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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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anderes, mit dem er gut zurechtkam, etwas, das ihm entfallen war? Aber natürlich gab es keinen anderen Marcus, und er kam mit überhaupt nichts gut zurecht; seine Mutter war einfach nur blind und dumm und verrückt. »Das ist nicht Ihr Ernst«, sagte Will.
    »Ich weiß, dass er einige Zeit braucht, um sich an seiner neuen Schule einzugewöhnen, aber … «
    Will lachte. »Ja. Lassen wir ihm ein paar Wochen Zeit, dann renkt sich alles ein, wie? Wenn sie erst mal aufhören, seine Schuhe zu stehlen und ihm auf dem Nachhauseweg aufzulauern, wird es wunderbar.«
    Das stimmte nicht. Sie waren alle verrückt. »Das glaube ich nicht«, sagte Marcus. »Es dauert länger als ein paar Wochen.« »Schon gut, ich weiß«, sagte Will. »War nur ein Witz.« Marcus fand nicht, dass in Gesprächen dieser Art Witze angebracht waren, aber wenigstens konnte er daraus schließen, dass einer hier die Sachlage verstand. Aber wie kam es, dass es Will war, den er erst zwei Minuten kannte, und nicht seine Mutter, die er, na ja, schon sein Leben lang kannte?
    »Ich finde Sie ein wenig melodramatisch«, sagte Fiona. »Sie haben wohl nicht viel Erfahrung im Umgang mit Kindern.« Marcus wusste nicht, was das »melo« in »melodramatisch« be deuten sollte, aber es machte Will noch wütender. »Ich war selbst mal ein Scheißkind«, sagte Will. Er fluchte jetzt viel.
    »Und ich bin in die beschissene Schule gegangen. Ich kenne den Unterschied zwischen Kindern, die sich anpassen können, und Kindern, die kreuzunglücklich sind, also erzählen Sie mir keinen Scheiß, ich wäre melodramatisch. Muss ich mir das jetzt etwa von jemandem anhören, der … « »Aua!«, rief Marcus. »Cowabunga!«
    Sie starrten ihn beide an, und er starrte zurück. Er wusste nicht, wie er diesen Ausbruch erklären sollte; er hatte die beiden ersten Laute von sich gegeben, die ihm einfielen, weil er sah, dass Will auf das Thema Krankenhaus kommen würde, und das wollte er nicht. Es war nicht fair. Nur weil seine Mutter schwer von Begriff war, hieß das noch nicht, dass Will das Recht hatte, ihr das vorzuhalten. So wie er es sah, war die Sache mit dem Krankenhaus ernster als die Sache mit den Bonbons und den Turnschuhen, und niemand sollte diese beiden Dinge durcheinander bringen. »Was ist denn mit dir los?«, fragte Will.
    Marcus zuckte die Achseln. »Nichts. Nur … ich weiß nicht. Mir war nur zum Schreien.«
    Will schüttelte den Kopf. »Himmel«, sagte er. »Was für eine Familie.«
    Marcus hatte das Gezeter des Nachmittags zwar nicht genossen, aber als es vorbei war, wusste er, wozu es gut gewesen war. Seine Mutter wusste nun, dass Will kein Kind hatte, was vielleicht gut so war, und sie wusste, dass er Will an den meisten Tagen nach der Schule besuchen ging, was wahrscheinlich auch gut so war, denn in letzter Zeit hatte er ihr viele Ausreden erzählen müssen und deswegen ein schlechtes Gewissen gehabt. Und, das war am allerwichtigsten, sie wusste von dem, was in der Schule vorging, weil Will es ihr sozusagen buchstabiert hatte. Marcus war nicht fähig gewesen, es ihr zu buchstabieren, weil er nie fähig gewesen war, das Wort als Ganzes zu sehen, aber es kam nicht darauf an, wer es getan hatte; wichtig war nur, dass Fiona es verstand.
    »Du gehst da nicht wieder hin«, sagte sie auf dem Weg nach Hause.
    Marcus hatte gewusst, dass sie das sagen würde, und er wusste
auch, dass er sich nicht daran halten würde, aber er muckte
trotzdem auf.
»Warum nicht?«
»Wenn du irgendwas zu sagen hast, sagst du es mir. Wenn du
neue Klamotten haben willst, besorge ich sie dir.«
»Aber du weißt nicht, was ich brauche.«
»Dann sag es mir.«
»Ich weiß nicht, was ich brauche. Nur Will weiß, was ich brau
che.«
»Mach dich nicht lächerlich.«
»Es ist wahr. Er weiß, was Kinder tragen.«
    »Kinder tragen das, was sie am Morgen anziehen.« »Du weißt, was ich meine.«
    »Du meinst, dass er sich für trendy hält und dass er weiß, welche Turnschuhe modern sind, obwohl er Gott weiß wie alt ist und von nichts sonst die leiseste Ahnung hat.«
    Das war genau das, was er meinte. Genau darin war Will gut, und Marcus war froh, ihn gefunden zu haben.
    »Wir brauchen solche Menschen nicht. Wir kommen auch auf unsere Art zurecht.«
    Marcus schaute aus dem Busfenster und dachte darüber nach, ob das stimmte, und er kam zu dem Schluss, dass es nicht stimmte, dass sie beide überhaupt nicht zurechtkamen, von welcher Seite aus man es auch betrachtete.
    »Wenn du Probleme hast, hat das nichts

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