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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Hoffnungsschimmer kehrte zurück. Es kann sich nicht um Vampirblut gehandelt haben, sagte ich mir – denn dann wäre er mit Sicherheit jetzt schon tot.
    Doch nach einer kurzen Atempause von wenigen Stunden dramatisierte sich Willies Gesundheitszustand erneut. Er konnte weder essen noch trinken, ohne dass es ihm furchtbar schlecht wurde. Sein Körper welkte buchstäblich dahin und wurde immer schwächer, und auch das Fieber wollte einfach nicht nachlassen. Am neunten Tag war er nicht mehr ansprechbar. Und am zehnten Tage, allen Bemühungen der besten verfügbaren Ärzte zum Trotz, zeichnete sich allmählich ab, dass Willie sterben würde.
    Mary war nicht in der Lage, noch einen weiteren Sohn im Arm zu halten, während er von uns ging. Also war es an mir, unseren schlafenden Sohn in den Arm zu nehmen und sanft durch die Nacht zu wiegen … durch den nächsten Morgen … und den darauffolgenden Tag. Ich weigerte mich, ihn gehen zu lassen; weigerte mich, das letzte bisschen Hoffnung darauf aufzugeben, dass Gott doch nicht so grausam sein konnte.
    Abb. 19–1. – Mary Todd Lincoln posiert mit zweien ihrer drei Söhne, die sie noch zu Lebzeiten würde beerdigen müssen – Willie (links) und Tad (rechts).
    Am Donnerstag, den 20. Februar 1862, um fünf Uhr nachmittags starb Willie Lincoln in den Armen seines Vaters.
    Elizabeth Keckley war eine entlassene Sklavin, die hauptsächlich als Mary Lincolns Schneiderin arbeitete. Jahre später erinnerte sie sich an den Anblick von Lincoln, der mit schmerzverzerrtem Gesicht ungeniert weinte. »Genie und Größe«, sagte sie, »weinten über der Liebe verlorenen Abgott.« John Nicolay erinnerte sich, wie der zähe, große Präsident in sein Arbeitszimmer ging »wie in einer Art Trance«. »Nicolay«, sagte er und starrte ins Leere, »mein Junge ist tot … tatsächlich tot.« Abe schaffte es kaum noch bis in sein Arbeitszimmer, bevor er in Tränen ausbrach.
    Die darauffolgenden vier Tage ließ Abe die Regierungsgeschäfte ruhen. Aber er füllte beinahe zwei Dutzend Seiten seines Tagebuchs. Einige davon mit Klagen …
    [Willie] wird niemals die zärtliche Berührung einer Frau erfahren, nicht die besonderen Freuden einer ersten Liebe erleben. Er wird niemals das unendlich innige Gefühl kennenlernen, wenn man seinen ei g enen kleinen Sohn in den Armen hält. Er wird niemals die großen Werke der Literatur lesen oder die großartigsten Städte der Welt sehen. Er wird keinen Sonnenaufgang mehr erleben oder einen weiteren Regentropfen auf seinem süßen Gesicht spüren …
    Einige davon mit Selbstmordgedanken …
    Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der einzige Frieden in diesem Leben darin liegt, ihm ein Ende zu bereiten. Lass mich endlich aus diesem Alptraum erwachen … diesem kurzen, bedeutungslosen Alptraum von Kampf und Verlust. Von endloser Aufopferung. Alles, was ich liebe, wartet auf der anderen Seite des Todes. Lass mich endlich den Mut finden, die Augen zu öffnen.
    Und einige davon auch mit blinder Wut …
    Ich möchte diesem feigen Gott ins Gesicht blicken, der sich an solchem Kummer ergötzt! Der Gefallen daran findet, Kinder dahinzuraffen! Daran, unschuldige Söhne aus den Armen ihrer Mütter und Väter zu reißen! Oh, lasst mich in sein Gesicht schauen und ihm sein schwarzes Herz herausreißen! Ich will ihn niederstrecken, wie ich es mit so vielen seiner Dämonen zuvor getan habe!
    _
    Es wurden Vorkehrungen getroffen, Willies Leichnam nach Springfield zu überführen, wo er in der Nähe vom ständigen Wohnsitz der Lincolns begraben werden sollte. Doch Abe konnte den Gedanken, dass sein geliebter Sohn so weit entfernt sein würde, nicht ertragen, also wurde im letzten Moment beschlossen, dass Willie bis zum Ende der Amtszeit seines Vaters in einer Gruft in Washington verbleiben sollte. Zwei Tage nach der Beerdigung (der Mary, überwältigt von Trauer, nicht beiwohnen hatte können) kehrte Abe zur Gruft zurück und ordnete die Öffnung des Sargs seines Sohnes an.
    Ich saß neben ihm, wie ich es in so vielen Nächten seines kurzen Lebens getan hatte, und rechnete fast damit, er würde jeden Moment aufwachen und mich umarmen – denn der Leichenbestatter hatte derart gute Arbeit geleistet, dass es so schien, als schliefe er bloß. Ich blieb eine Stunde oder länger bei ihm und sprach liebevoll mit ihm. Musste lachen, als ich ihm Geschichten erzählte von seinen kindlichen Dummheiten … seinen ersten Schritten … seinem putzigen Lachen. Ich bekräftigte ihm, wie sehr er

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