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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Mann beim Fischen von Wilden überfallen worden sei. Aber Schreie in der Nacht, gefolgt vom Verschwinden von vier Männern, einer Frau und einem Kind? Das war nicht ganz so einfach zu erklären. Sie würden seine Worte infrage stellen. Er würde auffliegen. Und das konnte er nicht zulassen. Einen nach dem anderen schleppte er ihre geschundenen Körper fort. Nur einer der hundertzwölf Siedler blieb von seinem Zorn verschont.
    Crowley hatte gezögert, Virginia Dare zu töten. Ein Kind, das er selbst auf die Welt geholt hatte? Die erste englische Seele, geboren in der Neuen Welt? So etwas hatte einen sentimentalen Wert. Davon abgesehen würde sie sich nicht an die Geschehnisse dieser Nacht erinnern können, und eine junge Gefährtin könnte ihm in den einsamen Jahren, die noch folgen würden, durchaus von Nutzen sein.
    »Er kehrte mit dem Säugling auf dem Arm aus dem Wald zurück. Ich nehme an, er war überrascht, mich am Leben vorzufinden – wenn auch nur gerade so. Ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten, während ich die Buchstaben › CRO ‹ in einen Baumstamm ritzte, in einem letzten verzweifelten Versuch, die Identität meines Mörders zu enthüllen, bevor ich starb. Des Mörders meiner Frau und meines Kindes. Doch als er seine Überraschung überwunden hatte, brach er in schallendes Gelächter aus, denn ich hatte ihn unbeabsichtigterweise auf eine brillante Idee gebracht. Er legte den Säugling ab, nahm mir das Messer aus der Hand und schnitzte das Wort ›Croatoan‹ an einen Zaunpfahl. Er grinste die ganze Zeit bei dem Gedanken, dass John White als Vergeltungsmaßnahme ganze Horden nichtsahnender Eingeborener massakrieren würde.«
    Crowley war schon im Begriff, Henry den Kopf abzuschlagen, als er erneut zögerte.
    »Plötzlich kam ihm in den Sinn, dass er von nun an im Umkreis von dreitausend Meilen das einzige Englisch sprechende Wesen sein würde – ziemlich einsame Aussichten für jemanden, der so gern Witze erzählte. Wer würde denn dann über sie lachen? Ich beobachtete, wie er neben mir niederkniete und sich das Handgelenk mit dem Fingernagel anritzte. Dann ließ er mir das Blut übers Gesicht und in den Mund spritzen.«
    Crowley begrub noch die letzten Siedler und brach dann nach Süden, in Richtung der spanischen Kolonien auf, wobei er ein schreiendes Baby auf einem Arm und den halbtoten Henry im anderen mit sich trug. Bald schon würden die Übelkeit und die Halluzinationen verflogen sein, und wenn sich dann seine Knochen selbst regeneriert hätten, würde sein Gefährte zu neuem Leben in der Neuen Welt erwachen. Aber zunächst würde Thomas Crowley sich ein wahres Festmahl mit dem ersten englischen Blut, das auf diesem Kontinent geboren wurde, gönnen.
    Er hatte beschlossen, sich an Virginia Dare gütlich zu tun.
    VI
    Zwanzig Tage nachdem Henry ihn bewusstlos zu sich nach Hause gebracht hatte, war Abe wieder so weit wohlauf, dass er sein Krankenzimmer verlassen und eine Besichtigungstour durch das Haus unternehmen konnte.
    Ich war erstaunt, dass mein fensterloses Zimmer tatsächlich nur ein Teil eines Hauses war, das ganz und gar ohne Fenster auskam. Ein Haus, das in die Erde gegraben und dessen Wände und Böden akribisch aus Steinen und Lehm geformt worden waren. Es gab eine Küche, wo er mein Essen auf einem Holzofen zubereitet hatte, eine Bibliothek, aus der er immer einen Nachschub an Büchern für mich hervorzauberte, und eine zweite Schlafkammer. Alle Räume wurden mit Öllampen beleuchtet, und alle waren sie mit geschmackvollen Möbeln eingerichtet und mit allerlei goldgerahmten Gemälden ausgestattet, als seien diese Henrys Fenster in die Welt.
    »Das«, so Henry, »habe ich mir in den letzten sieben Jahren zur Aufgabe gemacht, dieses Haus zu bauen, Schaufel für Schaufel.«
    Alle vier Zimmer führten in ein kleines Treppenhaus, den einzigen Bereich des Hauses, der teilweise von Sonnenlicht erhellt wurde, welches sanft von oben einfiel. Dort befanden sich auch die Holzstufen, auf denen ich unzählige Male Henrys Schritte gehört hatte. Wir stiegen sie hinauf zu einer wenig stabil wirkenden hölzernen Tür, durch deren zahllose Ritzen das Sonnenlicht hereinblitzte. Als ich sie öffnete und über die Schwelle trat, war ich überrascht, mich plötzlich in einer kleinen Blockhütte wiederzufinden. Diese war spärlich eingerichtet und verfügte lediglich über einen Ofen, einen Vorleger und ein Bett. Henry setzte eine Brille mit dunklen Gläsern auf, bevor wir hinaus ans Tageslicht

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