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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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die Vampire im Dunkeln.
    Es kamen keine Briefe mehr von Henry. Er stattete mir keine Besuche ab, und ich hatte keinen Hinweis darauf, wo er sich aufhielt. Manchmal fragte ich mich, ob er sich endlich damit abgefunden hatte, dass ich nicht mehr für ihn Jagd machte – oder ob er selbst der Axt zum Opfer gefallen war. Ganz gleich, was hinter seiner Abwesenheit steckte, ich war froh darüber. Denn obgleich mich eine tiefe Zuneigung mit ihm verband, dachte ich nur ungern an all die Erinnerungen, die die bloße Erwähnung seines Namens in mir wachrief.
    Abes langer Mantel, durchlöchert von den Rissen und Narben des Kampfes, war kurzerhand verbrannt worden. Seine Pistolen und Messer in eine Truhe gesperrt und im Keller vergessen worden. Die Schneide seiner Axt durfte endlich rosten. Der Todesengel, der seit seinem neunten Lebensjahr über dem nun alt gewordenen Vampirjäger geschwebt war, schien endlich gewichen.
    Doch 1854 kehrte er noch einmal kurz zurück, als Abe von einem Freund aus Clary’s Grove die Nachricht von Jack Armstrongs Tod zugetragen wurde. Aus einem Brief an Joshua Speed:
    Der verfluchte Narr hat sich von einem Pferd töten lassen, Speed.
    Der alte Jack war in einen frühen winterlichen Wolkenbruch geraten und hatte versucht, das sich sträubende sture Vieh am Zügel zu führen. Fast eine Stunde zerrten sie aneinander. Jack (in der typischen Manier der Clary’s-Grove-Jungs) dachte nicht daran, sich seinen Mantel zu holen oder nach Hilfe zu rufen, obwohl er nur noch eine Hand hatte und bis auf die Knochen durchnässt war. Als es ihm endlich gelungen war, das Tier aus dem Regen zu holen, hatte sich Jack bereits den Tod geholt. Eine Woche lang litt er unter hohem Fieber, wurde immer schwächer und starb schließlich. Es scheint mir ein unwürdiges Ende für einen so kräftigen Mann, oder etwa nicht? Ein Mann, der so oft dem Tode entronnen ist, der all die schrecklichen Dinge gesehen hat, die auch wir sahen.
    Im selben Brief gestand Abe, »verwirrt« zu sein aufgrund eines »Mangels an Schmerz« anlässlich von Armstrongs Hinscheiden. Er trauerte, sicher, aber es war eine »andere Art von Trauer«, anders als die lähmende Niedergeschlagenheit, die auf den Tod seiner Mutter, von Ann oder Eddy gefolgt war.
    Ich fürchte, ein Leben im Angesicht des Todes hat mich unempfindlich für beides werden lassen.
    Vier Jahre später würde Abe Jacks Sohn, »Duff« Armstrong, verteidigen, als der wegen Mordes vor Gericht stand. Abe lehnte ein Honorar ab. Er arbeitete unermüdlich, prozessierte leidenschaftlich (mit juristischem Scharfsinn) und erstritt die Freiheit 33 für Duff als letzten Dank an seinen tapferen Freund.
    33 Ein Zeuge behauptete zwar, er habe Duff den Mord aus hundertfünfzig Fuß Entfernung »im hellen Licht des Vollmonds« begehen sehen, aber Abe legte einen Kalender vor, der bewies, dass in der fraglichen Nacht überhaupt kein Mond geschienen hatte.
    II
    Im selben Jahr, in dem Abe den Verlust seines alten Freundes zu beklagen hatte, trieb ihn ein alter Widersacher erneut in die Politik zurück.
    Abe kannte Senator Stephen A. Douglas bereits, seit die beiden junge Abgeordnete im Parlament von Illinois (und glühende Verehrer von Mary Todd) gewesen waren. Obwohl er Demokrat war, hatte sich Douglas lange dagegen gestemmt, die Sklaverei in Gebieten zu erlauben, in denen sie nicht schon existierte. Aber 1854 änderte er plötzlich seine Haltung und verfocht den Kansas-Nebraska-Act, einen Gesetzesentwurf, der das bundesweite Verbot gegen die weitere Ausbreitung der Sklaverei außer Kraft setzen sollte. Durch die Unterschrift von Präsident Franklin Pierce trat das Gesetz am 30. Mai in Kraft. Es erzürnte Millionen von Nordstaatlern und schürte bereits lange Zeit vor sich hin schwelende Spannungen auf beiden Seiten.
    Sosehr ich mich auch bemühte, ich konnte meinen Zorn nicht ignorieren. Er sickerte in meine Gedanken wie Wasser in die Wurzeln eines Baumes, bis er schließlich mein ganzes Dasein durchdrang. Nicht einmal im Schlaf fand ich noch Ruhe, denn nachts wurde ich von schwarzen Gesichtern heimgesucht, alle namenlose Opfer der Vampire. Alle riefen sie mich an. »Gerechtigkeit!«, schrien sie. »Gerechtigkeit, Mr. Lincoln!«
    Dass es die Sklaverei überhaupt gab, war Affront genug. Zu wissen, dass ihre Einführung ein zweifaches Übel barg, machte es für mich nur noch schlimmer. Aber das! Die Vorstellung, dass die verderbten Finger der Sklaverei sich weiter nach dem Norden und dem Westen

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