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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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für immer geliebt werden würde. Als unsere Zeit um war und der Deckel seines Sargs wieder geschlossen wurde, fing ich an zu weinen. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass er allein in diesem kalten, dunklen Kasten bleiben musste. Allein an einem Ort, an dem ich ihn nicht trösten konnte.
    Da Mary das Bett hütete, suchte Abe in der Woche nach Willies Tod Zuflucht hinter der verschlossenen Tür seines Arbeitszimmers. Aus Sorge um seine Gesundheit sagten Nicolay und Hay all seine Termine auf unbestimmte Zeit ab, und Lamon und die Dreifaltigen hielten rund um die Uhr vor seiner Tür Wache. Dutzende seiner Anhänger kamen in jener Woche, um dem Präsidenten ihr Beileid auszusprechen. Allen sagte man Dank und schickte sie höflich weg – bis zur Nacht vom 28. Februar, als ein Mann unverzüglich in sein Arbeitszimmer geführt wurde.
    Er hatte den Namen genannt, der niemals abgewiesen werden konnte.
    IV
    »Ich habe keine Vorstellung von der Bürde, die auf dir lastet«, sagte Henry. »Die Sorgen einer ganzen Nation auf deinen Schultern … die Last des Krieges. Und nun auch noch der Kummer über einen weiteren begrabenen Sohn.«
    Abe saß im Widerschein des Kaminfeuers. An der Wand darüber hing seine alte Axt. »Ist das der Grund für dein Kommen, Henry? Um mich an mein Elend zu erinnern? Wenn dies der Fall ist, dann versichere ich dir – ich bin mir dessen nur allzu bewusst.«
    »Ich bin gekommen, um einem alten Freund mein Beileid auszusprechen … und um dir einen Vorschl…«
    »Nein!«, stieß Abe ohne Zögern hervor. »Ich möchte es nicht hören! Ich werde mich nicht noch einmal damit quälen lassen!«
    »Ich habe nicht die Absicht, dich zu quälen.«
    »Was ist es dann, Henry? Sag mir – was willst du? Mich leiden sehen? Sehen, wie die Tränen ungehindert meine Wangen hinunterlaufen? Hier – bist du jetzt zufrieden?«
    »Abraham … «
    Abe erhob sich von seinem Stuhl. »Mein ganzes Leben habe ich damit verbracht, deine Aufträge zu erfüllen, Henry! Mein ganzes Leben lang! Und wofür das alles? Welches Glück hat es mir beschert? Alles, was ich je liebte, ist deinesgleichen zum Opfer gefallen! Ich habe dir alles gegeben. Was habe ich im Gegegenzug dafür von dir bekommen?«
    »Ich habe dir meine immerwährende Loyalität entgegengebracht; meinen Schutz vor den … «
    »Den Tod!«, sagte Abe. »Du hast mir den Tod gebracht!«
    Abes Blick fiel auf die Axt über dem Kamin.
    Alles, was ich je liebte …
    »Abraham … gib dieser Verzweiflung nicht nach. Denk an deine Mutter – denk an ihre letzten Worte.«
    »Versuch nicht, mich zu manipulieren, Henry! Und tu nicht so, als kümmere dich mein Leid! Dich kümmert nur dein eigener Vorteil! Dein Krieg! Du weißt nicht, was Verlust ist!«
    Nun erhob auch Henry sich. »Ich habe die letzten dreihundert Jahre um eine Frau und ein Kind getrauert, Abraham! Um das Leben, das mir gestohlen wurde; tausend Lieben, die ich an die Zeit verlor! Du weißt nichts von den Anstrengungen, die ich auf mich genommen habe, um dich zu schützen! Nichts davon, wie sehr ich gelitt…«
    Henry fasste sich wieder.
    »Nein«, sagte er. »Nein … nicht auf diese Art. Dafür sind wir schon zu weit gekommen.« Er griff nach Hut und Mantel. »Du hast meine Achtung und mein Angebot. Wenn du dich dafür entscheidest, Willie im Grab zu lassen, dann soll es so sein.«
    Der Klang von Willies Namen ließ mich die Kontrolle verlieren – Henrys kaltherziger Ton weckte einen solchen Zorn in mir, dass ich die Axt von ihrer Halterung riss. Mit einem Schrei zielte ich damit auf seinen Kopf und verfehlte ihn lediglich um Haaresbreite. Stattdessen traf ich die Uhr über dem Kamin. Ich schlug erneut zu, aber Henry wich meiner Klinge mit einem Satz aus. Da flog die Tür zu meinem Arbeitszimmer auf, und die Dreifaltigen kamen hereingestürmt. Als sie uns sahen, erstarrten sie – unsicher darüber, wem ihre Loyalität mehr galt. Lamon jedoch plagten keine solchen Zweifel. Schon beim Eintreten hatte er seinen Revolver gezückt und ihn auf Henry gerichtet – doch einer der Vampire entriss ihm die Waffe, ehe er abdrücken konnte.
    Henry stand mit ausgebreiteten Armen in der Mitte des Raumes. Ich griff erneut an – erhob meine Axt im Ansturm auf ihn. Henry zuckte nicht einmal mit der Wimper, als ich auf ihn zukam. Stattdessen ergriff er die Axt, als ich damit nach seinem Kopf schlug, entriss sie mir und zerbrach sie. Die beiden Hälften ließ er zu Boden fallen. Ich ging mit den Fäusten auf ihn los,

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