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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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Technik.«
    Auf dem Schulparkplatz zog Gervais seine übliche Rauskrabbeln-und-wortlos-verschwinden-Nummer ab, während Nate mich wieder zum Hauptgebäude begleitete. Dieses Mal war ich mir nicht nur seiner Gegenwart bewusst   – was sich, ehrlich gesagt, sowieso schon und immer noch ziemlich befremdlich anfühlte   –, sondern überdies der Reaktionen unserer Mitschüler. Bei den Autos, vor den Spinden: Blicke, hochgezogene Augenbrauen, entschieden zu viel Aufmerksamkeit. Das Ganze konnte einen schwer verunsichern, ganz zu schweigen von wichtigeren Dingen ablenken.
    Denn seit meinem ersten Tag an der Perkins Day war ich intuitiv in meinen Neue-Schule-Modus verfallen   – ein System, das ich im Lauf der Jahre, als meine Mutter und ich andauernd umgezogen waren, stetig verbessert und verfeinert hatte. Kurz zusammengefasst, funktionierte es so: sich unauffällig reinmogeln, unterm Radar fliegen, das Schulgebäude jeden Tag zu Unterrichtsbeginn und -schluss möglichst ohne viel zwischenmenschliche Kommunikation betreten beziehungsweise verlassen. Mittlerweile war mir allerdings klar geworden, dass ich auf jeden Fall schon allein deshalb Aufmerksamkeit als »Neue« erregte, weil Perkins Day so überschaubar war. Hinzu kam, dass irgendwer hintermeine Verbindung zu Jamie gekommen war: Als ich vor ein paar Tagen durch die Gänge lief, brüllte doch tatsächlich jemand: »He, UMe!« Was es nicht einfacher machte, anonym zu bleiben.
    Und dadurch, dass Nate anscheinend beschlossen hatte, sich um jeden Preis mit mir anzufreunden, wurde es schier unmöglich. Bereits an meinem zweiten Tag hatte ich mitgekriegt, dass er zu den beliebtesten, angesagtesten Typen der ganzen Schule gehörte, weshalb ich schon dadurch interessant wurde (zumindest für die Leute von der Perkins Day), dass ich neben ihm herlief. Anderen Mädchen hätte das möglicherweise gefallen. Mir nicht.
    Ich warf ihm gerade einen gereizten Blick zu, denn eine ganze Cheerleadertruppe, die bei einem auf Hochglanz polierten, neuen VW stand, schnatterte aufgeregt hinter uns her. Er merkte von alledem nichts, denn er war viel zu beschäftigt damit, zu dem bewussten grünen BMW hinüberzuglotzen, der ein paar Reihen von uns entfernt parkte. Heather saß am Steuer, Kaffeebecher in der Hand. Jake Bristol, der Typ, der in meinem Englischkurs gepennt hatte, stützte sich mit beiden Ellbogen am offenen Fenster ab und beugte sich ins Wageninnere, um mit ihr zu quatschen oder was auch immer.
    Nicht mein Problem. Trotzdem konnte ich mir die folgende Bemerkung nicht verkneifen. Genauso, wie ich bei Gervais hatte reagieren
müssen
. Das war einfach so, wenn ich mitkriegte, dass andere sich mies verhielten. Außerdem: Da Nate ja geradezu darauf bestanden hatte, mich über den Schulhof zu begleiten, hatte er es nicht besser verdient.
    »Dir ist schon klar, dass es nicht attraktiver macht, wenn man hinter jemandem herschmachtet«, sagte ich deshalb.
    »
Das gilt für jeden

    Er warf mir einen Blick zu. »Was?«
    Ich deutete mit dem Kinn auf Heather und Jake, die sich immer noch unterhielten. »Das Schlimmste, was man tun kann, wenn man jemanden braucht oder einem jemand fehlt, ist, es sich anmerken zu lassen.«
    »Sie fehlt mir nicht«, sagte er.
    Logo. »Okay.« Ich zuckte die Schultern. »Ich meine bloß, selbst wenn du gern wieder mit ihr zusammen wärst, solltest du so tun, als wäre es dir egal. Niemand steht auf Leute, die schwach sind und jämmerlich und klammern. Gehört zum kleinen Beziehungsalphabet.«
    »Kleines Beziehungsalphabet?«, wiederholte er zweifelnd. »Und du unterrichtest das?«
    »Bloß ein guter Rat«, antwortete ich. »Kannst ihn gleich wieder vergessen, wenn du willst.«
    Und genau das würde er tun, davon war ich überzeugt. Zumal Heather am nächsten Morgen wie an jedem Tag ungefähr gleichzeitig mit uns in ihrem BMW auf den Parkplatz rauschte. Sogar ich nahm mittlerweile davon Notiz, nicht nur von dem Wagen, sondern auch von ihr. Doch als Nate zu mir aufschloss   – ganz offensichtlich war daraus bereits eine tägliche Routine geworden   – und wir gemeinsam den Parkplatz überquerten, bemerkte ich, dass er sie gar nicht mehr wahrnahm. Oder zumindest so tat, als ob. Er warf lediglich mir einen kurzen, vielsagenden Blick zu und ging dann einfach weiter geradeaus.
    Im Verlauf der Woche und nachdem ich den Kampf gegen die Schlummerfunktionstaste zum wiederholten Mal verloren hatte, gab ich im Prinzip klein bei, indem ich jeden Morgen bei ihm im

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