About Ruby
richtigen Beziehungsmodus‹? Hat das vielleicht irgendetwas damit zu tun, dass du aus deinem geschützten Single-Nest auch nicht rauswillst?«
»Reggie ist ein guter Freund.« Sie entwirrte einen Verschluss, der sich in der Kette verhakt hatte. »Wenn wir den nächsten Schritt machen, es mit uns aber nicht funktioniert, wäre hinterher alles anders. Und wir womöglich keine Freunde mehr.«
»Woher willst du wissen, dass es nicht funktioniert?«, fragte ich.
»Woher soll ich wissen, ob es funktioniert?«, konterte sie.
Ich hielt weiter dagegen: »Und das ist Grund genug, es nicht einmal zu probieren?«
Harriet ignorierte die Frage, konzentrierte sich nun auf die Armreifen.
»Als du mich engagiert hast, wusstest du auch nicht, ob es klappen würde«, fuhr ich fort. »Aber du hast es trotzdem getan. Und wenn nicht . . .«
». . . könnte ich jetzt in Ruhe und Frieden in meinem eigenen Laden stehen und arbeiten, ohne psychoanalysiert zu werden«, warf sie ein. »Wäre das nicht wunderbar?!«
». . . hättest du niemals die Schlüsselcolliers entworfen und solchen Erfolg damit gehabt.« Ich ließ mich nicht beirren. Vollendete meinen Satz trotz ihrer blöden Zwischenbemerkung. »Außerdem wärest du nie in den Genuss dieses kleinen Plausches und meiner reizenden Gesellschaft gekommen.«
Harriet schnitt eine Grimasse, trat an die Ladentheke, setzte sich auf ihren Hocker, klappte den Laptop auf, den sie vor Kurzem gekauft hatte, damit sie mit dem ganzen Internetkram hinterkam. »Schau mal, wenn alles perfekt und die Welt ein romantischer Ort wäre, täte ich mich mit Reggie zusammen und wir wären für den Rest unseres Lebens glücklich miteinander.« Sie drückte auf den Einschaltknopf.»Aber manchmal muss man seinen Intuitionen trauen. Und meine verrät mir, eine Beziehung mit Reggie würde mir nicht guttun. Okay?«
Ich nickte langsam. Wenn ich an all das dachte, das ich gerade mitgemacht hatte, war es wahrscheinlich wirklich ratsam, Harriet in dem Punkt ausnahmsweise nachzueifern, anstatt sie vom Gegenteil überzeugen zu wollen.
Ich stürzte mich noch einmal auf die Ringe und arrangierte sie genau so, wie ich es ursprünglich getan hatte, nämlich akribisch nach Größe und Farbe geordnet. Abschließend ging ich noch mal rasch mit dem Staubwedel drüber. Plötzlich ertönte von Harriet ein: »Häh? Das ist aber merkwürdig.«
»Was?«
»Ich bin gerade im Online-Banking und stelle fest, dass mein Konto leicht überzogen ist«, antwortete sie. »Ich weiß, dass ein paar Schecks ausstanden und auch Beträge, die automatisch eingezogen werden. Aber insgesamt dürfte es keine so große Summe sein.«
»Vielleicht wurde der Kontostand einfach noch nicht wieder aktualisiert«, meinte ich.
»Ich hab’s gewusst. Ich hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl dabei, mich auf Blakes neues Rechnungssystem einzulassen. Mir ist es einfach lieber, jeden Scheck persönlich auszustellen und zu unterschreiben, da behalte ich besser den Überblick.« Seufzend angelte sie sich ihr Handy, wählte eine Nummer. Klappte es jedoch einem Moment später wieder zusammen. »Anrufbeantworter. War ja klar. Weißt du zufällig Nates Nummer auswendig?«
Ich schüttelte den Kopf. »Sorry, nein.« (Es klingt verrückt, aber es war tatsächlich so – als Nachbarn hatten wir es fast nie nötig gehabt, einander anzurufen . . .)
»Falls du ihn siehst, könntest du ihm bitte ausrichten, ich würde gern mit ihm sprechen? Möglichst bald, okay?«
Ich wollte ihr gerade erklären, dass ich ihn nicht so schnell sehen würde, geschweige denn irgendwelche Botschaften übermitteln konnte. Doch Harriet hatte sich bereits wieder ihrem Computer zugewandt, war völlig vertieft. Die Maus machte
klick, klick, klick
.
Harriet war an diesem Tag allerdings nicht die Einzige, die sich nicht beruhigt zurücklehnen konnte, obwohl
REST ASSURED
sich doch angeblich um alles kümmerte. Denn als ich heimkam, hockte Cora in der Eingangshalle auf dem Boden und wischte eine verdächtig wirkende Flüssigkeit mit Papierhandtüchern auf. Roscoe, der sich normalerweise nicht davon abhalten ließ, mich mit vollem Körpereinsatz zu begrüßen, glänzte ebenso verdächtig durch Abwesenheit.
»Das gibt’s nicht.« Vor lauter Verwunderung ließ ich fast meine Tasche fallen. »Er hat das mit der Hundeklappe doch mittlerweile hingekriegt.«
»Wenn niemand im Haus ist, verriegeln wir sie.« Cora stand auf. »Was normalerweise kein Problem ist. Aber ein gewisser Jemand hat es
Weitere Kostenlose Bücher