Abraham Lincoln - Vampirjäger
versorgt, und er bleibt bei Bewusstsein, solange das Sägeblatt langsam vor und zurück gleitet, durch seinen Magen und dann durch den Brustkorb. Die anderen Gefangenen werden gezwungen, dies mit anzuschauen, bevor sie dasselbe grausame Schicksal erdulden müssen.
Gerüchte von konföderierten »Geistern« und »Dämonen«, die die Soldaten der Union aus ihren Zelten rissen, um ihr Blut zu trinken, verbreiteten sich im zweiten Kriegssommer in den Reihen der Union. Man konnte die Soldaten nachts ein beliebtes Lied an den Lagerfeuern singen hören:
Von Flor’da bis Virginny hört man ihn schwelgen,
Denn ol’ Johnny Reb ist im Bund mit dem Teufel.
Schickt’ ihn nach Norden, das Lügenmaul,
zerrt unsre Jungs in den Feuerpfuhl …
In mindestens einem Fall verleiteten diese Gerüchte eine Gruppe von Soldaten der Union dazu, auf einen der Ihren loszugehen. Am 5. Juli 1862 wurde Gefreiter Morgan Sloss von fünf seiner Kameraden ermordet, während sie ihr Lager nahe der Berkley Plantage in Virginia aufgeschlagen hatten.
Sie zerrten ihn mitten in der Nacht aus seinem Zelt, verprügelten ihn und beschuldigten ihn die ganze Zeit, ein »blutsaufender Dämon« zu sein. (Wenn der Junge wirklich ein Vampir gewesen wäre, dann hätte er eine bessere Vorstellung abgegeben, als er sich verteidigte.) Sie banden ihn an eine Pferdestange und gingen mit Stöcken und Schaufeln auf ihn los – forderten, er solle gestehen. »Gib zu, dass du ’n blutsaufender Dämon bist, und wir lassen dich laufen!«, schrien sie und prügelten die ganze Zeit weiter auf ihn ein, bis er heulte und um Gnade flehte. Nach einer Viertelstunde kam schließlich ein gemurmeltes Geständnis über seine blutigen Lippen. Ich nehme an, der Junge hätte behauptet, Christus höchstpersönlich zu sein, wenn es ein Ende seiner Qualen bedeutet hätte. Sobald man sein Geständnis vernommen hatte, wurde er mit Lampenöl übergossen und bei lebendigem Leibe verbrannt. Die Angst, die er ausgestanden haben muss … die Bestürzung und die Angst … ich kann nicht daran denken, ohne meine Fäuste in Wut zu ballen. Wenn ich doch nur durch ein Wunder der Zeit oder des Himmels dort gewesen wäre, um einzugreifen.
Abe war durch den Zwischenfall tief beunruhigt – nicht nur aufgrund der Brutalität, sondern weil es auch bedeutete, dass die Strategie der Konföderation aufging.
Wie können wir diesen Krieg gewinnen, wenn unsere Männer anfangen, sich gegenseitig umzubringen? Wie können wir auf den Sieg hoffen, wenn sie bald zu verängstigt zum Kämpfen sein werden? Für jeden Vampir, der unsere Sache unterstützt, kämpfen zehn auf Feindesseite. Was kann ich ihnen schon entgegensetzen?
Wie so oft kam Abe die Antwort im Traum. Aus einem Eintrag vom 21. Juli 1862:
Ich war wieder ein Junge … saß auf einem mir sehr vertrauten Zaunbalken in der Kälte eines wolkenverhangenen Tages und beobachtete die Reisenden, die auf dem Old Cumberland Trail an mir vorbeizogen. Ich erinnere mich, einen Pferdewagen voll mit Negern gesehen zu haben, jeder von ihnen an den Handgelenken gefesselt, ohne dass auch nur eine Handvoll loses Heu ihnen die holprige Fahrt bequemer gemacht oder eine Decke sie vor der kalten Winterluft geschützt hätte. Mein Blick kreuzte im Vorbeifahren den eines Negermädchens, die Jüngste von allen, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Ich wollte mich abwenden (so sorgenvoll wirkte ihre Miene), doch ich konnte nicht … denn ich wusste, wohin sie gebracht wurde.
Die Nacht war angebrochen. Ich war dem Negermädchen zu einer Scheune gefolgt (wie, weiß ich nicht). Drinnen brannten Fackeln, und Öllampen baumelten von der Decke. Ich sah zu, wie sie und die anderen sich in einer Reihe aufstellen mussten, die Augen fest auf den Boden gerichtet. Ich sah zu, wie sich jeweils ein Vampir hinter einem der Sklaven aufstellte. Ihr Blick traf meinen erneut, als die Fänge hinter ihr hervortraten und ein Paar Klauen sich um ihren zarten Hals legten.
»Gerechtigkeit … «, seufzte sie und starrte mich an.
Die Fänge bohrten sich in ihre Haut.
Ihre Schreie verschmolzen mit meinen eigenen, als ich erwachte.
_
Am nächsten Morgen berief Abe sein Kabinett ein.
»Gentlemen«, fing ich an, »wir haben sehr viel über das wahre Wesen dieses Krieges gesprochen, über den wahren Feind. Wir haben uns – immer im Geiste der Freundschaft – über den besten Weg gestritten, wie diesem Feind beizukommen ist, und seine Macht beklagt, Furcht in die Herzen unserer Männer zu
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