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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Nachmittag wurde ein kleiner, bärtiger Mann mit Gewehr gesichtet, der sich dem Weißen Haus aus Richtung des Lafayette Square näherte. Der Wachposten am Nordeingang nahm ihn ins Visier seiner Waffe und befahl ihm lauthals, stehen zu bleiben.
    Der Aufruhr lockte mich ans Nordfenster, von wo aus ich zusah, wie sich der kleine Mann mit dem Gewehr immer weiter näherte. Nun kamen von allen Seiten des Anwesens Wachen herbeigelaufen, alarmiert, wie auch wir, durch die wiederholten Rufe: »Stehen bleiben oder ich schieße!«
    Drei der Wachen kamen etwas schneller angerannt als die restlichen und gingen direkt auf den Eindringling zu, ohne Furcht, erschossen zu werden. Als er sie auf sich zukommen (und ich nehme an, ihre Fänge) sah, ließ der kleine Mann schließlich sein Gewehr fallen und hob die Hände. Trotzdem wurde er brutal zu Boden gerissen und seine Taschen von Lamon durchsucht, während die Dreifaltigen ihn an Armen und Beinen festhielten. Mir wurde später berichtet, dass er verängstigt schien, verwirrt. »Er gab mir zehn Dollar«, soll er mit Tränen in den Augen gesagt haben. »Er gab mir zehn Dollar.«
    Erst dann, als die unmittelbare Gefahr vorüber war, fielen mir zwei der Soldaten auf, die sich ebenfalls um den Eindringling scharten.
    Abb. 3a-1. – Der Südrasen des Weißen Hauses unter strenger Bewachung, etwa 1862. Es wird angenommen, dass der Mann im Portikus einer von Abes Dreifaltigen ist.
    Es waren dieselben jungen Soldaten, die auf Willie und Tad aufgepasst hatten. Abes Kinder waren folglich allein.
    Die Jungen waren zu sehr vertieft, um dem Geschrei Aufmerksamkeit zu schenken oder zu bemerken, dass ihre frierenden Bewacher davoneilten, um dem Grund dafür nachzugehen. In diesem schutzlosen Moment trat ein Fremder auf sie zu.
    Auch ihn hätten sie womöglich gar nicht erst bemerkt, wenn er nicht mit dem Absatz seines Stiefels auf ihre Puppe getreten wäre und dem Spiel somit ein jähes Ende gesetzt hätte. Willie and Tad sahen auf und erblickten einen Mann von durchschnittlicher Größe und Statur. Er trug einen langen, schwarzen Mantel mit passendem Halstuch und Zylinder. Seine Augen waren hinter dunklen Gläsern verborgen und seine Lippen unter einem dichten braunen Schnurrbart. »Hallo, Willie«, sagte er. »Ich habe eine Nachricht für deinen Vater. Es wäre sehr nett, wenn du sie ihm für mich übermitteln würdest.«
    Nun waren es Tads Schreie, die die Wachen in Bewegung setzten.
    Die Dreifaltigen waren die Ersten, die angerannt kamen, dicht gefolgt von Lamon und einigen Soldaten. Ich stürmte die Stufen des südlichen Portikus hinunter und fand Tad verängstigt und weinend, aber dem Anschein nach unversehrt vor. Willie jedoch wischte sich mit dem Ärmel seiner Jacke immer wieder über die Zunge und spuckte angewidert aus. Ich schloss ihn in die Arme und nahm ihn genau in Augenschein – drehte sein Gesicht und seinen Hals in diese und jene Richtung – und betete die ganze Zeit über, er möge keine Wunden am Körper aufweisen.
    »Da!«, schrie Lamon plötzlich und zeigte auf eine Gestalt, die in südliche Richtung floh. Er und die Dreifaltigen nahmen die Verfolgung auf, während die anderen uns eilig ins Haus schafften. »Lebendig!«, schrie ich ihnen hinterher. »Lebendig will ich ihn!«
    Lamon und die Dreifaltigen verfolgten die Gestalt über die Pennsylvania Avenue und durch den Ellipse Park 56 . Als offensichtlich wurde, dass er nicht Schritt halten konnte, zückte Lamon, ganz außer Atem, seinen Revolver und schoss ohne Rücksicht auf Passanten, die er hätte treffen können, so lange auf die fliehende Gestalt, bis sein Magazin leer war.
    56 Ein kreisrunder und zweiundfünfzig Morgen großer Park, der als Lagerplatz für die Truppen der Union verwendet wurde.
    Die Dreifaltigen holten den Flüchtigen immer mehr ein. Sie verfolgten den Vampir in südlicher Richtung, rannten auf das unvollendete Washington Monument zu und über die umliegenden Felder, auf denen Rinder grasten. Die Bauarbeiten an dem gewaltigen Obelisken aus Marmor (mit hundertfünfzig Fuß maß er gerade mal ein Drittel seiner späteren Höhe) waren unterbrochen und eine provisorische Schlachterei im Schatten der Baustelle eingerichtet worden, um den Bedürfnissen einer hungrigen Armee gerecht zu werden. In diesem länglichen Holzgebäude verschwand der Fremde nun, in dem verzweifelten Versuch, seine Verfolger abzuschütteln, die nur mehr fünfzig Yards hinter ihm zurücklagen. Vielleicht würde es drinnen Messer geben,

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