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Abonji, Melinda Nadj

Abonji, Melinda Nadj

Titel: Abonji, Melinda Nadj Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tauben flieggen auf
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Guss ertränkt, Mutter, die mich mit einem
lächelnden Blick anschaut, sieht gut aus, nicht?, nachdem sie die Kuchenplatten
vorsichtig hingestellt hat, und bis jetzt läuft alles gut, ein paar Gäste, die
unsere Guetzlis loben,
unsere neue Tapete geschmackvoll finden (unsere Gäste, die so ruhig und
gelassen auf ihren Stühlen sitzen, als hätte sich für sie gar nichts verändert,
denke ich, nur ab und zu blinzelt jemand verhalten neugierig über eine Zeitung
hinweg zu uns, zu den Töchtern — aber warum sollten sie auch aufgeregt sein,
unsere Gäste?), Christel, die uns erzählt, dass sie sich für Astrologie
interessiert, die Sterne lügen nicht, Anita, die das alles für Humbug hält,
Blödsinn, damit wird nur Geld gemacht! Wir können uns immer wieder unterhalten,
weil wir auf Nummer sicher gehen wollten und, wie gesagt, in doppelter
Besetzung arbeiten, und jetzt wissen wir nicht, wohin mit so vielen Armen und
Beinen, sagt Nomi, wir schauen uns an, mit unseren bleichen, übernächtigten
Gesichtern, Anita, die jetzt zwei mitdere Schalen bestellt, uns korrigiert,
zuviel Milch, zu wenig Kaffee, das seien ganz wichtige Kunden, flüstert sie,
Tisch sieben, die Zwickys, kommen jeden Tag und am Samstag mit ihren Enkeln,
dann frühstücken sie sogar; wir versuchen, uns ein paar Dinge zu merken, vor
allem die Spezialwünsche der komplizierten Kunden, die aber ganz nett sind,
sagt Christel, den koffeinfreien Kaffee mit einem Schuss kalten Wasser für Frau
Hunziker, und Tisch zwei, der Herr Pfister, Chef eines gigantischen
Zügelunternehmens, der täglich kommt, manchmal auch zwei Mal, einen superhellen
Milchkaffee trinkt, meistens, nicht immer, der es mag, wenn man ihm seinen
Wunsch von den Lippen abliest, sagt Anita, und in ihrem Blick glimmt etwas auf,
das finde ich auch toll, wenn man mir meine Wünsche von den Lippen abliest,
sagt Nomi und bringt uns alle zum Lachen.
    Kurz nach acht drehen sich die
Köpfe Richtung Eingangstür, Frau Köchli und Frau Freuler, die beiden
verwitweten Schwestern, bleiben einen Moment lang in der Eingangstür stehen,
Papiersäcke, die an Frau Freulers Händen baumeln, Frau Köchli, die immer einen
extravaganten Hut trägt, breitkrempige Hüte mit Schleifen, grossen, farbigen
Blumen oder Tieren (eine Schlange, die am Hutrand züngelt, ein Vogel, der mit
jedem Schritt wippt), Frau Freuler stellt ihre Säcke ab, winkt mir zu, mir oder
Nomi oder uns beiden, Frau Köchli, die auf einen freien Platz zeigt, und Frau
Freuler, die fast doppelt so breit ist wie ihre Schwester, packt ihre Säcke
wieder, und sie gehen an den Tischreihen vorbei, schütteln da und dort Hände
und setzen sich schliesslich an Tisch drei, direkt gegenüber dem Buffet, Frau
Freuler, die ihrer Schwester den Mantel abnimmt, den Schal, und sie geht mit
zackigem Schritt zur Garderobe, guten Morgen!, ruft Frau Köchli zu mir, zu
Nomi, und ich spanne sofort den doppelten Espresso ein für Frau Freuler und den
hellen Milchkaffee für Frau Köchli; wir bedienen Tisch drei, sagt Nomi zu
Anita, und ich bereite ein Tellerchen vor, mit den Spitzbuben und Kipferln,
rufe kurz in die Küche, dass die Schwestern da seien, komme gleich, antwortet
Mutter, und bevor sie die Schürze auszieht, sich ein paar Minuten stehend mit
den Schwestern unterhält, begrüssen Nomi und ich die beiden, wir servieren
ihnen den Kaffee, stellen die Süssigkeiten auf den Tisch, Frau Köchli und Frau
Freuler, die uns die Hände drücken, wir gratulieren Ihnen ganz herzlich zur
Eröffnung, und wir wünschen Ihnen die grösste Portion Glück!, und sie
überreichen uns, mit Gesichtern, als hätten sie sich gerade frisch verliebt,
Blumen, Frau Freuler, die sich über ihre Papiersäcke beugt, um einen Strauss in
Gelb der Frau Nomi zu übergeben, den zweiten in Gelb der Frau Ildikö, den
dritten in Rot für Frau Rózsa — wer sind die beiden Damen, fragt Anita, als wir
wieder hinter dem Buffet stehen, was?, du kennst die beiden nicht?, und Nomis
Stimme tut charmant entrüstet, Ildi wird dich aufklären, und Nomi verschwindet
in der Küche, um Vasen zu holen, und ich habe keine Lust, viel zu erzählen,
sage nur, dass wir die Schwestern schon lange kennen, seit unserer Wäscherei,
und in unserer letzten Cafeteria waren sie Stammkundinnen, ah so, sagt Anita,
sie habe die beiden Damen noch nie gesehen, aber sie wohne ja auch nicht im
Dorf.
    Jetzt sieht Mami viel jünger
aus, sagt Nomi zu mir, ja, stimmt, und über die Kaffeemaschine hinweg sehe ich
in Mutters Gesicht,

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