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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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kriegt man es hin, dass er damit aufhört?«
    »Gar nicht«, entgegnete Jamie. »Solange der Ofen an ist, zittert er. Manchmal haut er auch ab und versteckt sich unter einem Bett oder dem Sofa. Am besten, du verhältst dich ganz normal. Wenn er dir zu sehr auf den Keks geht, sperr ihn in der Waschküche ein.«
    »Aha«, sagte ich. Der Hund veränderte seine Position und zwängte sich zwischen meinen Schuh und den Schrank hinter mir. »Okay.«
    »Die Verbindung wird schlechter«, sagte er. »Aber ich bin bald zu Hause. Am besten, du   –«
    Ein surrendes, brummendes Geräusch ertönte, dann war die Leitung tot und Jamie weg. Ich drückte den Ausknopf und stellte das Telefon sorgfältig auf die Basis zurück. Was Jamie wohl mit »bald« gemeint hatte? Keine Ahnung. Auf jeden Fall hoffte ich schwer, dass er nur noch ein paar Straßen weit entfernt war   – ich habe es nämlich nicht so mit Tieren. Trotzdem hätte ich es irgendwie mies gefunden, den Hund in diesem Zustand in einem so beengten Raum wie der Waschküche einzuschließen. Das wurde mir spätestens in dem Moment klar, als ich wieder auf Roscoe hinunterblickte, der sich zitternd an mein Bein schmiegte.
    »Ganz ruhig, okay?« Vorsichtig entzog ich mich dem Knäuel, das er um meine Beine bildete, und ging in die Eingangshalle, zu meiner Tasche. Er blieb zunächst, wo er war, kam dann allerdings hinter mir her. Das Letzte, was ich in dem Moment wollte, war Gesellschaft, egal was für welche. Deshalb verzog ich mich eilig die Treppe hinauf, in der Hoffnung, er würde den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen und mir nicht folgen. Zu meiner Überraschung funktionierte es, denn als ich oben angekommen war und mich umdrehte, hockte er immer noch unten in der Eingangshalle. Sah mich mit großen, kummervollen Augen an. Aber immerhin war er sitzen geblieben.
    Ich ging in mein Zimmer, wusch mir das Gesicht, zog Coras Pullover aus und warf mich rücklings aufs Bett, wobei meine Füße auf dem Boden stehen blieben. Ich weiß nicht genau, wie lange ich dort lag und der Sonne beim endgültigenUntergehen zuschaute, bevor Roscoe ins Zimmer kam. Er bewegte sich ultralangsam vor- und dabei fast seitwärts, wie ein Krebs. Als er sah, dass ich ihn bemerkt hatte, legte er seine Ohren ganz eng an, als rechnete er mit einem Rausschmiss. Konnte sich aber trotzdem nicht verkneifen, den Versuch zu wagen.
    Einen Moment lang schauten wir einander nur stumm an. Dann kam er zögernd etwas näher, noch näher und noch ein Stückchen näher, bis er sich schließlich zwischen meine Füße zwängte, das Bett schützend in seinem Rücken. Er fing wieder dermaßen an zu zittern, dass seine Hundemarken leise klirrten. Ich verdrehte entnervt die Augen. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, er solle sich zusammenreißen, schließlich hätten wir alle unsere Probleme, außerdem sei ich die Letzte, zu der er kommen könne, um sich trösten zu lassen, für so etwas sei ich komplett ungeeignet. Doch ich verblüffte mich selbst, indem ich nichts dergleichen sagte, sondern mich   – im Gegenteil   – aufsetzte, die Hand ausstreckte und auf seinen Kopf legte. In der Sekunde, da ich ihn berührte, beruhigte er sich schlagartig.

Kapitel vier
    Zunächst war es nur ein dumpfes Rumpeln und Rattern, von gelegentlichem Rufen begleitet: die Art Geräusch, die man zwar unterschwellig wahrnimmt, aber trotzdem gut ignorieren kann. Doch kaum hatten die Ziffern meines Digitalweckers synchron auf acht Uhr geschaltet, fing der Krach erst richtig an.
    Ich setzte mich verdutzt, fast erschrocken im Bett auf, denn urplötzlich war das Zimmer von einem ohrenbetäubenden Klirren erfüllt, das nur eine Ursache haben konnte: Metall traf auf Fels. Doch erst nachdem ich aufgestanden, hinaus auf meinen Balkon getreten war und den Bagger entdeckt hatte, kapierte ich, was da los war.
    »Jamie!«
    Rechts von mir stand meine Schwester im Pyjama auf ihrem eigenen Schlafzimmerbalkon. Sie umklammerte mit beiden Händen das Geländer, während sie zu ihrem Mann hinunterblickte, der, Roscoe zu seinen Füßen, auf der Wiese stand, einen Becher Kaffee in der Hand hielt und entschieden zu wach aussah. Als er hochschaute und sie bemerkte, grinste er von einem Ohr zum anderen. »Klasse, oder?«, fragte er. »So langsam kann man sich das Ganze plastisch vorstellen.«
    Der Großteil von Coras Antwort ging in dem nun folgendenLärm unter. Denn der Bagger vergrub seine Schaufel erneut im Rasen, holte einen Riesenhaufen Erde aus Jamies Felskreis,

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