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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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wie sie sich auf mich gestürzt hatte, lenkte sie ein … und hielt ihre Hände hoch wie zum Zeichen ihrer Kapitulation.
    »Ich möchte nur zu gern wissen … welchen Zorn hegen Sie gegen mich, Mr. Lincoln?«
    »Sie, Ma’am, erregen den Zorn Gottes. Ich vollstrecke lediglich sein Urteil über Sie.«
    »Sehr gut«, sagte sie lachend. »Das ist wirklich vortrefflich. Nun, zu Ihrem Besten hoffe ich, dass Sie als Kämpfer begabter sind denn als Anwalt.«
    Sie griff mich erneut an und schlug mir dabei das Messer aus der Hand – ich war geschwächt vom Fieber. Schneller, als ihnen meine Blicke folgen konnten, zielten ihre Fäuste auf mein Gesicht und meinen Bauch, und schon hatte ich den Geschmack von Blut im Mund. Mit jedem Treffer taumelte ich ein Stück zurück, bis ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Zum ersten Mal seit jener Nacht, in der Henry mich gerettet hatte, spürte ich den Tod in meinem Nacken.
    Henry hatte Unrecht …
    Ich brach zusammen, und sie stürzte sich ohne zu zögern auf mich – meine Arme zitterten, als ich wieder versuchte, sie mir vom Leibe zu halten. Und dann gruben sich ihre Fänge in meine Schulter. Der Schmerz von durchbohrtem Fleisch und Muskeln. Die Hitze des Blutes, das in die Wunde schoss. Der Druck in meinen Venen. Ich hörte auf, an ihren Haaren zu zerren, und legte die Hand flach auf ihren Hinterkopf, als würde ich einer Freundin in Zeiten des Kummers Trost spenden. Alle Besorgnis war plötzlich verflogen. Aller Schmerz. Das warme Gefühl von Whiskey. Ein ungekanntes Glück.
    Dies sind die letzten Sekunden meines Lebens.
    Ich entzündete den Märtyrer an dem elfenbeinernen Kamm in ihrem Haar. Er leuchtete auf – heller als die Sonne, einem Heiligenschein hinter ihrem Kopf gleich. Ihr rotes Haar ging sofort in Flammen auf, und ich spürte, wie ihre Fänge sich von mir lösten; hörte ihre Schreie, als sie sich auf dem Boden wälzte – das Feuer griff auf ihr Kleid über, wollte nicht mehr von ihr ablassen. Mit letzter Kraft kam ich auf die Knie, wurde meiner Axt wieder habhaft und rammte sie ihr in den Schädel. Sie war dahin, doch ich hatte weder die Kraft, sie zu begraben, noch die Energie, eine Meile zurück zu meiner Pension zu gehen. Also zog ich ihre Leiche einfach nur ins Haus, schloss die Tür hinter uns, und, nachdem ich ein Stück ihres Bettlakens abgerissen und meine Wunde damit verbunden hatte, sank ich auf ihre Schlafstatt.
    Ich gehe nicht davon aus, dass ich an ein und demselben Tage noch einmal die Gelegenheit bekommen werde, einen Mandanten zu verteidigen und zu ermorden.
    Wenn Abe im Gerichtskreis unterwegs war, blieben seine Jagdzüge auf die Dunkelheit beschränkt. Doch wenn er von Springfield aus arbeitete, gefiel es ihm mehr und mehr, auch tagsüber auf die Jagd zu gehen.
    Eine meiner liebsten Listen war es, das Haus eines schlafenden Vampirs in Brand zu stecken, wenn die Sonne gerade ganz hoch am Himmel stand. Dies ließ dem Teufel lediglich zwei recht zweifelhafte Optionen: Entweder er trat mir im Tageslicht entgegen, wo er schwach und halb blind war, oder er blieb im Haus und verbrannte. Für was er sich entschied, war mir einerlei.
    Als Abe 1838 erneut ins Parlament des Bundesstaats gewählt wurde, war er in Springfield bereits bekannt als ein eloquenter Redner und kompetenter Jurist. Ein Mann mit Fähigkeiten und Ambitionen zugleich. Ein Mann, der es wert war, geachtet zu werden. Er war neunundzwanzig Jahre alt, und in weniger als einem Jahr war er vom mittellosen Neuling, der auf einem geborgten Pferd angeritten kam, zu einem Mann geworden, der mit der Hauptstadtelite verkehrte (auch wenn er seiner Schulden wegen mittellos geblieben war). Mit seiner ungeschliffenen Geselligkeit zog er Dinnerpartygäste in seinen Bann und beeindruckte Abgeordnetenfreunde durch die mühelose Art, mit der er Sachverhalte auffasste. »Seine Tischmanieren sind etwas derb«, schrieb sein Parteikollege Ebenezer Ryan an einen Freund. »Und sein Anzug könnte ein paar Flickarbeiten vertragen. Aber er verfügt über den vortrefflichsten Verstand, der mir je begegnete, und er besitzt die Gabe, seine Gedanken in eloquente Wendungen zu fassen. Ich könnte mir vorstellen, dass er eines Tages Gouverneur wird.«
    Abe dachte zudem immer seltener an Ann Rutledge.
    Es ist wahr, was man über die Zeit sagt. Ich merke, dass meine Schwermut in letzter Zeit sehr viel besser geworden ist, und ich gehe meine Jagdzüge mit neuem Eifer an. Mutter 25 schickte mir die Nachricht, dass sie

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