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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Hornby
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Absurdität dieser Fragen auf. Marcus begann zu kichern, ein seltsames, schrilles Miauen, das gar nicht nach ihm oder überhaupt menschlich klang, sich jedoch als außerordentlich ansteckend erwies. Will überließ sich seinem eigenen Lachkrampf.
    »Mich belastet es nicht. Und dich?«, fragte er schließlich. Aber Marcus war zu keiner Antwort fähig. Er miaute immer noch.
    Ein Satz genügte, der erste Satz, den sie sagte, um aus der liebevoll ausgemalten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die er für sie beide erschaffen hatte, einen Scherbenhaufen zu machen. »Hi. Da sind ja Will und Mark, nicht wahr?«
    »Marcus«, korrigierte Marcus und stupste Will vielsagend an. »Kommt rein, ihr zwei. Kommt, ich stelle euch Ali vor.« Will hatte sich an jede kleinste Einzelheit erinnern können, die Rachel ihm am ersten Abend mitgeteilt hatte. Er kannte die Titel der Bücher, die sie illustriert hatte, auch wenn er nicht ganz sicher war, ob das erste Buch Der Weg in di e Wälder oder Der Weg durch di e Wälder ge heißen hatte - das musste er noch recherchieren -, er wusste, wie ihr Ex hieß, wo sie gewohnt hatten und was er arbeitete, und … Es war unvorstellbar, dass er Alis Namen hätte vergessen können. Der war in sein Gedächtnis eingebrannt. Genauso gut hätte er vergessen können, wann England die Weltmeisterschaft gewonnen hatte oder wie Luke Skywalkers richtiger Vater hieß - es war vollkommen unmöglich, und wenn man sich noch so sehr anstrengte. Aber sie hatte Marcus’ Namen vergessen - Mark, Marcus, das machte für sie keinen Unterschied, und daher war es ganz offensichtlich, dass sie die letzten zehn Tage nicht in einem schlaflosen Fieber von Phantastereien, Erinnerungen und Grübeleien zugebracht hatte. Er fühlte sich am Boden zerstört. Er konnte genauso gut gleich aufgeben. Diese Gefühle waren genau das, wovor er sich so gefürchtet hatte, genau deswegen war er sich auch so sicher gewesen, dass es Blödsinn war, sich zu verlieben, und siehe da, es war tatsächlich Blödsinn und … Und es war zu spät.
    Rachel wohnte ganz in der Nähe des Camden Lock in einem hohen, schmalen Haus voller Bücher, alter Möbel und braunstichiger Fotografien von verwegenen und wildromantischen osteuropäischen Vorfahren, und einen Moment lang war Will dankbar, dass seine Wohnung und ihr Haus sich unter den gegenwärtigen seismologischen Gegebenheiten in Nord-London niemals begegnen konnten. Ihr Haus war herzlich und gastfreundlich, seine Wohnung großspurig und abweisend, und er schämte sich dafür.
    Sie rief die Treppe hinauf: »Ali!« Keine Antwort. »ALI!« Immer noch nichts. Sie blickte Will an und zuckte die Schultern. »Er hat wohl seine Kopfhörer auf. Sollen wir hochgehen?« »Hat er nichts dagegen?« Will hätte aus Gründen, an die er nicht unbedingt erinnert werden wollte, etwas dagegen gehabt, als er zwölf Jahre alt war.
    Alis Schlafzimmertür unterschied sich durch nichts von den anderen Schlafzimmertüren: keine Totenköpfe, keine »Zutritt verboten!«-Schilder, keine Hip-Hop-Graffiti, aber als sie erst drinnen waren, bestand kein Zweifel mehr, dass es das Zimmer eines Jungen war, der Anfang 1994 genau zwischen den gleichermaßen unerfreulichen Lebensabschnitten Kindheit und Erwachsensein stand. Es war alles da: das Ryan-Giggs-Poster und das Michael-Jordan-Poster, das Pamela-Anderson-Poster und die Super-Mario-Aufkleber. Ein Kulturhistoriker der Zukunft würde das Zimmer vermutlich auf vierundzwanzig Stunden genau datieren können. Will schaute zu Marcus, der etwas ratlos aussah. Marcus vor Poster von Ryan Giggs und Michael Jordan zu stellen war so, als würde man einen normalen Zwölfjährigen in die National Portrait Gallery schleppen, um sich die Tudors anzusehen. Ali selbst kauerte mit den Kopfhörern auf dem Kopf vor seiner Playstation und war blind und taub für seine Gäste. Seine Mutter ging hin und tippte ihm auf die Schulter, und er schreckte hoch.
    »Oh, hi. Entschuldigung.« Ali stand auf, und Will sah auf den ersten Blick, dass es nicht funktionieren würde. Ali war cool – Basketballboots, schlabberige Skatepunkhosen, zottelige Grunge-Frisur, sogar ein Ohrring -, und sein Blick schien sich zu verdüstern, als er Marcus in seiner gelben Cordhose und dem flauschigen Pullover erblickte.
    »Marcus - Ali, Ali - Marcus«, sagte Rachel. Marcus reichte ihm die Hand, und Ali schüttelte sie beinahe sarkastisch. »Ali - Will, Will - Ali.« Will zog zur Begrüßung nur die Augenbrauen hoch. Er dachte,

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