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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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einen Überblick zu verschaffen. Versuchte angestrengt, mich zu konzentrieren. Merkte jedoch, wie meine Gedanken immer wieder abschweiften, weil ich an Nate dachte. Was ich eigentlich, seit ich ihn vor ein paar Tagen in der Nacht hatte schwimmen sehen, fast ununterbrochen tat; von den paar Momenten mal abgesehen, in denen ich wegen Mathe halb durchdrehte. Mr Cross hatte sich schließlich sowohl bei Harriet als auch bei Cora gemeldet, sich tausendmal entschuldigt, Harriets Konto einen beträchtlichen Betrag wieder gutgeschrieben und Cora angeboten, als »Schadensersatz« Roscoe eine Woche lang Gassi zu führen, ohne irgendetwas dafür zu berechnen. Also schien eigentlich alles beim Alten zu sein. Dennoch beschlich mich jedes Mal, wenn ich Nate sah   – auf dem Schulhof, im Flur, aber natürlich immer nur kurz oder aus der Ferne   –, unweigerlich das Gefühl, er hätte er sich irgendwie verändert. Und als würde mir trotz der Entfremdung und Distanz zwischen uns auf einmal etwas an ihm bekannt vorkommen. In seinem Gesicht, seiner Haltung. Etwas, das ich bis dahin nicht wahrgenommen hatte. Doch wie oder wodurch diese Veränderung passiert war, hätte ich nicht erklären können.
    Nach zwei Stunden Lernen war ich so fertig, dass ich beschloss, mir eine kurze Pause zu gönnen und rasch zum Einkaufszentrum zu laufen, um mir bei Harriet meinen Lohn abzuholen. Kaum hatte ich den Grüngürtel verlassen, fand ich mich von Menschen umringt. Sie standen auf dem Bürgersteig vor dem Haupteingang des Einkaufszentrums Schlange, hatten sich auf dem Parkplatz versammelt, schoben sich auf eine Bühne zu, die vor dem Kino aufgebaut worden war.
    »Willkommen beim
Vista
-Fünftausendmeterlauf!«, dröhnte eine Stimme von der Bühne her. Ich drängelte mich durch die Menge Richtung Haupteingang, lief im Zickzack um Kinder, Hunde und Läufer herum, die sich warm machten, dehnten, auf der Stelle joggten, eifrig schwatzten. »Die Teilnehmer des Rennens mögen sich bitte zum Start begeben. In zehn Minuten geht es los!«
    Weil ein Teil der Menge nun zielstrebig auf das Banner über der Startlinie zusteuerte, geriet die wogende Masse in Bewegung. Auf dem Banner stand:
»VISTA-
5000-M
-
RENNEN   – FÜR DAS LEBEN LAUFEN«. Es war zwischen der Zufahrt zum Parkplatz und dem Haupteingang der Mall aufgespannt worden. Ich ließ mich im Strom der Leute mittreiben, hielt Ausschau nach Olivia, entdeckte sie allerdings nirgends, sondern eigentlich nur noch Läufer in allen Formen, Farben, Größen. Auch die Palette an Outfits war breit, reichte von eng anliegenden Jogginganzügen aus Elasthan bis zur Kombi 08   /   1 5-Sporthose mit schäbigem alten T-Shirt .
    Im Inneren der Mall war es wesentlich ruhiger. Nur wenige Kunden bewegten sich zwischen den einzelnen Geschäften. Was man allerdings immer noch hörte, war die Stimme des Ansagers durch die Lautsprecher, dazu die Bässeder Musik von draußen. Sie wurde nur geringfügig leiser, während ich zu dem Boutiquenkomplex ging, in dem Harriet und Reggie ihre jeweiligen Läden hatten. Sie standen zusammen vor Reggies Vitaminbüdchen.
    »Ich nehme nichts mit Fischöl«, sagte Harriet, als ich mich näherte. »Ausgeschlossen.«
    »Aber Omega- 3-Fettsäuren sind lebensnotwendig«, hielt Reggie dagegen. »Eine Art Wundermedizin.«
    »Ich habe nie zugestimmt, Wundermedizin zu nehmen, sondern nur ein paar Nahrungsergänzungsmittel. Und die auch nur probeweise. Von Fisch war nie die Rede.«
    »Ist ja gut.« Reggie nahm eine Dose, schüttete ein paar Pillen daraus in eine kleine, durchsichtige Plastiktüte. »Aber Zink und Vitamin B 12 nimmst du. Ansonsten platzt unser Deal.«
    Kopfschüttelnd trank Harriet einen Schluck von ihrem unvermeidlichen Kaffee. Als sie mich bemerkte, meinte sie: »Hab mir schon gedacht, dass du auftauchen würdest. Vergiss Vitamine. Geld ist das Einzige, was zählt.«
    Reggie seufzte schwer. »Diese Haltung ist exakt der Grund dafür, warum du dringend mehr Omega- 3-Fettsäuren bräuchtest.«
    Harriet ignorierte die Bemerkung. Ging in den Schmuckladen, trat an die Kasse, ließ die Schublade aufspringen, nahm meinen Scheck heraus. »Hier.« Sie reichte ihn mir. »Ach ja, ich habe noch eine Kleinigkeit draufgelegt.«
    Kleinigkeit? Die Summe auf dem Scheck war um dreihundert Dollar höher als normalerweise. »Was soll das, Harriet?«, fragte ich.
    »Gewinnbeteiligung«, meinte sie. Und fügte hinzu: »Und als Dankeschön für deine viele Arbeit in den letzten Monaten.«
    »Das

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