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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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vergeblich suchen. Hier sind die Leute eigentümlicherweise daran gewöhnt, ihre Waren ausschließlich gegen Geld einzutauschen.«
    »Verstehe … nun ja, trotzdem danke für Ihre Zeit und Mühe. Guten Tag.«
    Vielleicht empfand er Mitleid mit mir aufgrund der misslichen Lage, in der ich mich befand, oder wegen des erschöpften Eindrucks, den ich machte. Vielleicht war er aber auch nur genauso ohne Freunde wie ich. Jedenfalls hielt er mich zurück und bot mir an, sein eigenes Zimmer über dem Laden mit mir zu teilen, »auf Kredit – bis Sie in der Lage sind, Ihrer eigenen Wege zu gehen«. Ich muss zugeben, dass ich in Erwägung zog, sein Angebot auszuschlagen. Allein die Vorstellung, mit einer derart lästigen Schmeißfliege das Zimmer zu teilen! Da wollte ich mein Glück doch lieber auf irgendeinem Heuboden versuchen! Da mir aber nichts Besseres einfiel, dankte ich ihm und nahm sein Angebot an.
    »Natürlich werden Sie einige Zeit für den Umzug benötigen«, sagte Speed.
    Abe ging nach draußen. Und nur einen Moment später kehrte er mit seinen Satteltaschen zurück und stellte sie am Boden ab.
    »Ich bin bereits umgezogen.«
    II
    Springfield boomte. Holzhütten und Ochsenkarren wichen Ziegelgebäuden und Kutschen, und auf einen Bauern schienen inzwischen zwei Politiker zu kommen. Es war weit weg von New Salem – und noch weiter entfernt lag die entbehrungsreiche Zeit im Grenzland von Little Pigeon Creek. Aber mit all dem aufregenden Trubel und den Vorzügen des Stadtlebens ging auch eine neue Grausamkeit einher, die Abe nicht gewohnt war. Seine Beschreibung eines Zwischenfalls gibt einen Einblick in die wachsende Gewaltbereitschaft einer sich stetig vergrößernden Stadt und ist ein weiterer Beleg für Lincolns anhaltende Schwermut.
    Heute wurde ich Zeuge, wie eine Frau und ihr Mann erschossen wurden – wobei Letzterer verantwortlich für den Tod der beiden war. Ich befand mich auf der Straße vor der Kanzlei im Gespräch mit unserem Mandanten Mr. John S. Wilbourn, als ich einen lauten Schrei vernahm und sah, wie eine Frau von etwa fünfunddreißig Jahren aus dem Thompson’s 23 gerannt kam. Ein Mann lief mit einem Bündelrevolver 24 in der Hand hinter ihr her, zielte und schoss ihr direkt in den Rücken. Sie fiel mit dem Gesicht voraus auf die Straße, fasste sich an den Bauch und rollte dann auf den Rücken, in dem Versuch, sich aufzurichten. Es gelang ihr nicht. Wilbourn und ich stürzten zu ihr, ohne uns darum zu scheren, dass der Ehemann mit gezückter Pistole drohend über ihr stand. Alarmiert von dem Lärm liefen die Leute auf der Straße zusammen und wurden vom Knall eines zweiten Schusses empfangen. Dieser hinterließ ein Loch im Kopf des Ehemannes. Auch er brach zusammen – und das Blut spritzte mit jedem Herzschlag aus seiner Wunde.
    23 Eine Pension, die sich auf der Hoffman’s Row befand.
    24 Eine kleine dreiläufige Pistole, mit der drei Schuss (einer aus jedem Lauf) abgefeuert werden können, ohne nachzuladen.
    Es ist seltsam, wie schnell der Körper stirbt. Welch ein vergänglicher Zustand unser Dasein doch ist. Mit einem Wimpernschlag ist die Seele entschwunden – und an ihrer statt bleibt nichts als eine leere, unbedeutende Hülle zurück. Ich habe von denen gelesen, die an den Galgen und den Gillotinen [sic] Europas starben. Ich habe von den großen Kriegen vergangener Zeiten gelesen und davon, wie Männer zu Abertausenden abgeschlachtet wurden. Und wir schenken ihrem Tod nur flüchtige Beachtung, denn es liegt in unserer Natur, solche Gedanken aus unseren Köpfen zu verdrängen. Aber indem wir dies tun, vergessen wir, dass sie alle einmal genauso am Leben waren wie wir selbst und dass ein Strick, eine Kugel oder eine Klinge ihnen in einem letzten heiklen Moment dieses Leben entriss. Entriss ihnen ihre frühesten Tage als Wickelkinder und ihre graue, unverwirklichte Zukunft. Wenn man nur daran denkt, wie viele arme Seelen in der Geschichte der Menschheit dieses Schicksal erlitten haben – die zahllosen Morde namenloser Männer, Frauen und Kinder … es ist zu viel, um es zu ertragen.
    Glücklicherweise war Lincoln mit seinen Pflichten als Anwalt zu sehr beschäftigt, als dass er lange über den Tod hätte nachsinnen können. Wenn er nicht gerade bei einer Ausschusssitzung oder einer Abstimmung gebraucht wurde, nahm er wahrscheinlich gerade die Aussage eines Mandanten zu Protokoll oder strengte einen Prozess vor dem Gericht von Springfield an (die meisten der von ihm betreuten Fälle

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