zerfällt. Ironie des Schicksals. Ich verstehe es nicht!«
Korkorans Flügel verschwanden plötzlich und auch die Krallen an seinen Füßen und Händen. Sylan zuckte zusammen, doch der kleine Vadoit grinste nur schwach.
»Keine Panik, die brauche ich nicht zum Erzählen und es spart Energie, glaube mir. Außerdem ist meine Geschichte fast zu Ende. Obwohl es kein Ende gibt. Nur einen nie endenden Kreislauf. Deshalb frage ich mich: War Ionasons Theorie und die Hoffnung die er uns gab, falsch? Gibt es doch keinen anderen Weg für uns? War alles eine Illusion?
Vielleicht müssen wir einfach vergehen? Vergehen und nie wieder kommen. Das wäre vermutlich das Beste für diese Welt und für die Menschen, die hier leben dürfen. Und letztendlich auch für uns. Denn, wer diese Welt gesehen hat, kann nicht zurückkehren. Es ist wie ein langsamer Tod.
Ionason wusste das. Und er hat lange dagegen angekämpft. Doch letztendlich war sein dämonischer Geist stärker. Jetzt ist er hier, weder Dämon, noch Mensch, ohne Heimat, ohne Ziel, im Zwischenreich, verloren für immer?
Nun… ich will nicht, dass wir alle so enden! Das ist der Grund, warum ich euch meine Hilfe anbiete, warum ich Waffen gegen mich und mein eigenes Volk schmiede, warum ich dem Vergehen mit Freude entgegensehe.
Damit dieser Kreislauf beendet wird, damit wir nicht mehr in den Spiegel sehen und euch um eure Welt beneiden müssen, damit wir endlich ins Nichts eingehen können und damit endlich alles endet…«
Er hatte die letzten Worte sehr leise gesprochen und Sylan meinte die greifbare Anwesenheit dieses Nichts zu spüren. Eine nackte kalte Hand, die sich nach ihren warmen Leben ausstreckte und alles so sinnlos machte.
Nach einer langen Minute des Schweigens erhob Vankoti seine Stimme und sah den Dämon dabei offen an. »Ich glaube dir, Korkoran. Und ich glaube auch, dass du mit Sicherheit weißt, wie man diese Waffen herstellt…« Er hielt kurz inne und schüttelte den Kopf. »Aber ich werde dein Angebot, mir zu helfen, trotzdem nicht annehmen.«
Sylan sprang auf und wäre fast über ihre eigenen Füße gestolpert. Vankoti wollte sie auffangen, doch Korkoran war schneller. Blitzschnell hatte er seine Flügel wieder materialisiert und ergriff im Sprung ihre Hand und hielt sie fest.
»Danke«, grummelt sie und ließ ihn schnell wieder los. Ihr Blick war auf Vankoti geheftet, der ihr ernst zunickte.
»Ich werde sein Angebot nicht annehmen, weil wir nicht mit diesen Waffen kämpfen werden! Sie sind eines Lichtarbeiters nicht würdig. Es muss anders gehen.«
Sylan schloss die Augen und ließ die angestaute Luft entweichen. Vankoti würde keine Experimente machen! Das war alles, was zählte.
Korkoran lachte grimmig. »Anders seid ihr, ja, aber unvernünftig wie Kinder oder degradierte Diener der Dunkelheit! Nein, ihr würdet keine guten Zweiten abgeben, geschweige denn Erste! – Ohne diese Waffen überlebt ihr keinen ihrer Angriffe!«
Vankoti trat auf den Dämon zu und sagte leise: »Wenn es tatsächlich Ju Lissanto war, der dabei mitgewirkt hat, die Eisodome zu energetisieren, dann werden sie sich gegen uns wenden, sobald wir sie einsetzen. Und auch wenn dem nicht so ist. Schwarze Magie formte diese Kristalle. Hanrik hat mit seinem Leben dafür bezahlt.« Er warf Korkoran einen Blick zu und verzog das Gesicht vielsagend. »Ich werde nicht zulassen, dass sich noch einer
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