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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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großen Aufstand machen. Wenn ich den Bus nehme, kann ich selbst entscheiden, wann ich wohin fahre, und bin auf niemanden angewiesen.«
    »Du wärst auf den Busfahrplan angewiesen, was wesentlich komplizierter ist«, meinte Jamie. Er überlegte kurz, bevor er fortfuhr: »Vielleicht sollten wir dir ein Auto besorgen, dann könntest du selbst fahren.«
    »Wir kaufen nicht
noch
ein Auto«, sagte Cora knapp.
    »Sie ist siebzehn«, konterte Jamie. »Es wäre sowieso nichtschlecht, wenn sie mobil wäre. Wie soll sie sonst dahin kommen, wo sie hinmuss oder -will?«
    »Mit dem Bus. Oder Nate. Oder du leihst ihr dein Auto.«
    »Meins?«
    Cora warf ihm bloß einen Blick zu, bevor sie sich an mich wandte. »Wenn du unbedingt den Bus nehmen möchtest, von mir aus. Aber falls du deshalb zu spät kommst, fährst du bei Nate oder sonst jemandem mit. Abgemacht?«
    Ich nickte. Nach dem Abendessen ging ich ins Internet, druckte die Fahrpläne von vier verschiedenen Buslinien aus und markierte die Abfahrtszeiten von der am nächsten gelegenen Haltestelle, durch die ich es rechtzeitig zur ersten Stunde schaffen würde. Okay, es hieß, früher aufzustehen und ein Stück laufen zu müssen. Aber das war es mir wert.
    Jedenfalls dachte ich das, bis ich am nächsten Morgen aus Versehen ein paarmal zu oft die Schlummerfunktion meines Weckers betätigte und erst um zwanzig nach sieben in die Küche stürzte. Eigentlich wollte ich mir bloß einen Muffin schnappen und sofort losdüsen, aber natürlich lauerte Cora bereits auf mich.
    »In dreißig Minuten klingelt es zur ersten Stunde.« Beim Sprechen blickte sie nicht einmal von der Zeitung auf, die ausgebreitet vor ihr lag. Sie befeuchtete einen Finger, blätterte die Seite um. »Das schaffst du nie.«
    Deshalb stand ich zehn Minuten später, Muffin in der Hand, beim Briefkasten und verfluchte mich selbst. Nate bremste direkt vor mir. »Hi.« Er lehnte sich über den Beifahrersitz, um mir die Tür von innen zu öffnen. »Du hast es dir überlegt.«
    Doch genau das war der Punkt. Hatte ich nicht. Im Gegenteil, ich war wilder entschlossen denn je, mich mit niemandem anzufreunden. Was durch den Zirkus mit derMitfahrerei nicht gerade begünstigt wurde. Aber da ich zumindest in diesem Moment keine andere Wahl hatte, stieg ich ein, schloss behutsam die Tür, legte den Muffin auf meinen Schoß.
    »Im Auto wird nicht gegessen«, drang es von hinten ausdrucks-, ja geradezu tonlos zu mir. Ich wandte langsam den Kopf, um zu sehen, wem die Stimme gehört. Ein Knirps in einem voluminösen blauen Matrosenmantel und mit einem Monster von Zahnspange saß mit einem aufgeschlagenen Buch im Schoß auf der Rückbank.
    »Bitte was?«, fragte ich.
    Er beugte sich ein Stück vor. Das Sonnenlicht, das durch die Windschutzscheibe fiel, brach sich in seiner überdimensionalen Kieferregulierungsvorrichtung und dem elaborierten Gestell, durch das sie an seinem Kopf befestigt war. »Im Auto wird nicht gegessen«, wiederholte er roboterartig. Zeigte auf meinen Muffin. »So lautet die Regel.«
    Ich sah erst Nate und dann erneut den fremden Jungen an. »Wer bist du?«
    »Wer bist
du

    »Ruby«, sagte Nate.
    »Deine neue Freundin?«, fragte das Kerlchen.
    »Nein«, erwiderten Nate und ich gleichzeitig. Ich merkte, dass ich rot wurde.
    Der Junge lehnte sich zurück. »Dann wird auch nicht gegessen. Ausnahmen werden in diesem Auto nur für feste Freundinnen gemacht.«
    »Mach mal halblang, Gervais«, sagte Nate.
    Gervais vertiefte sich wieder in sein Buch, blätterte eine Seite um. Ich blickte zu Nate hinüber, der gerade auf die Hauptstraße einbog, und fragte: »Wo setzt du ihn ab? Bei der Mittelschule?«
    »Falsch«, quakte Gervais dazwischen. Er sprach extrem durch die Nase, klang wie eine meckernde Gans, kurzum: Schon seine Stimme nervte.
    »Das ist sein letztes Schuljahr. Auf unserer Schule«, sagte Nate zu mir.
    »Sein letztes Schuljahr?!«
    »Bist du taub?« Gervais mischte sich erneut ein.
    Nate warf ihm im Rückspiegel einen mahnenden Blick zu. »Er ist in einem Programm für Hochbegabte.« Nate wechselte die Spur. »Morgens geht er auf die Perkins Day, nachmittags besucht er Seminare an der Uni.«
    »Oh«, sagte ich und drehte mich erneut zu Gervais um, der mich nun jedoch nicht weiter beachtete, weil er seine Nase tief in sein Buch gesteckt hatte, das groß und dick und offensichtlich irgendeine Art literarischer Lektüre war. »Na gut, ja dann . . . Nehmen wir noch jemanden mit?«
    »Früher haben wir Heather

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