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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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hatte, aber die Alternative - dass Ellie sich davonmachte und mit jemand anderem redete - war einfach zu entsetzlich. »Möchtest du gerne tanzen, Ellie?«
    Ellie starrte ihn aus überrascht aufgerissenen Augen an. »Marcus!« Sie musste wieder lachen, richtig laut. »Du bist eine Nummer. Natürlich möchte ich nicht tanzen! Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen!«
    Da wusste er, dass er sich eine andere, richtige Frage hätte ausdenken sollen, irgendwas über Kurt Cobain oder Politik oder so, denn Ellie verzog sich, um irgendwo zu rauchen, und er musste seine Mutter suchen gehen. Aber um Mitternacht kam Ellie zurück und umarmte ihn, und da wusste er, dass er zwar blöd, aber nicht unverzeihlich blöd gewesen war. »Frohes neues Jahr, Süßer«, sagte sie, und er wurde rot. »Danke schön. Dir auch ein frohes neues Jahr.«
    »Und ich hoffe, dass 1994 für uns alle ein besseres Jahr wird als 1993. He, willst du mal was richtig Ekelhaftes sehen?« Marcus wusste nicht, ob er das wollte, aber ihm wurde keine Wahl gelassen: Ellie packte ihn am Arm und zerrte ihn durch die Hintertür raus in den Garten. Er versuchte zu fragen, wo sie hingingen, aber sie machte nur »Schscht«.
    »Guck mal«, flüsterte sie. Marcus spähte in die Dunkelheit. Er konnte ganz schwach zwei menschliche Umrisse erkennen, die sich gierig abküssten; der Mann presste die Frau gegen den Gartenschuppen und betatschte sie überall. »Wer ist das?«, fragte Marcus Ellie.
    »Meine Mutter. Meine Mutter und ein Kerl, der Tim Porter heißt. Sie ist betrunken. Das machen sie jedes Jahr, und ich weiß wirklich nicht, was sie sich dabei denken. Neujahr wacht sie immer auf und sagt ›Mein Gott, ich glaube, ich bin gestern mit Tim Porter rausgegangen‹. Erbärmlich. ERBÄRMLICH!« Das letzte Wort hatte sie so laut gerufen, dass man sie hören konnte, und Marcus sah, wie Ellies Mutter den Mann wegstieß und in ihre Richtung schaute. »Ellie? Bist du das?«
    »Du hast gesagt, dieses Jahr würdest du es nicht machen.«
»Was ich mache, geht dich gar nichts an. Geh wieder rein.«
»Nein.«
»Tu, was ich dir sage.«
    »Nein. Du bist widerlich. Dreiundvierzig Jahre alt und lässt sich hinterm Schuppen befummeln.«
    »Eine Nacht im Jahr habe ich mal die Gelegenheit, mich fast so unmöglich zu benehmen wie du an den anderen dreihundertvierundsechzig Tagen, und dann stehst du da und machst mir Vorwürfe. Verschwinde.«
    »Komm, Marcus. Lassen wir doch der TRAURIGEN ALTEN SCHACHTEL ihren Spaß.«
    Marcus folgte Ellie zurück ins Haus. Seine Mutter hatte er noch nie so etwas tun sehen, und er konnte sich nicht vorstellen, dass es jemals dazu käme, aber er verstand, warum den Müttern anderer Leute so etwas passieren konnte.
    »Macht dir das nichts aus?«, fragte er Ellie, als sie drinnen wa
    ren.
    »Nee. Hat doch nichts zu bedeuten. Sie gönnt sich nur ein bisschen Spaß. Viel hat sie davon ja wirklich nicht.« Auch wenn es Ellie nicht zu stören schien, Marcus beschäftigte es doch. Es war so eigenartig, dass er keine Worte dafür fand. Er glaubte nicht, dass so etwas in Cambridge vorgekommen wäre, aber er kam nicht dahinter, ob Cambridge anders gewesen war, weil es nicht London war oder weil seine Eltern dort noch zusammengelebt hatten und das Leben daher einfacher gewesen war - man knutschte nicht vor dem eigenen Kind mit Wildfremden herum, und man warf seiner eigenen Mutter keine Unverschämtheiten an den Kopf. Hier gab es keine festen Regeln, und er war alt genug, um zu wissen, dass zwangsläufig alles viel komplizierter wurde, wenn man an einem Ort oder in einer Zeit ohne feste Regeln lebte.

    26

    »Kapier ich nicht«, sagte Marcus. Er und Will waren zu den Arkaden an der U-Bahn-Station Angel spaziert, um an den Videoautomaten zu spielen, und das Angel Funhouse mit seinen zuckenden Lichtern, Sirenen, Explosionen und Stadtstreichern erwies sich als die angemessen alptraumhafte Kulisse für das schwierige Gespräch, das ihnen, wie Will wusste, bevorstand. Es war gewissermaßen eine groteske Version eines Heiratsantrags. Er hatte das Umfeld ausgesucht, einen Ort, der Marcus nachgiebiger stimmen und bereitwilliger ja sagen lassen würde, er musste nur damit herausrücken. »Da gibt es nichts zu kapieren«, sagte Will munter. Das stimmte natürlich nicht. Von Marcus’ Standpunkt gab es da eine Menge zu kapieren, und Will konnte gut verstehen, wieso Marcus es nicht kapierte.
    »Aber wieso hast du ihr gesagt, du wärst mein Vater?« »Habe ich ja gar nicht. Sie

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