Abraham Lincoln - Vampirjäger
war drei Jahre, zehn Monate und achtzehn Tage alt, als er starb.
Aus einem Eintrag vom 1. Februar 1850, nur wenige Stunden, nachdem sein Sohn dahingeschieden war:
Ich habe meinen kleinen Jungen verloren … Ich vermisse ihn so sehr.
Es gibt keine Freude in diesem Leben …
Es besteht kein Grund, zu vermuten, Eddys Tod hätte irgendetwas mit Vampiren zu tun gehabt. Schon im Dezember war er erkrankt (vermutlich an Tuberkulose) und siechte allmählich dahin, während seine Mutter an seinem Bett wachte und ihm vergeblich die Brust mit Balsam einrieb.
Mary konnte es nicht ertragen, Eddy allein in seinem Bett sterben zu lassen. Sie drückte seinen bewusstlosen Körper an sich, hielt unseren kleinen Jungen sanft im Arm, wiegte ihn durch die Nacht … bis er von uns gegangen war.
Mary sollte nie mehr dieselbe sein. Obwohl sie später noch zwei weitere Söhne begraben würde müssen, sollte nichts mehr an den Kummer heranreichen, den der Verlust ihres »Engelsjungen« ihr bereitet hatte. Drei Tage nach seinem Tod hatte sie noch immer keinen Bissen zu sich genommen oder geschlafen oder auch nur aufgehört zu weinen.
[Mary] ist untröstlich. Es ist nur gut so, denn ich bin nicht in der Verfassung, ihr Trost zu spenden. Habe Speed und Armstrong benachrichtigt und sie gebeten herzukommen. Habe einen Brief von Henry erhalten, in dem er sein Beileid zum Ausdruck bringt und ankündigt, noch vor morgen Mittag [nach Springfield] zu kommen. Wie er von Eddys Ableben erfahren konnte, weiß ich nicht.
Eddy fand seine letzte Ruhestätte auf dem Hutchinson-Friedhof, nur ein paar Häuserblocks von Abes und Marys Haus entfernt.
Den ganzen Trauergottesdienst über hielt ich Bob und Mary fest, und wir weinten alle drei gemeinsam. Armstrong und Speed standen uns zur Seite sowie viele unserer Freunde und Gönner. Henry beobachtete uns aus einigem Abstand, denn er wollte mir nicht noch mehr Kummer bereiten, indem er Marys Misstrauen 31 weckte. Dennoch sorgte er dafür, dass ich vor dem Gottesdienst eine Nachricht erhielt. Darin standen weitere Beileidsbekundungen … und die Erinnerung, dass es noch einen anderen Weg gab.
31 Mary hatte keine Ahnung, wer Henry Sturges war oder dass es so etwas wie Vampire überhaupt gab.
Einen Weg, meinen Jungen wiederzusehen.
Trotz der vermutlich fast unerträglichen Versuchung, seinen kleinen Sohn wiederzusehen, beugte sich Abe der Vernunft.
Er würde für immer Kind bleiben. Ein engelhafter Mörder. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, ihn für immer in die Dunkelheit zu verbannen. Ihn das Töten zu lehren, damit er leben könnte. Ich könnte meinen Sohn nicht zur Hölle verdammen.
Mary schrieb ein Gedicht (vermutlich mit Abes Hilfe), das um den Zeitpunkt von Eddys Beerdigung im Illinois State Journal abgedruckt wurde. Die letzte Zeile findet sich auch auf seinem Grabstein wieder.
Der Nachthimmel Sterne sind verstummt
Die just noch sich strahlend erhoben;
Der purpurne Hauch auf Wang’ und Mund
Mit den Kräften des Herzens verflogen –
Der Engel des Todes schwebt’ hinunter die Stufen,
der liebliche Bub’ ward nach Hause gerufen.
Die seidigen Wellen des glänzenden Haars,
Umschmiegen still die marmornen Züge,
Wo bleicher Mund und Perlenwange,
Verraten die Wirkung des Todes Fuge.
Der unschuld’gen Knospe erblühte Triebe,
Gedeihet weiter im Himmel der Liebe.
Viel glücklicher ist das Engelskind
Mit Harfe und goldener Krone,
Das trällert vor des Retters Throne
Von Gnade, uns noch nicht zum Lohne.
Eddy, erfüllt von himmlischer Liebe,
Hinauf ins Reich der Seligen fliege.
Engelsjunge – nun lebe wohl,
Lebwohl, Eddy, bis zum jüngsten Tage!
Doch unsre Liebe erreicht dich nicht,
Wie innig auch die Klage.
Dein neues Heim ist dem Glücke gleich
Denn dergestalt ist das Himmelreich.
NEUN
ENDLICH FRIEDEN
Wir haben die erlesensten Geschenke des Himmels empfangen. Wir wurden all die Jahre in Frieden und Wohlstand bewahrt. Unsere Zahl, unser Vermögen und unsere Macht wuchs, wie es noch keiner anderen Nation je zuteil wurde. Aber wir haben uns von Gott abgewandt. Wir haben uns abgewandt von der gütigen Hand, die uns in Frieden bewahrte und uns vermehrte, bereicherte und stärkte.
Abraham Lincoln, bei der Ausrufung eines Nationalen Fastentages am 30. März 1863
I
Aus der New York Tribune vom Montag, den 6. Juli 1857:
Gewaltsame Zusammenstöße erschüttern die Stadt
Absonderliche Beobachtungen bei Bandenschlägerei
Von H. Greeley
Die brutalen Zusammenstöße, die
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