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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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Kann ich dich zurückrufen? Ich bin . . . also, es ist gerade etwas ungünstig. Ja. Neun Uhr. Ja, hoffentlich.« Sie nickte. »Ich weiß. Definitiv. Ich gebe dir Bescheid, wie es gelaufen ist. Okay. Bis dann.«
    Als sie dieses Mal auflegte, seufzte sie, setzte sich auf die unterste Treppenstufe, legte das Telefon neben sich. Als sie meinen Blick bemerkte, meinte sie: »Ich habe heute Morgen einen Arzttermin.«
    »Oh. Ist alles okay . . . ich meine, geht es dir gut?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung«, erwiderte sie. Und fügte hastig hinzu: »Ich meine, gesundheitlich ist alles in Ordnung. Ich bin nicht krank oder so etwas.«
    Ich nickte. Wusste nicht so recht, was ich sagen sollte.
    »Es ist nur . . .« Mit beiden Händen glättete sie ihren Rock. »Wir versuchen seit einiger Zeit, schwanger zu werden, aber es klappt einfach nicht. Deshalb haben wir heute einen Termin bei einem Spezialisten.«
    »Oh«, sagte ich. Schon wieder.
    »Schon okay«, fuhr sie hastig fort. »Viele Leute schlagen sich mit ähnlichen Problemen herum. Ich fand bloß, du solltestBescheid wissen, nur für den Fall, dass du zufällig ans Telefon gehst, wenn ein Arzt anruft oder so, und eine Nachricht entgegennehmen sollst. Nicht, dass du dir dann unnötig Sorgen machst.«
    Ich nickte, drehte mich wieder zum Fenster um. Nate hätte echt ein Supertiming, wenn er genau jetzt auftauchen würde, dachte ich. Tat er aber natürlich nicht. Blöder Gervais. Ich hörte, wie Cora durchatmete.
    »Und wie gesagt, wegen vorhin«, meinte sie. »Wegen der Hochzeit. Ich dachte bloß . . . ich möchte nicht, dass du dir vorkommst, als wäre ich . . .«
    »Schon in Ordnung«, erwiderte ich.
    ». . . deswegen noch sauer. Bin ich nämlich nicht.«
    Ich brauchte eine Sekunde, um das zu verdauen. Als hätte sich der Satz in dem Raum zwischen uns in seine Bestandteile aufgelöst und ich müsste die Worte wieder auffädeln. »Sauer?«, fragte ich schließlich nach. »Weswegen?«
    »Dass ihr nicht gekommen seid, du und Mama.« Sie seufzte. »Aber wir müssen nicht weiter drüber reden. Es ist Vergangenheit, aus, vorbei. Aber als ich heute Morgen diese Bemerkung über die Hochzeit machte, sahst du plötzlich so betreten aus. Und mir wurde klar, dass du anscheinend Probleme damit hast. Deshalb hielt ich es für besser, es endlich zu klären. Wie schon gesagt, ich bin nicht mehr sauer.«
    »Du hast uns nicht zur Hochzeit eingeladen«, meinte ich.
    Jetzt war sie diejenige, die überrascht wirkte. »Doch, hab ich«, erwiderte sie gedehnt.
    »Dann hat die Post die Einladung anscheinend verschlampt, denn   –«
    »Ich habe sie nicht geschickt, sondern Mama persönlich gebracht, Ruby.«
    »Hast du nicht.« Ich schluckte. Holte tief Luft. »Du . . . du und Mama, ihr habt euch seit Jahren nicht gesehen.«
    »Das stimmt nicht«, antwortete sie. So sachlich und klar, als hätte ich ihr gerade die falsche Uhrzeit genannt oder etwas in der Art, etwas total Banales. »Ich habe ihr die Einladung eigenhändig gegeben, dorthin, wo sie damals gearbeitet hat.
Natürlich
wollte ich euch dabeihaben.«
    Autos fuhren am Briefkasten vorbei. Ich wusste, jeden Moment würde Nates unter ihnen sein und anhalten. Und ich würde gehen müssen. Doch ich wäre unfähig gewesen, mich vom Fleck zu rühren.
War
unfähig. Ich stand wie angewurzelt an das Fenster gepresst, als hätte mich jemand k. o. geschlagen. »Nein«, wiederholte ich. »Du bist verschwunden. Nachdem du angefangen hattest zu studieren, warst du einfach weg. Wir haben nie wieder etwas von dir gehört.«
    Sie blickte an sich hinunter, auf ihren Rock. Meinte leise: »Das ist nicht wahr.«
    »Doch. Ich war schließlich dabei.« Was allerdings selbst in meinen eigenen Ohren ziemlich mau klang. Ausgerechnet in einem Moment, in dem ich absolut fest und entschieden auftreten wollte. Auftreten musste. »Falls du wirklich je versucht hättest, uns zu erreichen   –«
    »
Selbstverständlich
habe ich versucht, euch zu erreichen«, unterbrach sie mich. »Ich meine, wenn ich an die Zeit und den Aufwand denke, die ich damit verbracht habe, euch aufzustöbern   –«
    Sie hörte plötzlich auf zu sprechen. Mitten im Satz. Mitten im Atemzug. Stille. Ein roter BMW fuhr vorbei, ein blauer Kleinbus. Normale Leute unterwegs zu ihren normalen Leben. »Warte mal«, sagte sie nach einem Moment.»Du weißt echt nichts davon? Aber wie soll das gehen? Sie kann dich unmöglich   –«
    »Ich muss los.« Aber als ich meine Hand nach dem Türknopf ausstreckte, um

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